Sechster Sieg in SerieJubel und die Frage: Wie konnte der FCZ bloss dieses Spiel gewinnen?
Lange schlechter, lange unterlegen: Trotzdem siegen die Zürcher 3:1 gegen St. Gallen. Die Ostschweizer sind nach dem Spiel bedient.
Präsident Ancillo Canepa steht auf dem Rasen, seine Angestellten bedanken sich nach dem Abfiff bei den tanzenden Fans für den Support. Sie tragen ein Banner und fordern den Präsidenten auf, auch eine Hand an das Schriftstück zu legen.
Canepa winkt ab. Er zieht es vor, für sich noch ein paar Runden zu drehen, die Hände in der Jackentasche, den Kopf schüttelnd. Der Präsident kann es wohl selbst nicht so recht fassen, wie der FCZ dieses Spiel gegen St. Gallen gewinnen konnte, wie er seine Erfolgsserie auf sechs Siege ausbaut, wie er mit 40 Punkten als Erster in die Winterpause geht.
Der FCZ, sein Club, ist der beste in der Schweiz. Die anderen Vereine, YB, Basel, Lugano, sind alle in Canepas Rückspiegel. Es läuft.
Zeidler gratuliert Breitenreiter – zwei Mal
Auf der Gegenseite: Tristesse. Präsident Matthias Hüppi mag nach dem Spiel nicht mit den Journalisten sprechen. Peter Zeidler sitzt in seinem Stuhl auf der Trainerbank, minutenlang, er hadert. Der Zürcher Sportchef Marinko Jurendic kondoliert, Zeidler nimmt den Gruss entgegen, sackt zurück in den Stuhl. Sein Spieler Kwadwo Duah sagt: «Viel können wir uns nicht vorwerfen.»
Es läuft den St. Gallern nicht, seit Wochen schon. Und nun gelingt ihnen ausgerechnet gegen den Tabellenführer FCZ ein starkes Spiel. Sie schiessen das erste Tor, könnten ein zweites schiessen, verursachen einen ziemlich unnötigen Elfmeter, drücken weiter, gewinnen praktisch jeden Zweikampf, kommen auch in der zweiten Halbzeit zu guten Chancen, doch am Ende muss Zeidler Trainerkollege André Breitenreiter gratulieren. Er macht das auf dem Podest der Medienkonferenz gleich zweimal, die beiden mögen sich.
Der FCZ-Trainer ist nach dem Sieg beseelt. Was gibt es schöneres, als nach dem Spiel den Gegner zu loben, ihm zu attestieren, dass er besser war und dann trotzdem genüsslich festzustellen, dass die drei Punkte in den eigenen Reihen bleiben.
«Nun können wir Mut in der Kommunikation zeigen und sagen: Mit dem Abstieg haben wir nichts zu tun.»
Breitenreiter macht genau das, er kann sich das Lob leisten. Der Deutsche kann zur Zeit mit seinem Personal anstellen, was er will – die Rochaden bringen Erfolg. Er wechselt Blaz Kramer ein, der Slowene schiesst das 2:1. Er muss den gelbgesperrten Fidan Aliti mit Lindrit Kamberi ersetzen. Dieser trifft nach einem Eckball zum 3:1. Der FCZ ist offensiv lange ungefährlich, lebt aber mit der Gabe einer unverschämten Effizienz. Alle seine Tore resultieren nach Standards.
Die beiden Mannschaften spielen ein ähnliches Spiel, sie pressen früh und liefern sich einen Abnützungskampf. Darum entwickelt sich eine intensive Partie vor würdiger Kulisse. Das hat auch damit zu tun, dass die Anhänger von St. Gallen das von der Liga verhängte Gästefan-Verbot aushebeln. Sie bedienen sich kurzerhand im Sektor daneben und wohnen zu Hunderten der Partie bei: laut, aber friedlich. Sie zeigen auf diese Art der Liga, wie sinnlos dieses Verbot in der Praxis ist.
FCZ-Trainer Breitenreiter übt sich nach der Partie noch etwas in Ironie. «Nun können wir Mut in der Kommunikation zeigen und sagen: Mit dem Abstieg haben wir nichts zu tun.» Der Mut verlässt ihn aber sogleich wieder. Worte wie Titel, Meisterschaft, Pokal, all diese Worte umschifft er gekonnt. «Wir fühlen uns ganz wohl als Underdog.»
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