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Streit um fairen Lohn
Kakaoländer aus Afrika legen sich mit Schoggi-Riesen an

Wichtiges Exportprodukt der Elfenbeinküste: Arbeiter leeren einen Sack mit Kakaobohnen.
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Die Adventskalender sind auch dieses Jahr wieder gut gefüllt. Oft finden sich kleine Spielsachen, Büchlein oder Schöggeli in den 24 Säckli. Weihnachtlich ist die Stimmung bei den Schokoladenherstellern derzeit aber nicht: Um den Kakao, deren wichtigsten Rohstoff, findet derzeit ein heftiger Streit statt. Die Kakaobehörden der Elfenbeinküste und Ghanas legen sich öffentlich mit den grossen US-Schoggi-Produzenten Hershey’s und Mars an.

Die Firmen sollen Kakao auf dem Weltmarkt kaufen, ohne einen branchenweit akzeptierten Grundlohnaufschlag für die Kakaobauern zu bezahlen. Die Behörden drohen den Schoggi-Verarbeitern daher damit, dass sie in den Ländern nicht mehr tätig sein dürfen und die gemeinsamen Nachhaltigkeitsprojekte aufzukünden. Das dürfte bei den Kunden der Schokoladeriesen schlecht ankommen. Der Protest von Ghana und der Elfenbeinküste hat Gewicht: Die beiden Länder sind verantwortlich für rund 70 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion.

Der US-Schokoladenkonzern Hershey's ist für seine Schokoriegel bekannt. 

Hershey’s und Mars bestreiten die Vorwürfe der Elfenbeinküste und aus Ghana. Hershey’s schreibt: «Wir befürchten, dass die Abschaffung der Nachhaltigkeitsprogramme negative Auswirkungen auf die Kakaobauern haben wird.» Laut Medienberichten gibt es aber zumindest bei Hershey’s Hinweise dafür, dass die Firma tatsächlich Kakao über die Kontraktbörse in New York bezogen hat. Dort ist der Aufschlag für das Grundeinkommen der Kakaobauern nicht fällig. Auf diesen haben sich im letzten Jahr die Grossabnehmer zusammen mit den westafrikanischen Ländern verständigt und ihn per 1. Oktober eingeführt. Sie bezahlen einen Preis, der 400 Dollar pro Tonne Kakao über dem Weltmarktpreis liegt. Dieser liegt bei derzeit rund 2600 Dollar. Der Aufschlag soll direkt bei den Farmern ankommen.

Nestlé und Barry Callebaut wollen den Aufschlag bezahlen

Die Schweizer Abnehmer wie Nestlé oder Barry Callebaut unterstützen den Aufschlag. «Er und weitere Zuschläge können dazu beitragen, den Preis, den die Kakaobauern erhalten, zu erhöhen», so Chocosuisse-Direktor Urs Furrer. Doch ergeben sich durch den künstlich festgesetzten höheren Preis auch Gefahren: So seien die Abstimmung der Produktionsmenge auf die Nachfrage der Grossabnehmer und die Diversifikation der bäuerlichen Einkommen wichtiger geworden.

«Verglichen mit anderen Kakaoanbaugebieten, sind die Erträge pro Hektar in Westafrika aussergewöhnlich tief.»

Urs Furrer, Direktor Chocosuisse

Ein Problem ist aber auch mit dem Aufschlag nicht gelöst: Der Lohn der Kakaobauern wächst mit der Produktionsmenge, doch die Bauern in Ghana und der Elfenbeinküste arbeiten vergleichsweise ineffizient. «Verglichen mit anderen Kakaoanbaugebieten, sind die Erträge pro Hektar in Westafrika aussergewöhnlich tief», so Furrer. Deshalb seien Massnahmen zur Verbesserung der Anbaumethoden wichtig. Die Bemühungen darum könnten aber durch den Zwist der beiden Staaten mit den Schokoladeproduzenten leiden.

Der Kakao aus Ghana ist besonders hochwertig und daher bei den Schweizer Abnehmern beliebt – trotz regelmässigen Berichten, dass die nationale Kakaobehörde Cocobod anfällig für Korruption sei. Die Schweiz pflegt denn auch besonders gute Beziehungen zu Ghana. Seit einigen Monaten ist auch die Credit Suisse in dem Geschäft engagiert. Sie finanziert einen Teil der Kakaoproduktion im Land. Die erste Tranche über 200 Millionen Dollar floss in diesem Sommer – für die Transaktion wurde eigens ein feierlicher Festakt abgehalten.

Kinderarbeit ist beim Kakaoanbau verbreitet

Hingegen gilt die Elfenbeinküste, der weltweit wichtigste Exporteur von Kakao, wegen der weit verbreiteten Kinderarbeit für die meisten Schweizer Abnehmer als zu heikel. Laut einer neuen Studie der Universität von Chicago ist die Ausbeutung von Kindern aber noch in beiden Staaten verbreitet. Trotz der zahlreichen Initiativen der letzten Jahre, sei es kaum gelungen, die Kinderarbeit zu reduzieren, so die Studienautoren.

Auch deshalb ist der Streit zwischen den Schokoladeherstellern und den beiden wichtigsten Produktionsländern ein Problem. Denn sie könnte die grossen Investitionen der Schokoladenproduzenten in den Ländern gefährden, wobei diese selbst ein grosses Interesse daran haben, mit ihren Projekten gegenüber den Konsumenten auszuweisen, dass sie in den Kakaoländern eine Verbesserung bewirken.

Die Einstellung der Nachhaltigkeitsprogramme der betroffenen Unternehmen durch die Kakaobehörden Ghanas und der Elfenbeinküste sei bedauerlich, so Furrer von Chocosuisse. Damit würden am Schluss die Kakaobauern getroffen. Immerhin: «Die verschiedenen Nachhaltigkeitsprojekte der Schweizer Schokoladehersteller sind von der Anordnung Ghanas und der Elfenbeinküste jedoch nicht betroffen», so Furrer.