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Benjamin Amaru im Interview
«Es reicht den Leuten nicht mehr, nur gute Musik zu haben»

Benjamin Amaru hat sein Debütalbum veröffentlicht. Hier erzählt er, wie er zum Erfolg steht.
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Schon mit der zweiten Single hat es geklappt: Benjamin Amaru, aufgewachsen in Appenzell Ausserrhoden, schaffte 2018 mit dem Lied «You Don’t Know» einen Durchbruch. Das Stück fand ein grosses Publikum auf Spotify – auf der wichtigsten Streaming-Plattform hören heute konstant über 400’000 Personen die Musik des 26-Jährigen. Das macht ihn zu einem der Grossen im Schweizer Pop.

Amaru veröffentlichte seine Songs über Jahre ohne grosses Label. Jetzt ist sein Debütalbum mit einem Vertrag bei Warner Music in Deutschland erschienen.

Herr Amaru, vergangenes Jahr kamen Sie mit Ihrer Musik auf über 30 Millionen Streams. Was bedeutet die Zahl Ihnen?

Streaming hat mir finanzielle Sicherheit gegeben. Noch bevor meine Lieder am Radio gespielt wurden oder wir grössere Konzerte spielen konnten. Natürlich ist das super, aber es ist eben auch nur eine Zahl. Ich frage mich: Was jetzt? Wo kommen wir hin, wenn wir noch mehr geben? Ich kann mich nicht auf diesen 30 Millionen Streams ausruhen, sie sind schon vorbei. Sie bringen auch nicht so viel Geld, wie man denken würde.

Umso wichtiger sind die Konzerte. Der Vorverkauf für die Deutschland-Tournee im Herbst läuft gut, einige Auftritte wurden in grössere Lokale verlegt. Wie gross ist die Erleichterung?

Ich bin natürlich froh, aber nicht überrascht. Die Tour vor zwei Jahren lief schon gut und war bis auf das erste Konzert komplett ausverkauft.

Das heisst aber nicht, dass die Menschen gleich wiederkommen.

Ich habe damit gerechnet, dass viele wiederkommen werden. Weil wir auf der letzten Tournee wirklich viel Spass hatten. Das Feedback war durch das Band positiv, den Leuten hat es gefallen. Nun müssen wir sie erneut packen. Aber wir haben das neue Album, das wir jetzt umsetzen, dazu die bereits bekannten Hits – es wird mindestens so schön wie beim letzten Mal.

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Am Open Air St. Gallen haben Sie gerade eines Ihrer bisher grössten Konzerte gespielt, auf der Hauptbühne. Wie haben Sie den Auftritt erlebt, auch als Ostschweizer?

Ich hatte im Vorfeld gemischte Gefühle. Unser Auftritt war auf 14 Uhr am Nachmittag angesetzt, das ist keine einfache Zeit bei einem Festival. Es war das zweite Konzert auf der grossen Bühne an dem Tag. Ich war nervös und habe mir Gedanken gemacht: Werden überhaupt Leute kommen, und nicht nur meine Freundinnen und Freunde?

Und?

Es ist eine wunderbare Show geworden, mit richtig viel Publikum. Der Auftritt hat mir gezeigt, dass sich auch in der Schweiz immer mehr Menschen für mich und meine Musik interessieren. Nicht nur die, die mit mir die Kanti besuchten.

Heimspiel im grünweissen Fussballtrikot: Amaru beim Konzert auf der Hauptbühne des Open Air St. Gallen.

Sie haben einen Vertrag in Deutschland unterschrieben, einem der grössten Musikmärkte, bei einem weltweit tätigen Label. Denken Sie manchmal, «ich habe es geschafft»?

Nein. Aber es beginnt ein neues Kapitel. Viele denken, bei einem Major-Deal gehe es um viel Geld. Aber vielmehr geht es um den Apparat, den wir jetzt einsetzen können. Wir haben mehr Kontakte und grössere Hebel, die wir in Bewegung setzen können.

Wie zum Beispiel?

Ich erhalte die Chance, mit neuen Künstlerinnen und Künstlern zusammenzuarbeiten, zu denen ich sonst keinen Zugang hätte. Und es ist gut, wenn jemand von aussen, ganz objektiv, das Projekt mal genau prüft und neue Inputs gibt. Das motiviert und fordert mich. Ich will den Fächer so weit aufmachen, wie es nur geht.

Welches ist die grösste Veränderung für Sie, seit Sie bei einem internationalen Label unterschrieben haben?

Wir haben mehr Menschen ins Boot geholt. Das heisst, ich kann jetzt nicht mehr nur in meinem eigenen Sinn arbeiten, es geht nicht mehr nur um mich. Das braucht eine neue Disziplin. Ganz ehrlich, bisher war ich eher faul. Nicht, was den musikalischen Output betrifft, aber ich habe neben dem Studium für die Musik gemacht, was ich konnte. Mehr nicht. Wir haben auf Konzerte und Interviews verzichtet, auch weil das Streaming gut läuft und mir einen monatlichen Lohn sicherte, ich habe das als coolen Nebenjob für einen Studenten gesehen. Ich musste nicht viel Aufwand betreiben – solange ich Musik komponierte, aufnahm und regelmässig veröffentlichte. Und etwas zu releasen, war nie ein Problem für mich, wenn ich gerade Freude an einem Lied habe, dann teile ich es, einfach raus damit. Wie eine Story auf Instagram.

«Ich kann nur ehrlich sein. Dann ist meine Musik am besten.»

Sie haben schon fast 80 Singles veröffentlicht, der Output ist konstant. Ist das Strategie?

Ich habe den Luxus gehabt, dass ich die Zeit hatte, meine musikalische Entwicklung komplett öffentlich zu machen. Die meisten definieren ihren Stil, bevor sie ihr erstes Album einspielen, bei mir ist das seit den ersten Songs 2018 ein laufender Prozess. Ich habe einfach keine Angst davor, dass mein Publikum diese Entwicklung mitkriegt. Perfektionistisch bin ich null. Ich bin heute musikalisch an einem anderen Punkt als zu Beginn, da war mein Sound noch elektronischer. Ich bin ständig auf der Suche. Aber natürlich füttere ich damit auch die Algorithmen, klar, dessen bin ich mir bewusst. Ich sage allerdings nicht, dass ein hoher Output die einzig richtige Strategie ist, und auch nicht die beste. Für mich hat sie funktioniert.

Haben Sie keine Angst, Fans zu irritieren oder abzustumpfen?

Nein. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass alles, was ich rausbringe, so gut sein muss, dass es alle umhaut. Eher: Wenn ich Freude an einer Idee habe, dann wird auch irgendjemand anderes Freude daran haben. Ich kann nur ehrlich sein. Dann ist meine Musik am besten, diesen Anspruch habe ich.

Aufgewachsen in Teufen AR als Sohn einer Iranerin und eines Schweizers, in Lausanne studiert, daheim in Zürich: Benjamin Amaru.

Sind Sie ehrgeizig?

Ja, ich glaube, das muss man in der Musikindustrie sein. Es sei denn, man hat riesiges Glück.

Mit dem grösseren Team und dem zunehmenden Erfolg wächst der Druck. Können Sie locker bleiben?

Es variiert. Es gibt Tage, da gelingt es mir, alles leichtzunehmen. An anderen bin ich gespannt wie ein Pfeilbogen. Es gehört aber auch beides dazu. Angespannt zu sein, treibt mich voran. Und wenn dann etwas geschafft ist, bin ich umso zufriedener.

Sie sind deutlich aktiver geworden auf Social Media.

Ja. Ich habe Anfang Jahr mein erstes Reel auf Instagram geteilt. Das gehört jetzt zum Job dazu. Wir haben gemerkt, dass wir von allem noch etwas mehr geben wollen. Es reicht den Leuten irgendwann nicht mehr, nur gute Musik zu haben. Die Lieder, die Livekonzerte, die Inhalte auf Social Media, Interaktionen mit den Fans – das hängt ja alles zusammen und ergibt ein Bild, wer Benjamin Amaru ist.

Und welches Bild wollen Sie vermitteln?

Meine Geschichte sind die Lieder, die ich teilen kann. Meine Posts haben mit meiner Musik zu tun. Ich will ungezwungen und authentisch sein, in den Songs wie auf Social Media.

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Sie haben vergangenes Jahr Werbung für Zalando gemacht. Wie wichtig sind solche Deals in Zeiten, in denen sich mit der Musik selbst immer weniger verdienen lässt?

Werbedeals können ein interessantes Mittel sein, um mein Profil zu schärfen. Bei der Kampagne hat das sehr gut gepasst, es ging um die Frage, was es mir bedeutet, ein Mann zu sein. Wir forcieren Werbeverträge nicht, aber es ist gut, wenn ab und zu so ein Angebot kommt. Ich finde es spannend, mich nicht nur auf die Musik zu beschränken – wenn mir jemand zum Beispiel eine Rolle in einer coolen Fernsehserie anbietet, würde ich auch nicht Nein sagen. Der Bereich, der nicht direkt mit Musik zu tun hat, weitet sich aus.

Sie haben Anfang Jahr Ihr Studium abgeschlossen. Jetzt setzen Sie auf die Musik. Wie erleben Sie den Alltag bislang?

Mein Kalender ist in den nächsten Monaten ganz schön voll, Ferien liegen erst mal nicht drin. Ich muss flexibel bleiben, weil viele Möglichkeiten für Auftritte oder Kollaborationen sich kurzfristig ergeben. Wenn keine Termine anstehen, dann schaue ich, dass ich das voranbringe, was in meiner Verantwortung liegt: Songs schreiben, zwei, drei Stunden Social Media, Sport. Aber es gibt immer ein paar Stunden, in denen ich mal chillen und Tee trinken kann.