Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Start am Freitagmorgen
Jeff Bezos macht mit neuer Rakete Elon Musk Konkurrenz

Der New Glenn-Rakete von Blue Origin während eines erfolgreichen Triebwerktests bei Nacht am Launch Complex 36 in Cape Canaveral.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Das private Weltraumunternehmen Blue Origin hat den geplanten ersten Start seiner neuen leistungsstarken Rakete um zwei Tage verschoben. Wegen starker Winde und hoher Wellen im Teil des Atlantiks, wo die Zündstufe sanft landen solle, könne die Rakete «New Glenn» nun frühestens am Sonntag (12. Januar) starten, nicht wie ursprünglich geplant am Freitag, teilte das von Amazon-Chef Jeff Bezos (60) gegründete Unternehmen mit. Ein dreistündiges Startfenster öffne sich um 7 Uhr (MEZ).

«Nächster Halt: Start», verkündete Bezos aber im Onlinedienst X und veröffentlichte ein Video, in dem die gewaltigen Triebwerke der Rakete zu hören sind. Am 27. Dezember hatte die Rakete bereits den entscheidenden Test vor dem ersten Testflug erfolgreich absolviert.

Die New Glenn wird auf ihrem ersten Flug einen Prototyp von Blue Ring transportieren, ein vom US-Verteidigungsministerium finanziertes Raumfahrzeug, das Satelliten ins All bringen soll. 

Satellit im Weltraum mit Solarpanels über der Erdkugel schwebend, mit Ozeanen und Wolken im Hintergrund.

Es gehe in erster Linie darum, sicher die Umlaufbahn zu erreichen, teilte das von Amazon-Chef Jeff Bezos gegründete Unternehmen mit. Ähnlich wie das Konkurrenzunternehmen SpaceX wird Blue Origin ausserdem versuchen, eine Zündstufe nach dem Start sanft zu landen. Bei anderen Raketen, darunter der europäischen Trägerrakete Ariane 6, fallen diese Antriebe einfach ins Meer.

«Wir wissen, dass es ambitioniert ist, die Zündstufe schon beim ersten Versuch wieder im Atlantik zu landen, aber wir versuchen es», heisst es auf der Webseite von Blue Origin. Können diese Teile der Rakete wiederverwendet werden, lassen sich die Kosten für Raketenstarts senken.

«Es ist jetzt an der Zeit, zu fliegen», sagte der Missionsverantwortliche Jarrett Jones. «Egal, was passiert: Wir werden lernen, nacharbeiten und unser Wissen beim nächsten Start anwenden.»

Elon Musk liegt in Führung und hat auch politischen Einfluss

Bisher wird die kommerzielle Raumfahrt von Musks Unternehmen SpaceX dominiert. Mit New Glenn gelingt Blue Origin der lang erwartete Einstieg in den lukrativen Markt für Orbitalraketen. Bislang beförderte das Unternehmen mit seiner kleineren Suborbitalrakete New Shepard Passagiere und Nutzlasten lediglich auf kurzen Reisen an den Rand des Weltraums.

«Der Markt ist wirklich orbital», sagt Laura Forczyk, Gründerin des Beratungsunternehmens Astralytical. «Suborbital bringt einen nur bis zu einem gewissen Punkt – es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Nutzlasten und Kunden für einen schnellen Flug ins All.»

Weltraumstation im Orbit mit Solarpaneelen und einer Raumkapsel, im Hintergrund ist der Mond sichtbar.

Die neue Orbitalrakete wird auch die Rivalität zwischen Musk, dem reichsten Menschen der Welt, und Bezos, dem zweitreichsten, verschärfen. Derzeit liegt Musk mit SpaceX in der kommerziellen Raumfahrt klar in Führung und hat als enger Vertrauter des designierten US-Präsidenten Donald Trump nun auch politischen Einfluss. Sowohl kommerzielle Satellitenbetreiber als auch das Pentagon und die US-Raumfahrtbehörde Nasa nutzen die Falcon-9-Raketen von SpaceX. Konkurrenten wie United Launch Alliance, Arianespace und Rocket Lab sind weit abgeschlagen.

Konkurrenz soll für die Nasa die Kosten senken

Wie Falcon 9 hat auch New Glenn eine wiederverwendbare erste Raketenstufe, die so konstruiert ist, dass sie stehend auf einem Schiff im Meer landen kann. Mit einer Höhe von 98 Metern überragt New Glenn die Falcon 9 um 28 Meter und kann auch grössere und schwerere Lasten ins All befördern. Sie verbrennt saubereres flüssiges Erdgas statt Kerosin und hat weniger Triebwerke.

«Wäre ich noch leitender Angestellter bei der Nasa, wäre ich begeistert, endlich einen Konkurrenten zur Falcon 9 zu haben», sagt der Forscher G. Scott Hubbard, der jetzt an der Stanford University lehrt. Mehr Wettbewerb könne dazu beitragen, die Startkosten zu senken.

Bezos gründete Blue Origin 2000 – zwei Jahre bevor Musk mit SpaceX an den Start ging. Blue Origin agierte jedoch mit mehr Vorsicht und entwickelte sich deshalb langsamer als der Konkurrent. «In der Raumfahrt-Community herrscht Ungeduld über den sehr bedächtigen Ansatz von Blue Origin», sagt Scott Pace, Raumfahrtexperte an der George Washington University.

Die New Glenn Rakete von Blue Origin auf der Startrampe am Launch Complex 36 in Cape Canaveral, Florida, beleuchtet bei Nacht.

Bei einem erfolgreichen Testflug könnte die New Glenn laut Pace eine Alternative bieten, falls ein anderes Raketensystem ausfällt. Das könnte wichtig werden, da SpaceX plant, die Falcon 9 bis Ende des Jahrzehnts durch Starship zu ersetzen. Doch diese neue Rakete basiert auf noch nicht vollständig erprobten Technologien.

Kritiker befürchten wegen Musks Nähe zu Trump , dass der Multimilliardär in der Politik vor allem eigene geschäftlichen Interessen durchsetzen will. So soll der Hobby-Astronaut Jared Isaacman, ein Geschäftspartner von Musk, Chef der Nasa werden. Bezos bemüht sich nun auch, sich mit Musk und Trump gut zu stellen, und  traf die beiden in der Residenz Mar-a-Lago des künftigen Präsidenten. Zudem will Amazon eine Million Dollar für Trumps Amtseinführung spenden.

Newsletter
Celsius
Erhalten Sie die wichtigsten Hintergründe und Analysen rund um Klima und Wetter.

Weitere Newsletter

AFP/DPA/anf