Ruhestätte eines Arztes«Das ist aussergewöhnlich!»: Genfer Ägyptologen entdecken eindrückliches Grab bei Kairo
In der Nähe der Stadt Kairo haben Ägyptologen aus Genf ein Grab mit tausend gemalten Details der Sitten und Gebräuche des alten Ägypten gefunden.
In Sakkara, einer berühmten altägyptischen Totenstadt südlich von Kairo, haben im Dezember 2024 Archäologinnen und Archäologen einer französisch-schweizerischen Mission eine weltweit einmalige Grabkammer entdeckt.
Es handelt sich dabei um das Grab von Tetinebefu. Er war Arzt eines Pharaos und gleichzeitig dessen Apotheker und Zahnarzt. Philippe Collombert, Professor für Ägyptologie an der Universität Genf, bestätigte dies gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Der König, für den Tetinebefu gearbeitet haben soll, sei wahrscheinlich Pepi II. gewesen. «Ein König der sechsten Dynastie, der zwischen 2246 und 2152 vor Christus gelebt haben soll», sagte Collombert gegenüber RTS.
«Gräber dieser Art kennt man viele, historisch gesehen ist es von geringerer Bedeutung. Aber von dieser Qualität, in diesem Erhaltungszustand, mit diesen Farben und Gravuren, das habe ich noch nie gesehen, das ist aussergewöhnlich!», sagt der Ägyptologe.
Ein Arzt mit vielen Facetten
Für die Forschenden war relativ schnell klar, wer in dieser prunkvollen Gruft begraben worden war. «Als wir die Inschriften am Eingang des Grabes lasen, wussten wir, wer er war: Tetinebefu. Sein Name taucht mehrmals auf, ebenso wie seine Funktion», erzählt Collombert weiter.
«Er war der älteste Arzt des Königs, und man kann auch seine Spezialisierungen erkennen: Leiter der Zahnärzte und Apotheker sowie Beschwörer von Selket.» Selket ist eine Göttin der ägyptischen Mythologie und unter anderem zuständig für den Schutz der Heilkundigen.
Besonders interessant am Fund ist, dass der Arzt gleichzeitig magische Praktiken in seine Arbeit einfliessen liess. «In der Grabkammer entdeckte man, dass Tetinebefu auch Magier war: Er heilte nicht nur durch praktische Medizin, sondern auch durch magische Formeln. Denn Magie und Medizin gehen für die alten Ägypter Hand in Hand», sagt der Professor für Ägyptologie.
Wertvolle Einblicke in die Sitten und Gebräuche des alten Ägypten
Für die Forschenden handelt es sich um einen wichtigen Fund, denn diese Grabkammer gibt laut Collombert zahlreiche Einblicke in die Sitten und Bräuche des alten Ägypten. Beispielsweise durch die auf den Wänden gezeichneten Gefässe, deren Bemalung die Textur der verwendeten Steine nachahmen soll, oder durch die gezeichneten Halsketten, bei denen man die Hieroglyphen jedoch kaum erkennen kann, da sie lediglich fünf Millimeter hoch sind.
Dieser Fund krönt fast ein halbes Jahrhundert jährlicher Ausgrabungen durch diese französisch-schweizerische Mission. Die Genfer Archäologen hoffen bis Ende Jahr auf weitere grössere Funde, etwa auf den Zugang zum Grab eines hochrangigen Wesirs, eines Regierungsbeamten namens Ouni, das im vergangenen Jahr lokalisiert wurde.
Dies würde mehr Einblicke in diese faszinierende Epoche der Geschichte bringen.
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