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Treffen mit Joya Marleen
Verloren im schnellen Erfolg: «Jetzt lerne ich gerade, zu überleben»

Frau mit roten Haaren, die in ein transparentes, beiges Tuch gehüllt ist, bei Sonnenuntergang.
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In Kürze:
  • Die Schweizer Musikerin Joya Marleen konnte die Erfolge ihrer ersten Singles bisher nicht wiederholen.
  • Sie hat gelernt, sich nicht von Zahlen und Trends beeinflussen zu lassen.
  • Im Frühling spielt sie ausverkaufte Konzerte in Deutschland und reist in die USA, um Songs zu schreiben.
  • Sie hätte nicht gedacht, dass sie die Schule so vermissen würde, sagt Joya Marleen.

Der Einstieg war steil. Noch am Abend ihrer letzten Maturaprüfung räumte Joya Marleen drei Swiss Music Awards ab, unter anderem für den besten Hit. «Ich fresse einen Besen!», sagte sie damals ins Mikrofon. «Nightmare» war der herausragende Schweizer Song im Jahr 2021, unbekümmert und eingängig, von den Radios geliebt, millionenfach gestreamt.

Schon da war klar: Joya Marleen wird es versuchen.

Von der Schule direkt ins Musikerinnenleben. Den Segen ihrer Musik liebenden Eltern hatte die St. Gallerin von Anfang an. Sie sagten: «Joya, mach das. Aber machs richtig.»

Die Zweifel

Drei Jahre später blickt die 21-Jährige auf eine herausfordernde Zeit zurück. «Ich bin an meine Grenzen gekommen. Die Musikbranche kann tough sein», sagt sie beim Gespräch in Zürich, kurz vor dem Release ihres neuen Albums «The Wind Is Picking Up».

Und das hat im Kern weniger mit den gestiegenen Erwartungen zu tun, die von aussen an die Künstlerin herangetragen werden. Sondern mit dem Druck, den sich Joya Marleen selbst auferlegt. «Ich erwarte von mir, dass ich erfolgreich Musik mache», hat sie einmal gesagt.

In der Musikbranche wird alles vermessen, 24/7 in Echtzeit. «Überall, wo es Zahlen gibt, kannst du dich verunsichern lassen, bei den Instagram-Followern, bei den Likes, Ticketverkäufen, Streams», sagt Joya Marleen. Quantität weckt den Eindruck von Qualität, was viel nachgefragt wird, muss gut sein. «Ich habe mich ständig verglichen, ich wollte es allen recht machen. Darin habe ich mich verloren.» Von ihren Liedern hat seit 2022 keines mehr die Marke von einer Million Streams erreicht, während «Nightmare» auf Spotify bei 11 Millionen steht.

Die Verunsicherung habe sich auch beim Komponieren von neuen Liedern gezeigt. «Wenn du Erfolg hast, ist alles gut. Aber was ist, wenn es mal nicht funktioniert?» Es habe eine Phase gegeben, in der sie Songs geschrieben habe, die ihr einfach nicht gefallen hätten, sagt Joya Marleen. Sprich: Sie hat versucht, ihren frühen Erfolg zu wiederholen, möglichst zu gefallen.

Musikerin mit E-Gitarre auf Bühne in blauem Licht bei Konzert in Sarnen, Januar 2025.

Joya Marleen nahm ihren Platz in der Schweizer Musikszene im Schnelltempo ein, nicht nur mit den Liedern, auch mit ihrer gewinnenden, leichten Art. Céline Werdelis, Moderatorin der Schweizer Musiksendung «Punkt CH» auf SRF 3, begleitet Joya Marleen schon seit den Anfängen. Sie sagt: «Joya Marleen hat eine unvoreingenommene Liebe für das Leben und die Menschen. Die ist echt, das spürt man, und das steckt an. Joya geht direkt ins Herz, und zwar auf der Autobahn.»

Nach den ersten Jahren in der grossen weiten Musikwelt kamen nun Zweifel und eine Nachdenklichkeit dazu, die sie zu Beginn, so auch am grossen Abend des Dreifach-Gewinns an den SMA, noch nicht hatte.

Die Learnings

«Am Anfang habe ich gelernt, wie man in die Musikbranche reinkommt. Jetzt lerne ich gerade, wie man überlebt», sagt Joya Marleen. Das heisst: Sie will ihren Platz finden und behaupten, langfristig erfolgreich sein und sich dabei nicht verstellen – nicht den Zahlen zuliebe, nicht für irgendwelche Trends.

2024 war die Nachwuchskünstlerin in Deutschland unterwegs, sie begleitete das Folk-Trio Mighty Oaks als Support Act. Die Konzerte bestritt Joya Marleen jeweils ganz allein, nur schon das muss man sich trauen. Es sei eine steile Lernkurve gewesen, sagt sie. Doch die Auftritte halfen der Künstlerin, wieder zurück zu ihrer musikalischen Stimme zu finden.

Sie müsse bei dem bleiben, was sie einzigartig mache.

Joya Marleen macht ein Selfie mit einer Gruppe von Fans während eines Auftritts in der Aula Cher in Sarnen am 24. Januar 2025.

Was das ist, beschreibt Thomas Fessler, der ihre bekanntesten Lieder produziert hat, so: Joyas Stimme, ihre Fähigkeit, in verschiedenen Tonlagen Emotion zu transportieren, ihr sicheres Gespür für Melodien.

Dazu kommt die Bühnenpräsenz. «Joya nimmt die Bühne ein, sie springt rum, sie zieht einen richtig in Bann», sagt SRF-Moderatorin Werdelis. Bei den letzten Auftritten in Deutschland haben sich einige Fans spontan entschieden, der Künstlerin von einem Konzert zum nächsten nachzureisen.

«Kompromisse in der Musik sind langweilig», sagt Joya Marleen heute. Sie wolle musikalisch mehr wagen: «Es wird krasser, es wird wilder.» Gerade entdecke sie viele Bands, The Last Dinner Party, Fleetwood Mac, etwa. Im Frühling wird sie in die USA reisen, nach Nashville und Los Angeles, um neue Lieder zu schreiben und einen neuen Musikmarkt kennen zu lernen.

Die Zukunft

Wie die nachhaltige Entwicklung für Joya Marleen aussehen soll, ist schon angelegt. Der grobe Plan: Jedes Jahr ein neues Land.

Joya Marleen hat einen Vertrag mit einem Label in Deutschland, ihr Management ist in der Schweiz – es sind die gleichen Leute, die sich zuletzt auch um die Karriere von Nemo kümmerten. Für 2025 sei das Ziel, in Deutschland bekannter zu werden, sagt Manager Reto Lazzarotto. Joya Marleen spielt dort im Frühling und Herbst ihre ersten Konzerte als Hauptact des Abends, die ersten Termine sind ausverkauft, in noch kleinen Lokalen wohlgemerkt. Die Künstlerin hat bereits einen eigenen Fanclub, gegründet von Fans aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Zugleich sind erste Auftritte in Frankreich und England geplant. Die aktuelle Single «Difficult» findet auf algorithmischen Wegen auch Zuspruch in asiatischen Ländern – worauf Joya Marleen sich auf Social Media in akzentfreiem Amerikanischem Englisch an ihre potenziellen neuen Fans wandte. «Wo eine Tür aufgeht, sind wir sofort dran», sagt sie dazu.

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Der Einstieg war steil. Joya Marleen ist «ein paar Mal auf die Schnauze gefallen», wie sie sagt. Sie habe sich überarbeitet, denn «man kann immer noch mehr machen». Dazu gehört auch die Selbstvermarktungsarbeit auf Social Media. Dort setzt sich Joya Marleen inzwischen klare Regeln. Kein Instagram direkt nach dem Aufstehen, und pro Tag maximal eine Stunde – eine halbe, um neue Posts zu machen und Nachrichten zu beantworten, eine halbe, um selbst rumzuscrollen. Sie weiss jetzt, wie sie am besten Runterfahren kann (beim Bummeln in St. Gallen, in Bücherläden). Sie sagt Termine ab, wenn sie nicht mag.

Wenn heute ihre Freundinnen aus der Schulzeit, die sie regelmässig trifft, vom Studium erzählen, fühle sie sich manchmal wie ein Alien. «Das ist einfach eine Welt, mit der ich nicht mehr viel zu tun habe.» Aber genau das tue ihr gut: dass es nicht 24/7 um die Musik geht.

Ob das Musikerinnenleben so ist, wie sie es sich vorgestellt hatte? Sie hätte nicht gedacht, dass sie die Schule so vermissen würde, sagt Joya Marleen. «Es ist wie ein kleines Trauma, wenn man aus diesem behüteten Umfeld rausgeht. Früher durfte ich die Rebellin sein, gegen das System kämpfen. Jetzt fehlen diese Grenzen, und dann merkst du, am meisten kämpfst du eigentlich gegen dich selbst.»

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Das Album «The Wind Is Picking Up» ist soeben erschienen. Aktuell tourt Joya Marleen durch die Schweiz; Live: 1.2. Luzern, 5.2. Zürich, 13.2. Basel