Kommentar zur TurnaffäreJetzt erhalten die Opfer immerhin etwas Genugtuung
Dass es die Medien brauchte, um in der Schweiz junge Sportlerinnen zu schützen, ist bedenklich. Sportministerin Viola Amherd schreitet bei der Aufarbeitung voran.
Ernste Miene, deutliche Worte: Eines der dunkelsten Kapitel des Schweizer Sports erhielt in Bern einen angemessenen Rahmen. Und führt zu weitreichenden Massnahmen, um wenigstens die Zukunft besser zu machen als die Vergangenheit. Unter Führung von Sportministerin Viola Amherd, der das Schicksal der Opfer naheging.
«Ihr Leid können wir nicht ungeschehen machen, aber wir schulden es ihnen, dass wir diesen Fall nun nicht beiseitelegen, sondern Instrumente schaffen, die künftigen Generationen von Sportlern nützen», hatte Amherd vor exakt einem Jahr dieser Zeitung gesagt. Und jetzt Wort gehalten: Der über 800-seitige externe Untersuchungsbericht ist so deutlich, dass es gar nicht anders geht, als die Sportförderung grundsätzlich zu überdenken. Die vorgesehenen Massnahmen – die Schaffung von rechtlichen Grundlagen für Sanktionen oder eine unabhängige Meldestelle auch bei ethischen Verstössen – sind überfällig.
Der Turnverband will den Kulturwandel
Es ist bedenklich, dass es dafür Medienberichte brauchte, aber immerhin erhalten nun alle Beteiligten die Chance, es ab jetzt besser zu machen. Allen voran der Schweizerische Turnverband. Dessen neue Geschäftsführung um Direktorin Béatrice Wertli lässt keine Gelegenheit aus, ihren Willen zum Kulturwandel und zur Reform zu bekräftigen. Sie steht auch jetzt voll hinter den Massnahmen.
Aber auch das Bundesamt für Sport und der Dachverband Swiss Olympic stehen in der Pflicht. Die «Magglingen-Protokolle» mögen als Turnaffäre wahrgenommen werden, doch auch die höchsten Sportgremien des Landes sind nicht frei von Schuld. Sie müssen ihre Aufsichtspflicht besser wahrnehmen und die Meldestelle prioritär behandeln. Dafür erhalten sie jetzt rechtliche Handhabe, schlimmstenfalls den Sportverbänden Fördergelder zu kürzen.
Die angekündigten Massnahmen klingen vielversprechend, und doch ist es wie so oft: Erst die nächsten Jahre werden zeigen, was sie wirklich wert sind.
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