Soft Loft aus BruggEine weitere Schweizer Band erobert das Ausland
Amerikanische Radios spielen ihre Songs, jetzt kommen Konzerte in England und Deutschland: Die internationale Begeisterung für Soft Loft aus Brugg steigt. Jetzt geht die Band aufs Ganze.
In ein, zwei Jahren wollen sie von der Musik leben können. Das ist der Plan von Soft Loft, sagt Jorina Stamm, Sängerin der Aargauer Band.
Und die nächsten Monate werden die Weichen stellen. Gerade ist das Debütalbum «The Party and the Mess» erschienen. Es gab für die Single «Late» relativ prominente Platzierungen auf internationalen Playlists mit Millionen Followern – was die Streamingzahlen habe hochschnellen lassen, aber sonst noch nicht viel verändert habe, sagt Stamm. Trotzdem sind die Platzierungen Achtungserfolge, wie sie sich zurzeit von keiner anderen Schweizer Band berichten lassen.
Wichtiger werden für Soft Loft die Konzerte: In den kommenden Monaten spielt die Band aus Brugg in Berlin, Hamburg und Köln, in London und Manchester, in Strassburg. Bis August sind 23 Auftritte geplant, darunter auch an Festivals, bei denen Leute aus der Musikbranche gezielt nach neuen Talenten suchen.
Auf den Spuren von Lewis Capaldi
Für das Great Escape Festival in Brighton etwa wurden Soft Loft als erst vierter Schweizer Act von den Organisierenden direkt fürs Programm ausgewählt. Das Great Escape gilt als wichtigste Newcomerbühne im Mutterland des Pop. Wer hier überzeugt, kann weit kommen. In den Jahren zuvor sind dort spätere Stars wie Lewis Capaldi, Phoebe Bridgers oder Tom Odell aufgetreten. Soft Loft werden zwei Konzerte spielen. «Wir hoffen, dass sich Türen öffnen», sagt Stamm.
Die fünf Musikerinnen und Musiker werden sich aufs Spielen konzentrieren, das Netzwerken übernimmt das Management. Seit drei Jahren kümmert sich die junge Agentur Grundiynkommen aus Baden um die Karriereplanung und das internationale Booking. Eine weitere Agentur organisiert für Soft Loft die Konzerte in der Schweiz. Bei Grundiynkommen ist auch das längst über die Schweiz hinausgewachsene Zürcher Gitarrenduo Hermanos Gutiérrez unter Vertrag.
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Soft Loft wachsen «organisch», wie es das Management ausdrückt. Es geht Schritt für Schritt voran. Eine zentrale Rolle haben dabei von Beginn weg die Liveauftritte gespielt.
Vor gut einem Jahr spielten Soft Loft am M4Music in Zürich eines ihrer ersten Konzerte. Auch dieses Festival ist ein Branchentreffen, für das Entscheidungsträger aus verschiedenen Musikmärkten nach Zürich reisen, und der Gig hat Soft Loft direkt Auftritte im Ausland beschert. Schon 2023 ist die Band in London und Paris aufgetreten, mit dem Zürcher Duo Steiner & Madlaina war sie für mehrere Konzerte in Deutschland unterwegs. Ein Selbstläufer ist das nicht: «Es ist viel Arbeit, auf diese kleine Schweizer Band aufmerksam zu machen», sagt Stamm.
Mehrere Jahre am Debütalbum gearbeitet
Und das bedeutet auch: geduldiger Aufbau. Jorina Stamm hat 2017 zum ersten Mal Musik veröffentlicht, damals unter dem Namen Ellas, ein Projekt mit ihrer Schulfreundin Sarina Schmid, die heute noch bei Soft Loft dabei ist. Inzwischen sind drei Mitmusiker dazugekommen. 2022 entschied sich die Gruppe, mit dem neuen Namen Soft Loft fortzufahren. «Es fühlte sich richtig an, für dieses Album neu zu starten», sagt Stamm.
Wie ambitioniert die Band zu Werke geht, zeigt die Entstehungsgeschichte des Debütalbums. Sie erstreckt sich über mehrere Jahre.
Die Bandmitglieder erstellten eine Liste mit Produzentinnen und Produzenten, deren Arbeit sie bewundern. Weit oben stand der Name des US-Amerikaners Gianluca Buccellati, grammynominiert, bekannt für seine Arbeit mit Arlo Parks oder Lana Del Rey. Jorina Stamm meldete sich via Instagram beim Produzenten, der in Los Angeles lebt. Buccellati zeigte sich interessiert, nach einem ersten Kennenlernen per Videoanruf machten sich Soft Loft und Buccellati ans Schreiben. Lieder wurden digital hin- und hergeschickt, per Skype optimierten sie gemeinsam die ersten Songskizzen.
Die Lieder, die heute auf dem Album sind, entstanden bereits 2021, im Februar 2022 flog der US-Produzent für eine Aufnahmesession in die Schweiz. Die Kosten für den Flug übernahm die Band. In einem Haus in Engelberg arbeiteten sie zwei Wochen an der Musik, aus über 30 Ideen wurden letztlich die zwölf Stücke, die jetzt als Album erschienen sind.
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Buccellati hat am Veröffentlichungstag von «The Party and The Mess» amerikanisch euphorisch auf Instagram geschrieben, dass die Aufnahmen mit Soft Loft «eine der besten Erfahrungen» seines Lebens gewesen seien. Sie hätten noch nie so schnell neue Musik aufgenommen, sagt Stamm. «Gianluca arbeitet sehr zackig. Wir strebten nicht nach Perfektion, wir hingen einfach zusammen ab und spielten. Der Umgang war sehr persönlich und angenehm direkt.»
Das hört man den Liedern an: Der Pop von Soft Loft ist intim und leicht, obwohl in fast jedem Song ein melancholischer Grundton mitschwingt.
Alle haben einen Nebenjob
Anfang 2022 war das Album im Kasten. Dann nahm sich die Band Zeit, die Songs mischen zu lassen, und suchte nach Labels in England, den USA, in Deutschland. «Für einen Schweizer Act, der noch nichts veröffentlicht hat, ist das sehr schwierig», sagt Jorina Stamm. Die Zusammenarbeit mit dem Produzenten aus den USA änderte daran nichts. Mittlerweile haben sie sich für ein lokales Label aus Basel entschieden.
Jorina Stamm weiss, dass es viel braucht, um als tourende Band genug zu verdienen, Kosten und Aufwand sind hoch. Sie seien bereit, «all in zu gehen». Die Musikerinnen und Musiker haben alle Nebenjobs; wenn Konzertanfragen kommen, planen sie so, dass es möglich ist, den Termin wahrzunehmen. Das braucht auch das Entgegenkommen der Arbeitgeber.
«Wir sind weit weg von Kostendeckung»
Die aktuellen Auslandkonzerte werden unter anderem von Pro Helvetia unterstützt, 20’000 Franken erhielten Soft Loft zugesprochen. «Ohne Förderung geht es nicht. Der Tourplan sieht super aus, die Shows laufen, doch von Kostendeckung sind wir noch weit entfernt», sagt Stamm. Auch mit dem Swiss Music Export arbeitet die Band zusammen, um zu Showcase-Auftritten ausserhalb der Schweiz zu kommen.
Derweil funktioniert es in den USA neben dem Streaming für Soft Loft auch bei den Radios ganz gut. Es sei motivierend, zu sehen, neben welchen Namen sie dort jeweils im Programm auftauchten, sagt Stamm. «Eine Tour durch die USA wäre schon ein Ziel. Wir arbeiten an Plänen für 2025.»
Ob sich dieser Traum für Soft Loft erfüllt, ist gerade nicht entscheidend. Jetzt muss es erst einmal einfach weitergehen.
Soft Loft live: 11.4. Salzhaus Winterthur, 19.4. BScene Basel
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