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Meinung

Analyse zur Teuerung
Jetzt kommt der Glaubwürdigkeitstest für die Nationalbank

Eine Geisel der Europäischen Zentralbank? Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank.
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In den letzten 12 Monaten ist der Warenkorb eines Schweizer Durchschnittshaushalts um 2,9 Prozent teurer geworden,
wie das Bundesamt für Statistik meldet. Die Inflation liegt damit weit über dem Zielbereich von 0 bis 2 Prozent, den die Schweizerische Nationalbank (SNB) als Preisstabilität definiert.

Die Parallelen zur Entwicklung in der Eurozone sind beunruhigend. Dort hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation schwer unterschätzt. Im Mai schoss die Jahresinflationsrate auf 8,1 Prozent hoch. Bei diesem Tempo halbiert sich der Wert des Ersparten in nur neun Jahren.

Trotzdem kauft die EZB im grossen Stil weiter Anleihen auf und behält die Negativzinsen bei. Mehr als 8 Prozent Inflation und Negativzinsen: Vor kurzem hätte man diese Kombination nicht für möglich gehalten.

«Die Zentralbanken haben lange, vielleicht zu lange, gewartet.»

Dagegen wirkt die Teuerung in der Schweiz zwar milde. Doch der Franken vermag die steigenden Importpreise nicht mehr ausreichend zu dämpfen, und die Preise für Energie und Rohstoffe schlagen auf die Industriegüter durch. Alle Transporte werden teurer, Nahrungsmittel sowieso. Im August werden die Strompreise neu festgelegt, auch die Mieten schlagen auf.

Die Jahresinflation dürfte im September gegen 3,5 Prozent erreichen, erwarten die Ökonomen des Zürcher Asset Managers Bantleon, die seit längerem darauf hinweisen, dass die Inflationsdynamik in Europa unterschätzt wird.

Nächste Woche wird die EZB eine erste Zinserhöhung ankündigen. Eine Woche später ist die Nationalbank dran. Die Zentralbanken haben lange, vielleicht zu lange, gewartet. Ihre Glaubwürdigkeit steht jetzt auf dem Prüfstand.

Die Schweizerische Nationalbank kann nicht vor der EZB handeln, weil sonst der Franken in die Höhe schiesst. Die SNB sei nicht die Geisel anderer Zentralbanken, hat Präsident Thomas Jordan kürzlich erklärt. Aber sie erweckt je länger, je mehr den Anschein.