Konkurs abgewendetKann Vögele Shoes gerettet werden? Die Frist läuft
Die angeschlagene Schuhkette erhält mehr Zeit, um einen Ausweg aus der drohenden Pleite zu finden – und die 180 Arbeitsplätze zu bewahren.
Im Kampf ums wirtschaftliche Überleben erhält die Karl Vögele AG eine Verschnaufpause. Ihr gehört die traditionsreiche Marke Vögele Shoes. Am Mittwoch hat das Kreisgericht Uznach SG auf Antrag der Sachwalterin Baur Hürlimann AG eine definitive Nachlassstundung von vier Monaten bewilligt.
Das bedeutet, dass das Gericht gute Chancen sieht, dass das angeschlagene Unternehmen in dieser Periode gerettet werden kann. Vögele hat nun bis zum Frühjahr 2023 Zeit, einen Sanierungsplan umzusetzen. Auf dem Spiel steht das Ende eines traditionsreichen Schweizer Familienunternehmens, der zu seinen besten Zeiten über 300 Filialen betrieb und 1700 Angestellte zählte.
Christian Müller, Verwaltungsratspräsident der Karl Vögele AG, bestätigt auf Anfrage, dass es vorerst weitergeht: Es bestehe aus Sicht der Sachwalterin und des Gerichts Aussicht, dass mit den «Gläubigern eine Einigung bezüglich der Schuldenlast erzielt» werden könne. «Dadurch blieben die Marke Vögele Shoes und die aktuell 180 Arbeitsplätze erhalten», so Müller. Das sei für die Gläubiger vorteilhafter als eine sofortige Konkurseröffnung.
Vögele wird geschrumpft
Mit verschiedenen Massnahmen will das Aufsichtsgremium Vögele Shoes auf eine «unternehmerisch und ökonomisch nachhaltige Basis stellen, wenngleich in deutlich kleinerem Format». Laut Müller geht es nun darum, «unsere bestehenden Filialen durch attraktive Sortimente und entsprechendes unterstützendes Marketing für unsere Kunden und Kundinnen attraktiv zu machen».
Das übergeordnete Ziel sei, die Umsätze weiter zu stabilisieren. «Hier sind wir auf einem guten Weg, auch wenn sich diese schmerzhaften Einschnitte leider nicht vermeiden liessen», sagt Müller mit Blick auf Filialschliessungen und Entlassungen.
Seit dem Sommer wurden 51 Geschäfte geschlossen und 180 Angestellte entlassen.
Erst im Juni hatte Vögele ein provisorisches Nachlassverfahren beantragt, um einen Konkurs zu umgehen. Damit konnte die Firma während vier Monaten nicht betrieben werden und das Tagesgeschäft aufrechterhalten. Dadurch gewann Vögele Zeit, um Sanierungsmöglichkeiten zu prüfen und erste Massnahmen einzuleiten. Diese Woche folgte nun eine weitere Verhandlung vor Gericht. Dort wurde über eine definitive Nachlassstundung entschieden.
Tatsächlich hat der Verwaltungsrat eine Schrumpfkur angeordnet, wie Berichten der Lokalpresse zu entnehmen ist. So hat Vögele gemäss «Toggenburger Tagblatt» und «Linth Zeitung» seit dem Sommer 51 Geschäfte dichtgemacht und 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen.
Aktuell betreibt das Unternehmen noch 28 Filialen. Verwaltungsratspräsident Müller bestätigt diese Angaben. Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass er die strategische Verantwortung für Vögele erst im vergangenen Jahr übernommen hat.
Kundschaft meidet Läden
Der Grund für die Schieflage – die ausgerechnet im Jahr des 100-Jahr-Firmenjubiläums auftritt – sind sinkende Umsätze. Zu schaffen machen Vögele nicht nur der boomende Onlinehandel, sondern auch der Schweizer Einkaufstourismus im Ausland und zuletzt die Corona-Krise. Weil die Bevölkerung während der Pandemie vermehrt zu Hause blieb, fehlte die kaufwillige Kundschaft in den Läden.
Ereignisreich ist ebenfalls die jüngste Firmengeschichte. Innerhalb der vergangenen vier Jahre wechselte Vögele gleich zweimal den Besitzer. 2019 übernahm Polens grösster Schuhhändler CCC Group für 10 Millionen Franken eine Mehrheit an Karl Vögele. Das Gastspiel in der Schweiz währte jedoch nur kurz.
Im Sommer 2021 verkaufte die CCC Group die Schuhkette an die deutsche Firma CM Shoes und einen Finanzinvestor. Gleichzeitig stiess auch der letzte Vertreter der einstigen Inhaberfamilie, Max Manuel Vögele, seinen 30-Prozent-Anteil ab.
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