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Generation Z in Grossbritannien
Junge Briten wünschen sich einen starken Führer an der Macht

Menschen protestieren vor dem Rathaus in Leeds, ein Mann hält die britische Flagge hoch. Polizisten beobachten die Szene.
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In Kürze:
  • Mehr als die Hälfte der Generation Z befürwortet einen autoritären Führungsstil.
  • Ein Drittel der Befragten bevorzugt eine Machtübernahme durch das Militär.
  • 58 Prozent vertrauen Informationen von Freunden mehr als etablierten Medien.
  • Viele junge Briten glauben, dass Männer gegenwärtig benachteiligt werden.

Immer mehr junge Briten halten Wahlen für sinnlos und die Zeit für «starke Männer» gekommen. Der jüngsten Umfrage zufolge wünscht sich heute bereits mehr als die Hälfte der 13- bis 27-Jährigen einen Diktator fürs Vereinigte Königreich.

Die vom Fernsehsender Channel 4 und der Londoner «Times» in Auftrag gegebene Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass 52 Prozent der sogenannten Gen Z (Generation Z) auf der Insel der Überzeugung sind, dass es besser laufen würde in Grossbritannien, «wenn ein starker Führer an der Macht wäre, der sich um Parlament und Wahlen nicht scheren müsste». Ein Drittel der Befragten fände es sogar am besten, wenn das Militär das Sagen hätte im Land. (Lesen Sie dazu auch den folgenden Artikel «Die britischen Rechtspopulisten fühlen sich siegessicher».)

Sie wissen nicht mehr, wem sie vertrauen sollen

Von den Auftraggebern der Studie, die das Forschungsinstitut Craft erstellte, wurde deren Resultat als äusserst besorgniserregend bezeichnet. Knapp die Hälfte der Befragten erklärte der «Times» zufolge, die ganze Gesellschaftsordnung müsse «per Revolution radikal geändert werden». 58 Prozent gaben an, sie vertrauten Mitteilungen von Freunden in den sozialen Medien mindestens so sehr oder noch mehr als den etablierten Medien im Königreich.

Viele der männlichen Befragten – Teenager wie junge Erwachsene – klagten ausserdem darüber, dass Männer gegenwärtig krass benachteiligt würden. Die Gleichberechtigung der Frauen sei «weit genug gegangen», fanden sie. Neuerdings sähen sich vor allem Männer diskriminiert.

Ausser solchen Ressentiments sei natürlich die generell «wachsende Ungewissheit» bei jungen Leuten besonders beunruhigend, meint dazu die Channel-4-Generaldirektorin Alex Mahon. Viele wüssten schlicht nicht mehr, wem sie vertrauen sollen in der gegenwärtigen Situation.

Eine clevere Generation

Im Grunde, glaubt Mahon, seien die Gen-Z-Angehörigen «zugleich die liberalste und die autoritätshörigste Generation des Landes». Sie seien clever und wüssten mit Apparaten umzugehen, seien aber «von Geburt an der vollen Kraft dem polarisierenden, verwirrenden und manchmal bewusst irreführenden Charakter der sozialen Medien ausgesetzt» gewesen. Ihre Abkoppelung von der Demokratie werde oft von Online-Volksverführern genutzt, «die die Wahrheit bewusst untergraben», fürchtet die Fernsehchefin, deren Sender sich als kritisch-hinterfragende Institution einen Namen gemacht hat.

Bereits vor zwei Wochen hatte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts FGS Global Radar für den Londoner «Guardian» ergeben, dass immer mehr jüngere Briten davon überzeugt sind, «dass das beste und erfolgreichste Regierungssystem eines ist, das von einem starken Führer gelenkt wird, der sich nicht mit Wahlen herumplagen muss».

Sogar bei den etwas Älteren, den 18- bis 45-Jährigen, habe mehr als ein Fünftel diese Ansicht vertreten, berichtete der «Guardian». 30 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe erklärten, zur Wahl zu gehen, mache ja keinen Unterschied.

Knapp die Hälfte der Wahlberechtigten aller Altersstufen gab an, dass keine der aktuell zur Wahl stehenden Parteien ihre Ansichten und Werte wirklich repräsentiere. Fast zwei Drittel fanden resigniert, das Vereinigte Königreich sei «auf Talfahrt», es sei «in steilem Niedergang».