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Luca Hänni ist 30 – ein Erwachseneninterview
«Die Sache mit den Mädels hat sich etwas verkompliziert»

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Pfeifen Ihnen zuweilen die Ohren, Herr Hänni?

Mein Gehör ist eigentlich super. Aber kürzlich hatte ich ein ziemlich beängstigendes Erlebnis. Zuerst ist mein rechtes Auge ausgefallen, dann hatte ich tatsächlich ein Pfeifen im Ohr. Der Stress soll daran schuld gewesen sein, haben die von der Notaufnahme gemeint.

Viele Teeniestars wie Justin Bieber oder Justin Timberlake leiden unter Tinnitus. Man mutmasst, dass das Kreischen weiblicher Fans dafür eine Mitschuld trägt.

Ich habe in meinem Leben viel Gekreische gehört. Aber bisher glaubte ich, dass meine Ohren das einigermassen gut gemeistert haben. Heute ist mein Publikum ruhiger, wobei es tatsächlich geografische Unterschiede im Kreischverhalten gibt.

Welches ist die unangefochtene Kreisch-Hauptstadt?

Köln.

Und wo ist das Kreischen vom Aussterben bedroht?

In Basel. Da wird gesittet applaudiert. Ich jedenfalls löse dort offenbar keine Kreischer mehr aus.

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Sie sind jetzt schliesslich auch 30, verheirateter Familienvater mit Eigenheim in der Thuner Gegend. Bringt das Heranwachsende generell noch in irgendeiner Form zu hysterischen Gefühlsaufwallungen?

Ja, mein Kind neigt in meiner Gegenwart durchaus zu schrillen Begeisterungsausbrüchen. Aber sonst ist mein Publikum der Pubertät mit allen Begleiterscheinungen entwachsen. Dafür ist mir ab und zu selbst zum Kreischen zumute, wenn zu viel Stress über mich hereinbricht.

Der Stress scheint ein grosses Thema zu sein. Dabei scheint Ihnen alles so locker von der Hand zu gehen.

Ich habe Schwierigkeiten abzuschalten. Mein Kopf arbeitet dauernd weiter und findet immer irgendetwas, was ich eigentlich noch erledigen sollte.

Früher war ein Stressfaktor der Rummel, den es um Sie gab. Es sollen gar Spionagedrohnen vor Ihrem damaligen Anwesen in Uetendorf herumgeflogen sein.

So was gibt es nicht mehr. Aber ich will mich nicht über die Zuneigung meiner Fans beklagen. Ich durfte etwas Einzigartiges erleben und wurde als Teenager in eine Welt katapultiert, die ich nicht kannte. Doch jetzt bin ich froh, einen anderen Karrierezweig kennen zu lernen.

Das erste Zitat, das man von Ihnen im Schweizer Pressearchiv findet, stammt vom 6. Januar 2012 und geht so: «Ich komme gut bei Mädels an, bin charmant und kann gut singen. Mein Aussehen ist mir sehr wichtig. Jedes Haar muss genau an seinem Platz sitzen.» Ist das eine noch geltende Selbsteinschätzung?

Ich würde das heute immer noch genau so sagen (lacht). Im Ernst: Die Sache mit den Mädels hat sich etwas verkompliziert, seit ich verheiratet bin. Und die Haare haben massiv an Wichtigkeit verloren.

«Was will man auch über Musik schreiben? Das hat sich schnell auserzählt.»

Sie waren 16, als Sie damals den Karaoke-Wettstreit «Deutschland sucht den Superstar» gewonnen haben. Was waren damals Ihre musikalischen Visionen?

Grosse Visionen hatte ich nicht. Ich war Maurer, hörte gern Justin Bieber oder Justin Timberlake und bin ohne alles zu hinterfragen, durchs Leben gewandelt. Ich machte gern Musik, fand die Sendung lustig, und als in Bern ein Casting angesetzt wurde, beschloss ich spontan, mit einem Kollegen dorthin zu fahren. Ich war nicht vertieft in die Musik. Eigentlich wollte ich damals Schlagzeuger werden.

Und heute?

Ich höre gern John Mayer. Das ist meine kleine morgendliche Kaffeemusik. Und ich bin immer noch ein Justin-Timberlake-Fan.

«Dem Ausdruck Teeniestar haftete lange etwas fast schon Lachhaftes an»: Luca Hänni.

2012 hat die Astrologin Elizabeth Teissier Ihnen eine «stabile Karriere» vorhergesagt. Hatte sie recht?

Mit dieser Meinung war sie damals ziemlich allein. Aber doch. Erfolgstechnisch war es bisher eine recht stabile Karriere. Es ging jedes Jahr ein bisschen vorwärts inklusive aller unvermeidlicher Rückschläge.

Viele ehemalige Teeniestars haben nicht nur Tinnitus, sondern auch Mühe, den Übergang in die Ü-18-Popwelt zu schaffen. Wie kann das gelingen?

Dem Ausdruck Teeniestar haftete lange etwas fast schon Lachhaftes an. Zu meiner Zeit war das quasi ein eigenes Genre, das man mit Leuten wie Justin Bieber und all den Boybands aus dieser Zeit verbunden hat. Heute nimmt man es vergleichsweise gelassen zur Kenntnis, wenn jemand jung beginnt Musik zu machen. Nehmen wir Billie Eilish. Sie war auch ein Teenie, als sie ihre ersten Erfolge feierte. Da wurde ihr Alter zwar auch thematisiert, aber man hat sie deswegen nicht belächelt oder den Teeniestar-Stempel hervorgezogen.

Haben Sie eine Strategie, diesen Stempel loszuwerden?

Musikalisch gibt vielleicht mein neuer Song «Love Me Better» eine Ahnung. Er kommt reifer daher, schürft textlich etwas tiefer. Mein Rezept war es stets, die Leute an meinem Weg teilhaben zu lassen. Im besten Fall führt das dazu, dass meine Fans mit mir älter werden. Wobei: So furchtbar alt bin ich ja dann doch noch nicht. (lacht)

Machen wir einen Test. Sie sind jetzt 30. Da schleichen sich Dinge ein, die darauf hindeuten, dass man zumindest kein Teenie mehr ist. Welche Anzeichen der Erwachsenwerdung haben Sie bei sich schon festgestellt? Anzeichen 1: Sie spielen mit dem Gedanken, sich für einen grossen Gesundheitscheck anzumelden.

Den habe ich schon hinter mir. Ich habe sogar schon mein Herz untersuchen lassen, und aktuell überlege ich mir, vielleicht mal einen Urologen aufzusuchen. Sie sehen, es ist vorbei mit dem leichten Teenager-Dasein.

Anzeichen 2: Sie spielen mit dem Gedanken, Ihr Vatersein in einem Song zu thematisieren.

Ha, das habe ich schon getan. «Zeilen für Dich» heisst das Lied.

Anzeichen 3: Die Musik der Jungen löst bei Ihnen zunehmend Befremden aus.

Voll. Ich habe zum Beispiel den letzten Techno-Trend verpasst. Diese richtig harten Sachen. Das löst zwar Befremden aus, aber gleichzeitig auch Neugierde. Ich darf es ja nun fast nicht erwähnen. Aber letzten Freitag ist ein Techno-Remix von «Love Me Better» erschienen.

Bei Remixen kann man die Verantwortung ja prima von sich weisen.

Sagen wirs so: Wenns funktioniert, war es natürlich meine Idee. Wenn nicht, dann ist der Remixer schuld. Das ist eine wunderbare Ausgangslage. (lacht)

Wie regelmässig treffen Sie sich mit Ihrem Management, um die Positionierung der Marke Luca Hänni zu justieren?

Mein Manager ist seit eh und je mein Stiefbruder. Das heisst, wir sind jeden Tag im Austausch. Es gibt selten den Moment, in dem wir das Ganze grundlegend überdenken.

Man hat den Eindruck, dass die Musik nur noch ein Begleitmedium im Entertainment-Arsenal des Luca Hänni darstellt.

Dieser Eindruck mag entstehen, weil über das andere viel mehr berichtet wird. Ich mache eigentlich dauernd Musik, und momentan läuft es gerade wieder gut mit Airplay im Radio. Doch es ist ein unsicheres Feld. Mir ist es wohler, wenn ich eine breitere Showpalette bedienen kann.

Also gehe ich recht in der Annahme, dass die Musik längst nicht mehr Ihre Haupteinnahmequelle ist?

So ist es. Das heisst nicht, dass es mit der Musik schlechter läuft, sondern dass man mit den anderen Dingen schlicht viel mehr Geld verdient. Das ist nicht nur bei mir so. Wenn man die Weltstars des Pop anschaut, dann sind es ganz wenige, die ausschliesslich von der Musik leben. Bei mir ist das Verhältnis vermutlich so 70 zu 30 Prozent – zuungunsten der Musik. Doch letztlich war es eben doch meist die Musik, die mir die Türchen zu den anderen Feldern aufgestossen hat.

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Die Leute schauen Ihnen fast ebenso gern beim Tanzen wie beim Singen zu. Und sie finden es fast genauso prickelnd, wenn Sie sich durch einen Ninja-Warrior-Parcours quälen oder sich bei «Masked Singer» als Schuhschnabel verkleidet mit Jan Josef Liefers messen. Fuchst das manchmal? Als Musiker möchte man doch wegen seiner Kunst verehrt werden.

Schon. Ich würde beispielsweise gern viel mehr Festivals spielen. Doch da ich ein breites Publikum bediene und die meisten Festivals eine ziemlich enge Zielgruppe anpeilen, sind die Festivalveranstaltenden zurückhaltend, mich zu buchen.

Sie haben einmal verraten, Musikerkollegen auf Social Media entfolgt zu sein, weil diese dauernd Bilder von ihren Tourneen posteten und Sie dies nicht ertrugen. Der Hobbypsychologe würde die Augenbraue heben.

Das ist tatsächlich mein wunder Punkt. Ich habe eine tolle Band, die Show ist gut – und ich möchte gern mehr spielen. Aber ansonsten gibt es keinen Grund zur Klage.

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Ich habe mir einige der über 9000 Schlagzeilen angesehen, die Sie in der Schweizer Presse produziert haben. Es wird tatsächlich eher darüber berichtet, wie Sie Weihnachten verbringen oder wie Ihre Partnerin ungeschminkt aussieht, als über Ihr Schaffen.

Es ist wirklich krass. Seit wir Eltern sind, poppen da noch viel mehr Themen abseits der Musik auf, über die die Medien berichten wollen. Da hilft unser Podcast ein wenig. Meine Frau und ich quatschen dort eine Stunde lang und generieren so Artikel, ohne auf Interviewtournee gehen zu müssen.

Praktisch.

Nun, es scheint in der Schweiz Medien zu geben, die wohl eine arme Praktikantin jeden Donnerstag dazu verdonnern, unseren Podcast nach Verwertbarem abzuklappern. Aber was will man auch über Musik schreiben? Das hat sich schnell auserzählt. Ich könnte Ihnen erzählen, was mich gerade thematisch so umtreibt, ich könnte erzählen, wie ich im Studio arbeite. Aber damit können die meisten Medien nichts mehr anfangen. Ich neige zur Feststellung, dass auch die Presse mit Musik nicht mehr so viel Geld verdient…

…Weshalb ich nun zum Trotz bei der Musik bleibe: Viele Popstars bestellen sich bei ihrem Verlag 50 Songs zum Anhören, dann wählen sie 10 aus und legen ihre Stimme darüber. Sie funktionieren nicht so?

Nein. Ausser beim Album, das ich nach dem Gewinn von DSDS mit Dieter Bohlen aufgenommen habe. Das war wohl die schnellste Produktion der Musikgeschichte. Vier Tage nach der Show musste das Ding erscheinen. Der hat einfach Lieder aus der Schublade gezogen, ich habe sie eingesungen und gut war. Aber seither schreibe ich meine Musik selbst. Nicht immer allein, am liebsten in Dreiergrüppchen. Dafür organisieren wir jeweils kleine Camps und ziehen uns in eine Hütte zurück.

Ihr ESC-Song «She Got Me» ist auf diese Art an einem Tag im Suisa-Songwriter-Camp entstanden. Arbeiten Sie gern unter Druck?

Ich mag das tatsächlich. Allerdings war die erste Version noch etwas schwach auf der Brust. Wir haben danach noch intensiv am Song weitergearbeitet.

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Apropos weiterarbeiten. Wohin geht die Reise? Sie schreiben Autobiografien, besprechen Podcasts und betreiben auch sonst einen recht grossen Aufwand, unter Beweis zu stellen, ein ganz herzlicher, liebenswerter und vollkommen normaler Mensch zu sein. Es scheint, als seien Sie darum bemüht, Formate zu finden, in denen Ihre guten Sympathiewerte zum Tragen kommen.

Vermutlich ist es schon so, dass meine Person mehr Anknüpfpunkte bietet als meine Musik.

Sie werden vom Management als «Sänger, Entertainer, TV-Gesicht und Synchronsprecher» angepriesen. Träumen Sie in Ihren besseren Nächten also schon von der eigenen grossen Giovanni-Zarrella-artigen ZDF-Abendshow mitsamt Luca-Hänni-Leuchtschriftzug?

In fünf bis zehn Jahren könnte ich mich schon als Entertainer einer grösseren Show sehen. Mit Musik, Akrobatik und Tanz. Das würd ich unterschreiben.

Und wer würde da so auftreten?

Wer weiss schon, wer in fünf bis zehn Jahren gerade aktuell sein wird. Ich weiss nur, dass ich keine Festbänke im Saal möchte. Ich möchte Stühle. Sie können das gern altmodisch nennen.