Überraschender Wechsel an der SpitzeKann der neue Manor-Chef das Online-Geschäft beflügeln?
Manor ist im Umbruch. Nach Gerüchten über einen Verkauf kommt es an der Spitze der grössten Schweizer Warenhauskette zu einem Wechsel.
Die Meldung kam unerwartet und äusserst kurzfristig. Bereits in wenigen Tagen nimmt bei Manor ein neuer Chef das Zepter in die Hand. Roland Armbruster übernimmt von Jérôme Gilg, der nach nur vier Jahren an der Spitze abtritt.
Armbruster bringt reichlich Erfahrung in der Geschäftsleitung von Warenhäusern mit. So hat er unter anderem als Finanzchef, operativer Chef und Strategiechef bei den Warenhausgruppen KaDeWe, Karstadt, De Bijenkorf und Breuninger gearbeitet.
Zuletzt war er als Chef der italienischen Gruppe Coin im Amt, zu der auch die Modekette Oviesse gehört. In der Schweiz machte diese 2018 ihre Läden dicht.
Warenhäuser haben es schwer
Als neuer Chef der Warenhauskette soll Armbruster die Differenzierung und Attraktivität von Manor in der Schweiz weiter stärken, wie es heisst. Er soll helfen, das Geschäft weiter zu digitalisieren und Prozesse zu vereinfachen. Mit seinen Branchenkenntnissen und der internationalen Erfahrung soll er die «Dynamik und Transformation bei Manor weiter vorantreiben», so Thierry Guibert, Chef vom Mutterkonzern Maus Frères.
Wie es zur Rochade kam, ist unklar. Vor kurzem machten Gerüchte die Runde, dass das Warenhaus vor dem Verkauf stehe. Der Mutterkonzern Maus Frères bestätigte dies jedoch nicht. Mit Bekanntgabe des neuen Chefs scheint es wohl so, dass noch länger an der Marke Manor festgehalten wird.
Rund lief es bei Manor schon seit mehreren Jahren nicht mehr. Umsatzzahlen wurden zuletzt 2017 veröffentlicht. Damals sank der Umsatz um 2,9 Prozent. Seither dürfte auch der Marktanteil weiter geschrumpft sein.
Grund dafür ist, dass der Onlinehandel den stationären Handel immer mehr ablöst. Sein Onlinegeschäft hatte Manor lange vernachlässigt, und heute hat das Unternehmen Mühe, mit Giganten wie Digitec-Galaxus mitzuhalten.
Gilg könnte als Nachfolger von Fabrice Zumbrunnen bei der Migros infrage kommen.
Laut Branchenkennern ist es eine Mammutaufgabe, dass ein Warenhaus auch online erfolgreich ist. Die Expertise im E-Commerce fehle. Die Warenhäuser bräuchten neue Strategien, um Kunden zu gewinnen und zu behalten. Auch das Bewusstsein beim Kunden zu schaffen, dass Produkte auch online zu kaufen seien, sei wichtig. Bei Manor ist die Sichtbarkeit, was seinen Onlineshop anbelangt, noch ausbaufähig. Ob dieser dann mit den grossen Playern mithalten kann, wird sich zeigen.
Eine Herausforderung für das Warenhaus ist auch sein Preissegment. Der stationäre Handel funktioniert im Hochpreis- und Luxussegment und dort, wo viel Kundenberatung notwendig ist. Im Mittelpreissegment, wo Manor hauptsächlich tätig ist, ist es aufgrund der Konkurrenz im Onlinehandel schwierig geworden, Kunden zu gewinnen. Dass das Manor-Flaggschiff an prominenter Lage an der Zürcher Bahnhofstrasse vor drei Jahren schliessen musste, wird dem Geschäft auch nicht geholfen haben.
Das hinkende Onlinegeschäft soll aber nicht der Grund für den Abgang Gilgs gewesen sein. Wie Manor sagt, ist es ihm trotz des schwierigen Umfelds gelungen, Manor auf eine Omnichannel-Strategie auszurichten, die Transformation einzuleiten und die Digitalisierung voranzutreiben.
Gilg war vier Jahre lang als Chef im Amt und insgesamt zwanzig Jahre bei Maus Frères. Was er nun tun wird, ist nicht bekannt. Gemäss Berichten könnte er für die Nachfolge von Fabrice Zumbrunnen bei der Migros infrage kommen. Von der Migros heisst es auf Anfrage, die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger sei im Gang. Sobald diese feststehe, werde kommuniziert.
Mit Material der sda
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