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Juristische Probleme für Jair Bolsonaro 
Juwelengeschenke von den Saudis, ach was

Schönes Leben in den USA: Der frühere brasilianische Präsident Jair Bolsonaro in einem Luxusresort in Florida. 
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Auf den ersten Blick wirkt Jair Bolsonaros neues Leben sehr geruhsam. Ende Dezember, in den letzten Tagen seiner Zeit als Präsident von Brasilien, hatte sich der ultrarechte Politiker in die USA abgesetzt. Zurückgekehrt ist er seitdem nicht, weder zur traditionellen Amtseinführung seines linken Nachfolgers Luiz Inácio Lula da Silva am 1. Januar, noch um den rechten Mob zu beruhigen, der wenige Tage später das Regierungsviertel in der Hauptstadt Brasília stürmte.

Während seine Heimat im Chaos zu versinken drohte, sass Bolsonaro in Florida, in einer privaten Wohnanlage: gepflegte Einfamilienhäuser, akkurat gestutzter Rasen. Dort lebt er noch immer, und wie sein Alltag angeblich aussieht, darüber berichtet der Ex-Präsident im Netz: Videos zeigen ihn beim Pläuschchen mit Fans in der Einfahrt, beim Spaziergang durch eine Shoppingmeile oder vor der Gemüsetheke im Supermarkt. Man könnte meinen, aus dem rechtsextremen Politiker sei ein freundlicher Rentner geworden. Doch so ist es nicht.

Denn während Jair Bolsonaro in Florida angeblich die Sonne und sein ruhiges Leben geniesst, kommen in Brasilien immer neue Skandale seiner Regierungszeit ans Licht. Mal geht es darum, dass brasilianische Behörden Tausende Privatleute und Prominente überwacht haben sollen. Dann wiederum steht die Frage im Raum, ob sich Bolsonaro nicht doch frühzeitig hat impfen lassen gegen Covid-19, obwohl er öffentlich vor den angeblichen Risiken einer Immunisierung gewarnt und gleichzeitig die Gefahren des Erregers heruntergespielt hatte.

Teures Geschenk: Halskette, Uhr und Ring, allesamt diamantenbesetzt. 

Der grösste Skandal derzeit dreht sich allerdings um Juwelen im Wert von mehr als drei Millionen Dollar: eine Diamanthalskette, Ohrringe, eine Uhr und ein Ring. Berichten zufolge sollte der Schmuck ein Geschenk der saudischen Regierung für Michelle Bolsonaro sein, Jair Bolsonaros Frau.

Als der Zoll am Flughafen São Paulo im Oktober 2021 aber die Juwelen im Rucksack eines Mitarbeiters des Ministeriums für Bergbau und Energie fand, der gerade von einer Reise nach Saudiarabien zurückkehrte, beschlagnahmten die Beamten die Schmuckstücke: Sie waren bei der Einreise nicht deklariert worden, und ohnehin ist es Staatsangestellten in Brasilien untersagt, Geschenke anzunehmen, die einen Wert von umgerechnet knapp 930 Franken übersteigen.

Brasiliens Ex-Präsident weist alle Schuld von sich. «Ich werde für ein Geschenk an den Pranger gestellt, das ich nie erhalten habe», sagte Bolsonaro einem brasilianischen Fernsehsender. Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass es anscheinend noch einen zweiten Koffer mit Schmuck gab, der den Zoll unbemerkt passierte und sich seitdem wohl im Besitz von Bolsonaro und seiner Frau befindet. Ebenso gibt es Videos, die belegen, dass Mitarbeiter der damaligen Regierung sogar noch wenige Tage vor Bolsonaros Abflug nach Florida versucht haben, den Schmuck wieder an sich zu bringen.

Ermittlungen in mehreren Fällen

Noch während seiner Regierungszeit begannen Behörden mit Ermittlungen, mal wegen Korruption im Umfeld des Präsidenten, mal wegen seiner potenziellen Mitschuld an 700’000 Covid-Toten in Brasilien. Fast ein Dutzend Prozesse drohen Bolsonaro in seiner Heimat, die Juwelen-Affäre nicht mitgerechnet. Auch darum dürfte der 67-Jährige zögern, wieder nach Brasilien zurückzukehren: Mit dem ruhigen Leben, das weiss auch Bolsonaro, ist es dann erst mal vorbei.