Bildkolumne SchnappschussRobert Habeck und das Freundschaftsbändeli
Früher trugen mittelalte Männer Lederarmbänder, wenn sie zeigen wollten, wie rebellisch sie noch sind. Jetzt biedern sie sich mit Chrälleli bei jungen Mädchen an.
«Robert», wird Habecks PR-Team begeistert gesagt haben, «wir machen was ganz Zeitgemässes, etwas für die socials, womit der junge Mensch total relaten kann und du voll down to earth appearst.»
Und so setzten sie den armen Bundeswirtschaftsminister für den Clip auf X an einen Küchentisch (Botschaft: Er ist einer von uns), tauchten ihn in den nächtlich-sanften Schein einer Lampe (da arbeitet einer rund um die Uhr), postierten dahinter eine Grünpflanze (hier hat jemand einen, ja doch!, grünen Daumen), liessen ihn mit Füller auf Papier schreiben (dieser Mann legt Wert auf ehrliche Handarbeit), und für die ganz Begriffsstutzigen musste er auch noch ein zweifaches Freundschaftsbändeli tragen, auf dem stand: «Kanzler Era» (BOTSCHAFT: JA, ICH WILL).
Jetzt muss man einfach sagen, dass zumindest das mit diesem Bändeli keine gute Idee ist. Mittelalte Männer sollten nicht dasselbe tragen wie junge Mädchen, die Taylor Swift anhimmeln. Aber just bei denen greift das so um sich. Denn das Chrällelibändeli der Swifties löst das Lederarmband ab, das der Familienvater mit Hypothek und Kombi zwecks Aufbesserung des aus seiner Sicht etwas ramponierten Rebellen-Images bislang ums Handgelenk wickelte.
Beim einen wie beim anderen denkt nicht nur der junge Mensch: grausam cringe.
In der SonntagsZeitungs-Rubrik «Schnappschuss» kommentiert Bettina Weber jede Woche ein aktuelles Bild.
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