Premier-Kater LarryOberster Mäusefänger erhält Konkurrenz an der Downing Street
Keir Starmers Kinder wollten eigentlich einen Schäferhund. Nun zieht ein sibirisches Kätzchen bei der Familie ein. Probleme macht die bombensichere Haustür
Keir Starmer legt grossen Wert auf seine Privatsphäre, die Namen seiner beiden Kinder etwa sind unbekannt, sie dürfen von den britischen Medien nicht genannt werden. Den Namen der Familienkatze hat der britische Premierminister hingegen selbst schon öfter verwendet, sie heisst JoJo und ist mit Familie Starmer in die Downing Street gezogen, den Amts- und Wohnsitz des Regierungschefs. Am Montagabend hat Starmer bei BBC Radio nicht nur, aber auch über die Katzenthematik gesprochen, denn die Rolle von Katzen im britischen Regierungsapparat darf nicht unterschätzt werden.
Viele Gebäude in London sind alt, Mäuse sind in solchen Häusern oft unerwünschte Mitbewohner. Seit Jahrzehnten gibt es daher Katzen in Downing Street, beziehungsweise: für gewöhnlich genau eine Katze, «Chief Mouser to the Cabinet Office» genannt. Der Chief Mouser ist selten gefleckt, häufig grau gestreift und war bislang höchstens zweimal schwarz: nämlich Nelson, der Kater von Winston Churchill, sowie ein Kater namens Peter, der von 1929 bis 1946 im Dienst war. Während der Kriegswirren gab es mehrere Chief Mousers, darunter auch eine «Munich Cat» getaufte Katze, um das Abkommen zwischen Neville Chamberlain und Adolf Hitler, nun ja, zu ehren. Der schwarze Peter war knapp 17 Jahre im Amt, eine Zeitspanne, die damals noch für vier Premierminister reichte.
Peter II. hingegen hatte in den 1940ern eine recht unglückliche Karriere, die kaum länger als neulich jene der Premierministerin Liz Truss währte. Ein paar Monate nach seiner Amtseinführung wurde Peter II. beim Spaziergang in Whitehall von einem Auto angefahren (der Name des Fahrers ist der Regierung bekannt) und musste eingeschläfert werden. Peter III. wiederum verpasste das 20-Jahre-Jubiläum nur knapp, war aber Ende der 1950er der erste Chief Mouser, der ins Fernsehen eingeladen wurde.
Larry nimmt es auch mit Füchsen auf
Der aktuell oberste Mäusefänger ist eine Tigerkatze namens Larry, ausgestattet selbstverständlich mit einem eigenen Social-Media-Account. Die meistfotografierte Katze des Vereinigten Königreichs, wenn nicht der Welt, lebt und arbeitet seit 2011 in Downing Street, und Keir Starmer ist bereits der sechste Premierminister, der in dieser Zeit eingezogen ist.
Und jetzt also kommt JoJo hinzu, und nicht nur das: Starmer verriet am Montag – da feierte er seinen 62. Geburtstag –, dass die seit Monaten andauernden Gespräche mit den Kindern über die Anschaffung eines Schäferhundes abgeschlossen wurden, es sei «ein langer Sommer der Verhandlungen» gewesen. «Wir bekommen jetzt eine Katze statt eines Hundes», sagte Starmer. Ja: noch eine.
Das Problem sei nur, die einzige Tür ins Freie sei leider bombengesichert, weshalb «es sich als schwierig erwies, eine Katzenklappe zu bekommen». Allerdings hätten ja alle Katzen in Downing Street das gleiche Problem, sagte Starmer, daher habe man sich auf das sibirische Kätzchen geeinigt, das seine Tochter just an diesem Tag abholte.
Ob Starmer damit eine weise Entscheidung traf? Wie die Downing-Street-Chief-Mousers mit Konkurrenz umgehen, ist hinlänglich bekannt. Von Larry gibt es Videos, wie er fauchend einen Fuchs aus der Strasse jagt, der doppelt so gross ist wie er. Und auch der damalige Labour-Premierminister Harold Wilson hatte beim Einzug 1964 eine eigene Katze dabei, zu der Zeit diente in Downing Street Peta, die erste weibliche Katze im Amt. Sie galt als fett und aufbrausend, überliefert sind mehrere Kämpfe zwischen Peta und Wilsons Katze Nemo. Harold Wilsons Frau Mary habe, heisst es, einmal versucht dazwischenzugehen. Sie trug gut sichtbare Verletzungen davon.
In einer früheren Version stand fälschlicherweise, Clement Attlee habe das Abkommen mit Adolf Hitler unterzeichnet.
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