Am Flughafen Zürich abgewiesenAi Weiwei kritisiert die Schweiz – Kantonspolizei bestreitet Vorwürfe
Der chinesische Künstler wollte in die Schweiz einreisen – mit einem abgelaufenen Dokument. Er erklärt sich gegenüber dieser Redaktion.

Der berühmte chinesische Künstler und Dissident wollte am Montag in die Schweiz einreisen. Doch am Flughafen Zürich wurde er aufgehalten. «Ich schlafe heute auf einer Bank mit einer Decke und warte auf meine Abschiebung am nächsten Morgen um 6.50 Uhr», schreibt er auf Instagram. Der Regimekritiker dokumentiert seinen Kurzaufenthalt sorgfältig. In seinen Videos sind Diskussionen mit Schweizer Beamten und amtliche Dokumente zu sehen.
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Alexander Renner von der Kantonspolizei Zürich sagt auf Anfrage: «Herr Ai Weiwei verfügte nicht über die erforderlichen Einreisedokumente, die er als chinesischer Staatsangehöriger für die Einreise in den Schengen-Raum benötigt.» Eigentlich wäre es die Pflicht der Airlines, vor Abflug zu kontrollieren, ob ihre Passagiere über die nötigen Papiere verfügen.
Ai sei nicht festgenommen worden, sondern konnte sich, «wie in solchen Fällen üblich», bis zu seiner Rückreise ins Ursprungsland frei im Transitbereich des Flughafens Zürich bewegen. Der Chinese reiste von London an, so die Kantonspolizei.
Kürzlich wurde am Flughafen Zürich auch Mitarbeitern von Air India die Einreise verweigert, weil sie nicht über die nötigen Dokumente verfügten. Alexander Renner sagt: «Die beiden Fälle stehen nicht in Zusammenhang, die Grenzkontrollen wurden nicht verstärkt.»
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Ai Weiwei äussert sich zu den Vorgängen in Zürich
Auf Anfrage dieser Redaktion hat sich am späten Dienstagnachmittag auch Ai zu den Vorgängen in Zürich geäussert: Für Portugal, wo er seinen ständigen Wohnsitz habe, besitze er ein Visum, das eigentlich abgelaufen sei, schreibt Ai in seinem Statement. «Aufgrund eines Rückstaus von mehr als 400’000 hängigen Einwanderungsfällen (‹immigration cases›) hat die portugiesische Regierung jedoch die Gültigkeit der aktuellen Visa bis zum 30. Juni 2025 verlängert.»
Nachdem sein Anwalt die portugiesischen Behörden kontaktiert hatte, konnte dieser dem chinesischen Künstler ein offizielles Schreiben übergeben, in dem – so Ai – bestätigt werde, «dass diese Politik auf der offiziellen Website Portugals veröffentlicht ist».

«Als Schengen-Land sollte die Schweiz Dokumente anerkennen, die von einem anderen Schengen-Mitgliedsstaat validiert wurden. Mit meiner portugiesischen Aufenthaltsbewilligung kann ich sowohl in Portugal als auch in Deutschland frei ein- und ausreisen. Ich verstehe nicht, warum das gleiche Visum in der Schweiz nicht anerkannt wird», heisst es in Ais Statement.
Die Kantonspolizei Zürich äusserte sich am Mittwochvormittag zu diesem Statement – und bestreitet, dass Ai bei seiner versuchten Einreise in die Schweiz ein Visum hatte. Der chinesische Künstler sei «lediglich im Besitz eines abgelaufenen Aufenthaltstitels für Portugal» gewesen, schreibt die Kantonspolizei. «Uns ist bekannt, dass die portugiesischen Behörden ihre abgelaufenen Aufenthaltstitel mittels eines Schreibens verlängern. Diese Schreiben sind jedoch nicht im Anhang 22 des Schengen-Handbuchs (Liste der gültigen Aufenthaltstitel) vermerkt, weshalb die Einreise in den Schengen-Raum ausserhalb von Portugal damit nicht zulässig ist», teilt die Zürcher Kantonspolizei auf Anfrage mit.
Politisch kontroverse Figur
Ai ist Konzeptkünstler, Bildhauer und Kurator. Seine Werke werden rund um den Globus gezeigt. Er war an der Gestaltung des bekannten Vogelnest-Stadions der Olympischen Spiele 2008 in Peking beteiligt. Später geriet der Künstler aber in Konflikt mit der kommunistischen Regierung. 2011 wurde er für 81 Tage inhaftiert. Ai lebt schon mehrere Jahre im Exil: zuerst in Deutschland, heute in Grossbritannien und Portugal.
Prominent in die Schweizer Schlagzeilen geriet Ai 2021, als die Credit Suisse seine privaten Konten löschte. Während die Grossbank von formellen Gründen sprach, ist für den Aktivisten klar, dass die Schliessung der Konten politisch motiviert war.
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