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Leerstandsquote war früher noch tiefer
Kein Problem auf dem Land – Wohnungsnot betrifft nur die Städte

Regional gibt es heute grosse Unterschiede bei den Leerstandsquoten.
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Während das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum lange nur auf dem Parteiprogramm der Sozialdemokraten stand, haben sich nun auch Parteien wie die SVP oder die Grünen dieser emotionalen Angelegenheit angenommen. Es wird vermutet, dass dieses, verwoben mit der Diskussion um die «9-Millionen-Schweiz», eines der grossen Themen sein könnte bei den National- und Ständeratswahlen, die im Herbst anstehen.

Der Begriff der Wohnungsnot wird zum Politikum, aus Expertenkreisen klingt es aber anders: Für den Chef der Immobilienberatungsfirma Iazi ist die aktuelle Situation keine Not, zumindest nicht schweizweit.

«Wenn bis 2026 tatsächlich 50’000 Wohnungen fehlen würden, dann hätten wir rund 100’000 Personen obdachlos auf den Schweizer Strassen, dies wird nicht eintreten. Bei hoher Nachfrage werden sich die Preise anpassen und die Konsumenten ihren Flächenbedarf reduzieren», so Donato Scognamiglio. Regional gibt es zudem heute bereits grosse Unterschiede, und Leerstandsquoten müssten längerfristig betrachtet werden.

Leerstandsquote nimmt weiter ab 

Als Referenz für eine Mangellage auf dem Wohnungsmarkt dient meist die Leerstandsziffer, also die Anzahl an Mietobjekten, die derzeit leer stehen. Da ist immer wieder von «historischen Tiefständen» die Rede.

Faktisch ist dies jedoch nicht korrekt: Während 2022 schweizweit eine Leerstandsquote von 1,3 Prozent herrschte, lag sie 1989 kurz vor dem Immobiliencrash bei 0,4 Prozent.  

Heisst: Von einem historischen Tiefpunkt kann keine Rede sein, jedoch ist der Rückgang der Leerstandsquote in den letzten Jahren bemerkenswert. Darüber hinaus ist es im Jahr 2021 zum ersten Mal seit 2009 zu einem Rückgang der leer stehenden Wohnungen gekommen.

Jahrelang nahm diese immer zu, so war unter anderem aufgrund der attraktiven Finanzierung die Bautätigkeit besonders hoch. 

Mit dem Zinsanstieg, der Energiekrise und Problemen in den Lieferketten ist die Bautätigkeit eingebrochen, während die Zuwanderung weiter zunahm. Folglich verschärfte sich der Mangel an verfügbaren Mietobjekten. 

Für das aktuelle Jahr prognostiziert Scognamiglio einen weiteren Rückgang: Im Herbst wird ein Leerstand von 1,1 Prozent erwartet. 

Zwischen 5000 und 10’000 Wohnungen fehlen jedes Jahr

National betrachtet, gibt es also laut Scognamiglio keine Wohnungsnot. In den grossen Zentren und den Städten hingegen bleibt die Situation angespannt. Vor allem in Zürich, Zug und Genf sind Wohnungen äusserst knapp, da dort die Leerwohnungsziffern deutlich unter 0,5 Prozent liegen. 

«Solange es so viele Menschen gibt, die hierherziehen wollen, kann die Not nicht so tragisch sein», erklärt Scognamiglio. Eine natürliche Reaktion des Marktes sei es, wenn Menschen gar nicht mehr versuchten, in die Städte und grossen Zentren zu ziehen, weil sie wüssten, dass sie hier sowieso nichts fänden.

Dass immer mehr Ein-Personen-Haushalte entstehen, ist ein weiteres Problem, das vor allem Städte betrifft. Im Schweizer Durchschnitt leben 37 Prozent allein in einer Wohnung oder einem Haus, in der Stadt Zürich machen Ein-Personen-Haushalte 46 Prozent, in Basel und Lausanne gar 49 Prozent der Bevölkerung aus.

Lange war dies kein Problem, da fleissig gebaut wurde. Zwischen 2016 und 2021 wurden mehr Wohneinheiten gebaut, als neue Haushalte entstanden. Mit der Zinswende vergangenes Jahr hat sich das Blatt gewendet.

«Es entstehen mehr Haushalte, als Wohneinheiten gebaut werden», so der Ökonom. Anhand Zahlen des Bundesamts für Wohnungswesen würden in den kommenden Jahren voraussichtlich 5000 bis 10’000 Wohnungen jährlich fehlen.