Besuch im ProberaumZürcher Band Ikan Hyu auf Europatour: «Wir leben schon unseren Traum»
Ikan Hyu sind eine der wuchtigsten Livebands des Landes. Wie machen sie sich fit für eine Tournee?
«Wir müssen irgendwann schon Geld verdienen damit», sagt Anisa Djojoatmodjo. Sie sitzt im vollgestellten Proberaum auf dem Sofa, neben ihr Bandkollegin Hannah Bissegger. Hier feilen sie an ihrer Liveshow. In zwei Tagen werden sie zu ihrer zweiten grossen Tournee aufbrechen und Konzerte in Deutschland, Österreich und Tschechien spielen. Kurz davor waren sie noch in Paris für eine Show, Anfang Jahr tourten sie durch Italien, Slowenien, Luxemburg.
Für die beiden Zürcherinnen geht es darum, das zu tun, was sie am liebsten machen: Musik. Um das weiterhin tun zu können, müssen sie ihr Publikum vergrössern.
Die Technologie hilft mit, an neuen Orten potenzielle Fans zu erreichen. Über Social Media spielt das Label von Ikan Hyu gezielt Werbevideos für Konzerte aus. Eine Strategie, die sich bewährt hat.
Auf der Packliste hat Hannah Bissegger Dinge notiert, die neben den Instrumenten, dem Merchandise und dem selbst gebauten Bühnenlicht nicht vergessen gehen dürfen. «Zwei Bettflaschen, Blubberschlauch für Stimmübungen, Trinkflasche, Ohrstöpsel, Kopfhörer, Nintendo Switch.» Wochenlang touren zehrt, Ausgleich ist wichtig. «Ich nehme meine Nail Station mit, um die Nägel zu machen», sagt Djojoatmodjo.
Ikan Hyu reisen insgesamt mit sechs Personen in zwei Autos, mit dabei sind Tourmanagerin, Fotografin, Mischer, Lichttechniker. Übernachtet wird im Hotel, die beiden Musikerinnen teilen sich in der Regel ein Zimmer.
Die Band ist eine musikalische Ausnahmeerscheinung. Das sickert auch ausserhalb der Schweiz durch. Was Anisa Djojoatmodjo und Hannah Bissegger live auf die Bühne bringen, bläst einen weg.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Djojoatmodjo spielt hauptsächlich Gitarre, Bissegger Schlagzeug, beide singen. Doch sehr oft bedienen sie mehrere Instrumente gleichzeitig, ein Synthie wird auch mal mit dem Fuss bearbeitet. Auf der Bühne stehen jeweils Gitarre, Schlagzeug, vier Synthies und Fusspedale. Sie würden noch mehr Instrumente mitnehmen, aber: «Zu wenig Hände», sagt Bissegger.
Wie ihr Spiel lässt sich auch der Sound von Ikan Hyu nicht eingrenzen, dazu ist er auch nicht gemacht. Die Musikerinnen bedienen sich frei bei den Musikstilen. Es gibt Starkstrom-Riffs, bittersüsse Gesangsharmonien, Rap, Schreien, alles liegt drin. Das liest sich wirr, kommt bei Ikan Hyu aber wuchtig und wunderbar zusammen. Wer die Band live erlebt hat, vergisst sie nicht mehr.
Ikan Hyu studieren Choreos ein
Auf Instagram haben Djojoatmodjo und Bissegger Videos von den Proben geteilt. Da ist zu sehen, wie die Drummerin einen neuen Beat und dazu einen Basslauf auf dem Synthie zunächst ganz langsam spielt, bis die Abläufe in den Armen eingespeichert sind. Oder wie Djojoatmodjo mit der linken Hand ein Riff auf der Gitarre anschlägt und gleichzeitig mit der rechten den Synthie bedient. Dazu ein Schwitz-Emoji.
Sie sprechen von «Choreos», die sie einüben müssen, und das sei durchaus aufwendig. «Es gibt Momente, in denen nichts mehr geht. Ich habe auch schon mit Schlagzeugschlägern auf den Synthie gehauen», sagt Bissegger.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Für die aktuellen Konzerte haben sie nur fünf Tage zum Proben eingeplant. «Wir müssen vor allem die neuen Songs üben», sagt Bissegger. Ikan Hyu sind Profis, seit 2016 spielen sie in dieser Formation. Kennen gelernt haben sie einander im Studium an der ZHDK, Djojoatmodjo hat einen Master an der E-Gitarre, Bissegger in Popgesang.
Konzerte in Indonesien, Musik für eine TV-Serie
Für die Band ist es seit der Gründung immer vorwärtsgegangen. «Wir leben schon unseren Traum», sagt Hannah Bissegger. «Und er entwickelt sich immer weiter.» Sie waren Best Talent bei SRF, haben auf Sizilien und in Indonesien Konzerte gespielt, zwei Alben und mehrere EPs veröffentlicht, Musik für eine TV-Serie beigesteuert.
Die Venues im Ausland sind noch klein, bis 300 Personen. Damit lässt sich nicht wirklich Geld verdienen. In der Schweiz seien die Gagen mittlerweile «okay». Doch die Auslandstournee sei eine Investition, sagt Djojoatmodjo. Auch dass eine Fotografin die Band begleite, um Bildmaterial für Social Media zu produzieren, gehöre dazu.
Ohne Fördergelder von mehreren Stellen wäre eine solche Tour nicht möglich, sagt Bissegger. Dabei sind Ikan Hyu im Vergleich zu grösseren Bands mit den zwei Autos und dem überschaubaren Team günstig unterwegs.
Weniger Alkohol, mehr Reisezeit
Erfahrungen im Ausland haben Ikan Hyu schon gemacht. In Italien gab es Szenenapplaus für Gitarrensolos, in Deutschland würden sie besonders viele Fanartikel verkaufen. Und sie wissen inzwischen, dass sie auf ihre Energie aufpassen müssen.
«Das Touren verschleisst. Wir müssen achtgeben, dass es allen gut geht, als Gruppe und einzeln», sagt Djojoatmodjo. Sie trinken weniger Alkohol als früher, schauen, dass sie Erholung einbauen und genug Reisezeit einplanen. «Wir sind auch schon mal über Nacht nach Tschechien gefahren, um dort zu spielen, oder für einen Gig nach Berlin. Das machen wir nicht mehr.» Beim letzten Stopp in Paris hätten sie sich extra Zeit gelassen. «Wir haben sogar den Eiffelturm angeschaut.»
Zwei Wochen werden sie unterwegs sein für die erste Tourhälfte. Im März folgt die zweite, mit den Schweizer Konzerten und weiteren Auftritten in Deutschland. Dass sie neue Fans dazugewinnen werden, scheint logisch. Eben: Wer Ikan Hyu live erlebt, vergisst sie nicht mehr.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.