José Mourinho sorgt für AufruhrDer einstige Startrainer ist endgültig nur noch peinlicher Provokateur
José Mourinho war der Stern unter den Fussballtrainern, weil er die grossen Titel gewann und nie langweilte. Jetzt nervt er nur noch.

- Der Portugiese feierte seine grössten Triumphe vor über einem Jahrzehnt.
- Mit 26 Titeln machte sich Mourinho als «The Special One» weltberühmt.
- Bei Fenerbahce Istanbul kritisiert er regelmässig die türkischen Schiedsrichter.
- Nach einem Nasenzwicken beim Istanbuler Derby zeigt sich sein sportlicher Niedergang.
Es war einmal José Mourinho. Er war 41 und flog schon sehr hoch: Mit dem FC Porto hatte er nach dem Uefa-Cup auch die Champions League gewonnen. Dann wechselte er zu Chelsea, im Sommer 2004, und es ging immer weiter. Der Junge aus dem portugiesischen Setubal begann gleich die Platzhirsche der Premier League zu nerven, Alex Ferguson und Arsène Wenger. Das war sein Kalkül, nur um entdeckt zu werden.
Sein erster Auftritt in London gipfelte in einem legendären Selbstbeschrieb: «Chelsea hat eine Top-Mannschaft, und, entschuldigen Sie, wenn das arrogant klingt, Chelsea hat vor allem einen Toptrainer.» Er führte sich als «the special one» ein, der Besondere.
Mourinho war alles: arrogant, eloquent, intelligent, brillant, aufbrausend, besserwisserisch, erfolgreich, er war zynisch, selbstverliebt und masslos, er war alles, nur nicht langweilig. Mit 20 war er bereits Assistent von Bobby Robson bei Sporting Lissabon gewesen. Viel brachte er sich selbst bei, indem er Hunderte von Spielen analysierte und seine Erkenntnisse für sich niederschrieb. Sein Buch nannte er nicht einfach Buch, sondern Bibel. Irgendwann wusste er dann vor allem eines auch: wie man gewinnt. Sein Problem war nur, er musste das jeden Tag zeigen, weil er das offensichtlich zu brauchen schien.

Viele Titel zieren heute sein Palmarès, viele grosse: acht Meisterschaften mit Porto, Chelsea, Inter Mailand und Real Madrid, diverse Cupsiege, das Triple mit Inter, eine zweite Champions League mit Inter, die Europa League mit Manchester United, die Conference League mit der AS Roma. 26 Titel sind so zusammengekommen. Er war auch Welttrainer und Trainer des Jahres in drei Ländern. Und doch kann das alles etwas nicht überdecken: Mourinho ist längst ein Trainer von gestern. Seit zehn Jahren und der dritten Meisterschaft mit Chelsea hat er keinen wirklich grossen Titel mehr gewonnen. Er ist mehr und mehr zum Provokateur verkommen, der, so anders als früher, nicht einmal mehr unterhalten kann. Er ist nur noch langweilig wie sein Fussball.
Die Tiraden gegen das angeblich «übel riechende» türkische System
Aktuell ist er bei Fenerbahce Istanbul, immerhin schon seit neun Monaten. Die Türkei empfing ihn mit offenen Armen. Und was gibt er zurück? Andauernde Lamentos über die Qualität der Schiedsrichter. Gut, damit fiel er früher schon auf – zum Beispiel 2023 nach dem verlorenen Europa-League-Final mit Roma gegen Sevilla, als er dem Schiedsrichter in der Tiefgarage des Stadions auflauerte und ihn anschnauzte: «Verdammte Schande! Verdammter Gauner!»

Bei einem Ligaspiel im Februar gegen Galatasaray sagte er dem Vierten Offiziellen, einem Türken: «Mit dir als Schiedsrichter wäre das Spiel ein Desaster geworden.» Er forderte fortan nur noch den Einsatz von ausländischen Schiedsrichtern, weil er den gesamten türkischen Fussball als «dunkel und übel riechend» empfindet. Er könnte auch sagen: als korrupt. Zur Massregelung wurde er gesperrt und gebüsst.
Am letzten Mittwoch schlägt der ewige Lästerer wieder zu, wieder ein Derby gegen «Gala», diesmal im Cup. Das Spiel eskaliert am Ende, als es innerhalb weniger Minuten neben acht Verwarnungen sieben Rote Karten gibt. Die Polizei muss einschreiten. Und Mourinho zwickt den gegnerischen Trainer von hinten kurz an der Nase, Orak Buruk wälzt sich gleich am Boden, als sei er «von einer Kugel getroffen» (Fenerbahce in einer Erklärung). So schändlich Buruks Einlage ist, so kindisch ist Mourinhos Provokation. Das ist das Niveau, auf dem er nun mit 62 angekommen ist.
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