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Missglücktes TV-Duell
«Ich bin auf der Bühne fast eingeschlafen»: Biden gibt Jetlag die Schuld

US President Joe Biden speaks as he participates in the first presidential debate of the 2024 elections with former US President and Republican presidential candidate Donald Trump at CNN's studios in Atlanta, Georgia, on June 27, 2024. (Photo by ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP)
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US-Präsident Joe Biden hat Müdigkeit nach internationalen Reisen für seinen schwachen Auftritt bei der ersten TV-Debatte vor der Präsidentschaftswahl verantwortlich gemacht. Es sei nicht sehr klug gewesen, kurz vor dem Duell «mehrmals um die Welt zu reisen», sagte Biden am Dienstag (Ortszeit). «Ich habe nicht auf meine Mitarbeiter gehört (...) und dann ich bin auf der Bühne fast eingeschlafen.» Es sei «keine Entschuldigung, aber eine Erklärung».

Biden – mit seinen 81 Jahren der älteste Präsident der US-Geschichte – hatte bei der TV-Debatte mit seinem voraussichtlichen Herausforderer Donald Trump im Sender CNN am Donnerstagabend mit heiserer Stimme gesprochen, sich wiederholt in seinen Formulierungen verheddert und Sätze unbeendet gelassen. Zwar haben die Schwergewichte in der Demokratischen Partei Biden öffentlich ihre Unterstützung ausgesprochen, seit der TV-Debatte steigt jedoch die Nervosität der Anhänger und Spender. Ein Demokrat hat inzwischen sogar öffentlich Bidens Rückzug gefordert.

Biden wills allen zeigen

Biden will nun mit einer Serie öffentlicher Auftritte seinen desaströsen Auftritt im Fernsehduell vergessen machen. Biden werde am Mittwoch Gouverneure und Spitzenparlamentarier der Demokraten treffen und am Freitag ein Fernsehinterview geben, kündigte seine Sprecherin Karine Jean-Pierre am Dienstag an. Kommende Woche werde er eine Pressekonferenz beim Nato-Gipfel geben und nach Wisconsin und Philadelphia reisen.

Die Pressesprecherin musste bei dem Termin auch die Frage beantworten, ob der im Fernsehduell schwächelnde Präsident an einer degenerativen Krankheit oder Demenz leide. Ihre Antwort: «Nein. Und ich hoffe, Sie stellen dem anderen Typ die gleiche Frage.»

Abgeordneter fordert Biden «respektvoll» zum Rückzug auf

In den vergangenen Tagen hatten sich die bekanntesten Gesichter der Partei mit harscher öffentlicher Kritik zurückgehalten. Lloyd Doggett, demokratischer Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses aus Texas, meldete sich nun als erster Parlamentarier aus Bidens Partei mit einer Rückzugsforderung öffentlich zu Wort.

FI"LE - Rep. Lloyd Doggett, D-Texas, listens during a news conference on Capitol Hill in Washington, June 16, 2015. Doggett has become the first in the party to publicly call for President Joe Biden to step down as the Democratic nominee for president, citing Biden's debate performance failing to "effectively defend his many accomplishments." (AP Photo/Lauren Victoria Burke, File)

Es falle ihm nicht leicht, seine Vorbehalte öffentlich zu machen, schrieb Doggett in einer Stellungnahme, aus der US-Medien zitierten. Anders als Trump habe Biden immer den Interessen des Landes gedient und nicht seinen eigenen. Er hoffe, der Präsident werde die schwierige und schmerzhafte Entscheidung treffen, seinen Rückzug anzutreten, so Doggett. «Ich fordere ihn respektvoll auf, dies zu tun.»

Dem Portal «Axios» zufolge wollen Grossspender der Demokraten angesichts schwindender Hoffnungen auf einen Wahlsieg Bidens ihre Strategie vor der Abstimmung im November ändern, bei der auch über die Neuverteilung vieler Sitze im Repräsentantenhaus und Senat entschieden wird. Demnach wollen sie ihre Unterstützung nun eher auf demokratische Kandidatinnen und Kandidaten für den Kongress konzentrieren, um dort Mehrheiten zu sichern, damit Trump im Falle eines Wahlsiegs nicht ungehindert durchregieren kann.

Pelosi: Frage nach Patzer «berechtigt»

Die ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, verteidigte Biden und attestierte ihm in einem Interview mit dem US-Sender MSNBC «Urteilsvermögen und strategisches Denken».

(FILES) US Speaker of the House, Nancy Pelosi, Democrat of California, speaks during her final weekly press briefing in the US Capitol Visitor Center in Washington, DC, on December 22, 2022. Democratic former US House Speaker Nancy Pelosi said July 2, 2024 it was "legitimate" to raise concerns over President Joe Biden's fitness for office after his dismal performance in a televised debate with Republican rival Donald Trump. (Photo by Mandel NGAN / AFP)

Auf Nachfrage sagte die Demokratin auch, dass es eine «berechtigte Frage» sei, ob es sich bei Bidens Patzer im TV-Duell «nur um eine Episode oder einen Zustand» gehandelt habe. Allerdings müssten beide Kandidaten in der Frage nach ihrer Eignung für das Präsidentenamt einer gleichermassen kritischen Betrachtung unterzogen werden. Pelosi betonte, es sei schwer, mit Trump zu debattieren, da der republikanische Ex-Präsident andauernd lüge.

Quertreiber Manchin drohte wohl mit öffentlichem Bruch

Einem Bericht der «Washington Post» zufolge hatte der Senator Joe Manchin unmittelbar nach dem TV-Duell angedroht, öffentlich mit Biden zu brechen. Manchin, der als Quertreiber bekannt ist, hat den Demokraten zwar kürzlich den Rücken gekehrt, stimmt als unabhängiger Senator aber weiterhin in vielen Fragen mit seiner ehemaligen Partei ab.

Dem Bericht zufolge änderte Manchin seinen Konfrontationskurs unter anderem auf Drängen des demokratischen Minderheitsführers im Senat, Chuck Schumer. Die Zeitung zitierte einen nicht namentlich genannten Vertreter der demokratischen Partei mit den Worten: «Niemand will der Erste sein, der Julius Cäsar ersticht.»

Treffen mit Gouverneuren auf der Agenda

Der US-Sender CBS berichtete, Biden werde sich bereits am heutigen Mittwoch mit demokratischen Gouverneuren verschiedener Bundesstaaten treffen, um sich deren Unterstützung zu sichern. Zuvor hatte der Sender CNN unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet, mehrere Gouverneure hätten zu Wochenbeginn miteinander telefoniert, um ein solches Treffen zu vereinbaren.

Nach einem Bericht der «Washington Post» soll es heute noch eine weitere Krisenbesprechung geben: Der Stabschef des Weissen Hauses, Jeff Zients, wolle mit allen Mitarbeitern des Präsidenten eine Telefonkonferenz abhalten, hiess es. Darin solle betont werden, wie wichtig es sei, die Arbeit trotz des Gegenwinds fortzusetzen. Auch an Bidens Team in der Regierungszentrale, das sich normalerweise nicht in Wahlkampfangelegenheiten einmischt, dürften die vergangenen Tage nicht spurlos vorbeigegangen sein.

AFP/DPA/roy