Ministeriumskatze tritt abDer britische «Chief Mouser» geht in Pension
Die Katze im britischen Aussenministerium weiss wohl über alle politischen Belange Bescheid und hat mehr als 100'000 Follower auf Twitter. Nun verabschiedet sich Palmerston in den Ruhestand.
Sehr viele Menschen dürften am Freitagmorgen stirnrunzelnd über eine Pressemitteilung gegrübelt haben, die – hochseriös, mit Datum, Uhrzeit und Betreffzeile – vom britischen Aussenministerium verschickt worden war: Ein gewisser Chief Mouser namens Palmerston gehe in den Ruhestand, hiess es da. Chief Mouser – ist das, fragte sich mancher, eine Hierarchiestufe im Diplomatischen Dienst? Oder eine Expertenbezeichnung im Beamtenapparat? Ein Relikt aus der Commonwealth-Zeit?
Palmerston, stand da zu lesen, sei nach dem Aussenminister mit der längsten Amtszeit, Lord Palmerston, benannt, der später Premierminister wurde; er prägte die britische Aussenpolitik im 19. Jahrhundert über Jahrzehnte mit seinem durchaus aggressiven Kurs. Der heutige, weit friedfertigere Palmerston indes, heisst es, werde nun den Diplomatischen Dienst verlassen. Schon den Lockdown habe er nicht mehr an der King Charles Street, sondern auf dem Land verbracht, wo er nun auch seine letzten Jahre in Ruhe verleben werde.
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Wer jemals das Aussenministerium im Regierungsviertel betreten hat und durch die prunkvollen, teils etwas heruntergekommenen Flure und Büros streifte, der kannte Palmerston allerdings sehr wohl: Palmerston ist beziehungsweise war die Katze des Aussenministeriums. Sie war einst im Londoner Stadtteil Battersea ausgesetzt worden, in ein Tierheim gekommen und, wie Simon McDonald, Chef des Diplomatischen Dienstes, in seiner Abschiedserklärung mitteilt, 2016 in den Dienst des Amtes getreten – als Chief Mouser, als Chef-Mäusefänger.
Mehr als 100'000 Follower auf Twitter
Sir Simon stellt fest, er habe einen Mäusefänger eingestellt, aber ein «Phänomen in den sozialen Medien» bekommen; Palmerston habe zuletzt mehr als 100'000 Follower auf Twitter gehabt. Und tatsächlich: Wer sich über aktuelle Ereignisse im Foreign und Commonwealth Office (FCO) informieren wollte, konnte das auch über den Twitter-Account des Katers tun: Dieser informierte über Entsendungen (die nächste Botschafterin in Berlin etwa, Jill Gallard, die im November ihr Amt antritt, möge Katzen, liess Palmerston wissen). Er postete auch Fotos von hochrangigem Besuch wie der Queen, die, coronabedingt, virtuell im Ministerium Hallo sagte, und gratulierte zu Feiertagen wie dem Global Pride Day – mit entsprechender Regenbogenflagge.
Palmerston hat Brüder und Schwestern in Whitehall, der berühmteste Verwandte ist wohl «Larry the Cat», der in Downing Street als Chief Mouser arbeitet. Larry ist bisweilen im Bild, wenn der Premierminister eine Rede vor Number 10 hält. Palmerston indes hielt sich mehr im Inneren seines Dienstsitzes auf, wo die Korrespondentin mehrmals Gelegenheit hatte, die Belange britischer Aussenpolitik mit ihm zu diskutieren. Sein bisheriger Vorgesetzter, Simon McDonald, liess nun in der Abschiedspresseerklärung wissen, man werde ihn vermissen. «Unsere Mäuse allerdings weniger.»
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