Steiler Aufstieg einer JungjournalistinSie berichtet im hautengen Top aus dem Weissen Haus
Natalie Winters sitzt mit Wallehaar und tiefem Décolleté in der ersten Reihe neben altgedienten Medienschaffenden. Die nehmen ihr das übel.

- Die 24-jährige Natalie Winters berichtet ohne offiziellen Presseausweis aus dem Weissen Haus.
- Als Co-Moderatorin von Steve Bannons Podcast erreicht sie 650’000 Follower auf X.
- Die selbst ernannte populistische Nationalistin unterstützt mehrheitlich Trumps politische Agenda.
- Mit ihrer Modemarke She’s So Right vermarktet sie patriotische Kleidung aus US-Produktion.
Unangemessen! So wird Natalie Winters oft beschrieben. Gemeint ist ihre Aufmachung, wenn die 24-Jährige aus dem Weissen Haus berichtet. Sie steht dann da mit wallendem Blondhaar und sehr figurbetonten Kleidern, die Röcke kurz, die Ausschnitte tief. Unangemessen eben, finden viele, noch dazu für eine Konservative wie Winters.
Ihr ist das genauso egal wie dass sie viele Vertreterinnen und Vertreter der etablierten Medien ignorieren. Sie hält nicht nur unverdrossen an ihrem Stil fest, sie macht sich auch lustig über ihre Kritiker. In der «New York Post» wünschte sie diesen «viel Spass dabei», die nächsten vier Jahre über sie zu berichten und «meine Beine im Bild zu zeigen».
Natalie Winters kann sich den Spott leisten. Denn sie ist da, wo amerikanische Politjournalistinnen und -journalisten hinwollen: im Epizentrum der Macht, im Weissen Haus. Seit Donald Trump sein Amt angetreten hat, stellte seine Administration auch die Regeln, die für die Medien galten, auf den Kopf. Deshalb hat Winters ihre Karriere im Superschnelldurchlauf absolviert. Während der etablierten Nachrichtenagentur Associated Press (AP) der Zutritt verweigert wird, steht sie seit Anfang Jahr bei den offiziellen Medienkonferenzen im West Wing in der ersten Reihe. Das verdankt sie der Tatsache, dass sie Co-Moderatorin des Podcasts «War Room» von Steve Bannon ist, Trumps langjährigem Mitstreiter, der einst als dessen Rasputin galt. Der Präsident höre «War Room» regelmässig, schreibt die «New York Times».
Die «New York Times» widmete Winters ein Porträt
Dabei hat Winters nicht einmal einen Presseausweis. Der renommierte National Press Club – 1908 gegründet, 2500 Mitglieder – hat ihn ihr kürzlich verweigert. Natalie Winters erfülle die Kriterien nicht, hiess es im ablehnenden Bescheid, den sie selbstverständlich sofort auf X publik machte. An ihr vorbei kommt man trotzdem nicht. Auf der Fotoplattform Instagram, wo sie sich regelmässig sexy inszeniert, hat sie verblüffend wenig Follower (76’000), dafür umso mehr auf X (650’000), und einer davon ist Elon Musk (der mit Steve Bannon auf Kriegsfuss steht). Der Präsidentenberater likt ihre Tweets regelmässig, und die Leute erkennen sie, wenn sie in einem Restaurant isst. Die «New York Times» widmete ihr soeben ein ausführliches Porträt, in dem ihr ein «Guardian»-Journalist grosses Talent vor der Kamera attestiert.
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Winters nennt sich selbst «populistische Nationalistin», in ihrer Berichterstattung ist sie klar republikanisch und stellt mit Vorliebe missliebige Demokraten an den Pranger. Republikaner findet sie allerdings nicht zwangsläufig gut; sie verachte mehr von ihnen, als sie gut finde, sagt sie in der «New York Times». Das meiste, was der Präsident mache, hingegen unterstütze sie – aus «ideologischen Gründen» und nicht, weil sie Teil eines Kults sei. Privat sei sie ohnehin viel liberaler.
Für ihre republikanische Gesinnung wird sie angefeindet
Die 24-Jährige stammt aus Kalifornien, ihr Vater ist Arzt, die Mutter Hausfrau. Sie fiel in ihrer Schulzeit kaum durch politische Aussagen auf, ausser einmal, als sie sich für den wegen Vergewaltigung angeklagten Brett Kavanaugh einsetzte, der als Richter für den Obersten Gerichtshof kandidierte. Auf dem Campus ihrer Highschool stiess sie damit auf wenig Gegenliebe. Heute sagt sie, es habe sie geprägt, damals wegen ihrer Meinung ausgeschlossen worden zu sein.
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Im letzten Schuljahr begann sie als Praktikantin für «War Room» zu arbeiten, und das gefiel ihr so gut, dass sie deswegen sogar den Abschlussball verpasste («eine der besten Entscheidungen meines Lebens», sagt sie dazu in der «New York Times»). Ein Jahr später war sie dort bereits fest angestellte Journalistin. An der Uni in Chicago war sie kaum, dafür umso häufiger in Washington. «Steve Bannon ist mein bester Freund aus der Unizeit», sagt sie deshalb. Dieser bezeichnet sie als «im Herzen ein Nerd», weil sie Zahlen liebe und mit Freude stundenlang Tabellen studiere.

Neben ihrem Job als Journalistin betreibt Winters eine Website namens «She’s So Right» mit dem Claim «Proudly Made in the USA, Just Like You». Die kommt zunächst ganz in unschuldig-verspieltem Teeniegirl-Appeal daher, mit viel rosa Boudoir-Flair, dazu Schnürli- und Barbieschrift. Die zweideutigen Slogans sprechen dann aber eine andere Sprache. Winters verkauft Pullover, T-Shirts und Taschen mit Aufdrucken wie zum Beispiel: «Set Boundaries. Build Walls.» Was zunächst klingt wie eine feministische #MeToo-Ansage («Setze Grenzen»), löst sich auf als republikanische Kampfparole gegen die Migration («Baue Mauern»).
Im Angebot sind auch Chrälleliarmbänder mit dem Slogan «America First», den Winters gleich in Tat umsetzt: Sie lässt die ganze Kollektion in den USA produzieren, genauer in Los Angeles, selbst Baumwolle und Garne seien einheimisch, heisst es stolz auf der Website. Dazu faire Löhne für die Näherinnen; das alles helfe, «amerikanische Lieferketten zu stärken und uns weniger abhängig von China zu machen». Patriotisch zusammengefasst, heisst das auf winterssche Art: «For your closet and for your country».
Denn, schreibt sie, «Life is better when you’re right».
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