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Erfolgreiche Musikschaffende
Vier Schweizer Acts, die international für Aufsehen sorgen

Die Bernerin Leila veröffentlicht am 10. November ihre erste EP mit fünf Songs. Ihre Musik drehe sich um «Dinge, die alle kennen und die dennoch schwer greifbar sind», sagt die 22-Jährige.
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Leila: Die Schnellstarterin

Anfang September hat das Team des deutschen Labels Grönland Records auf Instagram verkündet, dass sie die neue Single von Leila veröffentlichen werden. «We are thrilled!», stand da.

Ein kurzer Post, aber eine grosse News für die Berner Künstlerin Leila Šurković, die gerade erst ihre Ausbildung zur grafischen Gestalterin und nun also auch einen Deal mit Grönland Records abgeschlossen hat. Das Berliner Label wird von Herbert Grönemeyer geführt. Wer dort unterkommt, kann für den weiteren Karriereverlauf auf beste Verbindungen im deutschsprachigen Musikmarkt setzen.

«Ich habe den Anspruch an mich und meine Lieder, dass wir über die Schweiz hinauskommen.»

Leila

2021 hat Leila zum ersten Mal Musik veröffentlicht, in Eigenregie. Sie hätte eigentlich tausend Lieder geschrieben, doch nur zwei hat sie damals geteilt: «Irrational», tieftraurig und reduziert, und «Gun to My Head», ein düsteres, aber aufmüpfiges Popstück. Die Songs bescherten Leila einen formidablen Start in der Streamingwelt, 52’000 Menschen hören auf Spotify zurzeit ihre Musik, «Gun to My Head» hat 1,7 Millionen Streams auf der Plattform.

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Grönland Records habe sie schon kurz danach kontaktiert, erzählt Leila, doch sie habe da noch gar nicht gewusst, ob sie Musikerin sein wolle. Zuerst kam die Ausbildung. Vor ein paar Monaten machte sie sich dann auf nach Berlin zu einem ersten Treffen mit dem Label, bei dem die Zusammenarbeit beschlossen wurde. «Ich fühle mich mega verstanden», sagt die 22-Jährige.

Gerade ist die Single «Blue» erschienen, im November folgt die Debüt-EP, darauf die erste Tour mit Auftritten in der Schweiz und Deutschland. Ums Booking kümmert sich jetzt die gleiche Agentur, die auch Konzerte von Peter Fox oder Nina Chuba organisiert.

Leila setzt, mit Grönemeyers Team im Rücken, auf die Musik. «Wenn ich wirklich 100 Prozent reingebe und davon leben will, habe ich den Anspruch an mich und meine Lieder, dass wir über die Schweiz hinauskommen», sagt sie. «Ich setze mir sicher keine Grenzen.»

  • Kennenlern-Songs: «Blue», «Gun to My Head»

  • Monatliche Hörer*innen auf Spotify: 52’500

  • Live: Ab 17. November in Basel, Bern, Zürich, Lausanne und Luzern

Varnish La Piscine: Der Unfassbare

Der Genfer Varnish La Piscine produziert zu seiner Musik aufwendige Kurzfilme.

Am 10. Oktober ist Varnish La Piscine in Paris aufgetreten, auf der Website des Konzertlokals La Cigale stand zuvor schon längst in roten Buchstaben: «complet», ausverkauft. Gut 1400 Leute fasst der Club, aber noch mehr wollten den Schweizer live sehen. «Wer hat ein Ticket zu verkaufen?», fragten Fans auf den Instagram-Profilen von Club und Künstler.

Um den Auftritt anzukündigen, hatte Varnish La Piscine extra einen Comedy-Film gedreht, zwei Minuten kurz, aber im Kino-Feel. Denn auch das gehört zur Kunst des Genfers. Auf Youtube hat das Filmchen, in dem er mit zwei Freunden «Hangman» spielt, über 14’000 Aufrufe gesammelt.

Varnish La Piscine (bürgerlich: Jephté Mbisi) ist als Künstler ausufernd. Er schreibt und produziert Songs für andere, rappt, singt, filmt. Er ist in einem musikalischen Umfeld aufgewachsen, mit den Liedern von Sade, Sting und Phil Collins, und Teil des Genfer Rap-Kollektivs Superwak Clique. In seinen eigenen Liedern erklingt Funk nach alter Schule, Soul, Bossa nova, und er hat ein feines Händchen für abgedrehte Synthiemelodien.

Die einzige Regel für Varnish: keine Regeln. Oder wie sein Manager Oumar Touré es ausdrückt: «Er soll nicht auf Trends oder Verkäufe schauen.»

Varnish La Piscine (l.) hat hochkarätige Fans, etwa den US-Rapper Tyler, the Creator, den er auch schon persönlich getroffen hat.

Musik wie Filme haben ihm Beachtung von den ganz Grossen beschert, die er selbst bewundert: Pharrell Williams etwa, sein Vorbild, oder der ebenfalls unbändige US-Rapper Tyler, the Creator, der auch mal einen Instagram-Post des Westschweizers kommentiert. Varnish lebe bereits seinen Traum, sagt sein Manager.

Seit 2023 ist Varnish La Piscine beim französischen Label Ed Banger unter Vertrag, bei dem Elektrogrössen wie Justice oder Mr. Oizo zu Hause sind. Mit dem Labelchef war Varnish davor schon länger via Instagram im Austausch. Im Frühling erschien über Ed Banger die EP «The Lake Is Successful», der Titel nonsensig wie Varnishs Künstlername, dazu vier begleitende Kurzfilme. Pharrell Williams wurde mit einer Vinylausgabe des Albums unter dem Arm in Paris gesichtet.

  • Kennenlern-Songs: «Ceviche», «Cortezz»

  • Monatliche Hörer*innen auf Spotify: 86’400

  • Live: 16. Dezember, Lyon

Sirens of Lesbos: Die Idealisten

Berner Fünfer, international unterwegs: Sirens of Lesbos mit Arci Friede ganz links.

Erst mal Bern und Zürich. Dann: Paris, London, Berlin.

Sirens of Lesbos touren gerade mit ihrem jüngsten Album, einem vielschichtigen, verspielten und weltoffenen Pop-Werk mit dem schlichten Titel «Peace». Mit auf dem Tourplan sind die grossen europäischen Metropolen und prestigeträchtige Clubs wie das Jazzcafé in London.

Es sei schlicht existenziell, dass sie im Ausland auftreten können, sagt Arci Friede, musikalische Triebkraft der Band. «In der Schweiz kann man von unserer Art Musik nicht leben.» Insbesondere in England haben die fünf aus Bern schon Spuren hinterlassen, zunächst mit einem gezielt komponierten Club-Hit, der auf 30 Millionen (!) Spotify-Streams zusteuert, aber in seiner Einfachheit nicht zu dem passt, was Sirens of Lesbos heute musikalisch ausmacht.

Was von diesem ersten Erfolg geblieben ist: Ihre Musik erklingt regelmässig auf den Kanälen der BBC.

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«Es ist extrem anstrengend, im Ausland Fuss zu fassen», sagt Friede. Die Gagen seien tief, Kosten und Logistikaufwand für die Band hoch, längst nicht immer würden sich die weiten Wege lohnen. Sirens of Lesbos nehmen sie auf sich.

Fürs kommende Jahr sind Konzerte in Frankreich und den Beneluxstaaten geplant, erste Festivalauftritte in Deutschland und England sind ebenfalls bestätigt. Sie könnten alle bei einer Bank arbeiten, ab und zu Ferien machen und ganz ohne Existenzängste leben, schrieb die Band kürzlich zu einem Instagram-Post. Aber sie hätten sich für die Musik entschieden, «und wir geben alles für diesen Traum».

  • Kennenlern-Songs: «Run Run Run», «How Many Miles»

  • Monatliche Hörer*innen auf Spotify: 247’600

  • Live: 11. November, Chur; 24. Februar, Fribourg

Lesen Sie hier unser ausführliches Band-Porträt.

Black Sea Dahu: Die Ausdauernden

Die Band um Janine Cathrein (Mitte) ist fast pausenlos auf Tour.

92 Konzerte werden Black Sea Dahu Ende 2023 in einem Jahr gespielt haben. In Deutschland und Frankreich vor allem, aber auch in Portugal, Spanien, Italien, Holland und der Schweiz.

Und trotzdem hat Janine Cathrein, Sängerin und Songschreiberin von Black Sea Dahu, immer noch «klassische Auftritt-Albträume», wie sie sagt. Dass sie den Eingang zur Bühne nicht findet, sich im Backstage verläuft oder der Bass plötzlich Saiten aus Spaghetti hat.

«Wir gehen dahin, wo die Musik gehört wird.»

Andreas Ryser, Manager von Black Sea Dahu

Black Sea Dahu sind auf der Ochsentour, seit sie existieren. Die Folkpop-Formation aus Zürich verbreitert mit Livekonzerten ihre Fanbasis, Auftritt um Auftritt, Jahr für Jahr. Mit klarer Strategie: «Wir spielen nur dort, wo wir den Club füllen. Dann machen wir die Veranstaltenden glücklich», sagt Manager Andreas Ryser.

Es begann mit sehr kleinen Clubs. Beispiel Berlin: Das erste Konzert war noch eine Wohnzimmershow mit 30 Leuten – aber sie war voll. Inzwischen spielen Black Sea Dahu in der deutschen Hauptstadt vor über 1000 Leuten.

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Die Band nutzt für die Tourplanung Daten von Spotify, Youtube und Instagram, um herauszufinden, wo eine Nachfrage besteht. «Wir gehen dahin, wo die Musik von Black Sea Dahu gehört wird», sagt Ryser. Für Konzerte werden dann online in der spezifischen Region gezielt Werbungen an die Menschen ausgespielt, die sich dafür interessieren – eine Geschäftspraxis, die langsamen und damit wohl nachhaltigen Wachstum bringt.

Janine Cathrein sagt, dass sie als Band, die stilistisch in einer Nische musiziert, alle Hörenden braucht, «die man kriegen kann». Sie sei stolz darauf, wie viele Menschen Black Sea Dahu schon erreicht hätten – und dass sie als Band immer noch Lust hätten, zusammen zu musizieren.

Black Sea Dahu sind so erfolgreich, dass sie ihre hohen Kosten für Personal und Reisen (über 5000 Franken pro Konzert) inzwischen meist decken können. Die Band ist mit zehn Leuten und grossen Bussen auf Tour, zwischen zwei Konzerten legen sie auch mal 1000 Kilometer zurück, weshalb sie zwei Busfahrer brauchen, die sich ablösen können. Wenn es nun darum geht, neue Territorien zu erschliessen – aktuell: Skandinavien –, werden die Konzerte aber wieder defizitär. Nach Brasilien zu reisen, wo Black Sea Dahu immerhin 14’400 Instagram-Followerinnen gewinnen konnten, würde sich noch lange nicht rechnen, sagt der Manager.

  • Kennenlern-Songs: «Not a Man, Not a Woman», «Glue», «In Case I Fall For You»

  • Monatliche Hörer*innen auf Spotify: 383’200

  • Live: 30. November und 1. Dezember, Bern (ausverkauft), 2. und 3. Dezember Zürich (ausverkauft)