Wirbel um Weltnummer 1Freigekauft? Novak Djokovic äussert sich zum Fall Sinner
Der Freispruch des Italieners trotz positiver Dopingtests sorgt vor dem US Open für Irritation. Nun prangert der Serbe das Vorgehen an – mit deutlichen Worten.
Novak Djokovic hat im Doping-Wirbel um Jannik Sinner eine Ungleichbehandlung anderer Tennisprofis angeprangert. «Ich verstehe den Frust der Spieler, weil es einen Mangel an Konsistenz gibt. Wir sehen einen Mangel an standardisierten und klaren Protokollen», sagte der 37-jährige Serbe kurz vor Beginn des US Open.
Nach zwei positiven Tests im März auf das verbotene anabole Steroid Clostebol war der Weltranglistenerste Sinner nach Angaben der verantwortlichen Tennis-Agentur Itia am Montag von einem unabhängigen Gericht freigesprochen worden. Die Erläuterung des Australian-Open-Siegers, dass das verbotene Mittel durch eine Massage versehentlich in seinen Körper gekommen sei, wurde als schlüssig angesehen. Die Itia hatte den Freispruch und die Positivtests am Dienstag gemeinsam öffentlich gemacht.
Sinner hat sich seither von zwei seiner Angestellten getrennt: Athletiktrainer Umberto Ferrara und Physiotherapeut Giacomo Naldi. Vor dem US Open sagte der 23-jährige Südtiroler an einer Medienkonferenz: «Natürlich ist das alles nicht ideal. Aber ich weiss, dass ich nichts Falsches gemacht habe.» Er bestreitet am Dienstag seinen Erstrundenmatch gegen den Amerikaner Mackenzie McDonald. Spannend wird sein, wie das Publikum reagieren wird.
Für Djokovic hingegen ist klar: Die Fälle vieler anderer Spieler seien ähnlich gelagert gewesen wie nun bei Sinner. «Bei ihnen gab es nicht das gleiche Ergebnis. Und jetzt ist die Frage: Liegt es an den finanziellen Mitteln, ob ein Spieler es sich leisten kann, eine beträchtliche Menge Geld für eine Anwaltsfirma zu zahlen, die ihn in dem Fall vertreten kann?»
Sinner war wegen der zwei positiven Tests jeweils kurz suspendiert gewesen, aber beide Male erfolgreich dagegen vorgegangen. Dies kam erst nach Abschluss des Verfahrens an die Öffentlichkeit.
«Hoffentlich lernen die führenden Verbände unseres Sports aus diesem Fall und gehen in Zukunft besser vor. Ich denke, es muss einen Wandel geben, dies ist offensichtlich», sagte Djokovic. Er verwies darauf, dass er dies auch mit seiner vor vier Jahren gegründeten Profivereinigung PTPA erreichen wolle. Diese werde allerdings in der Tennisszene weiter nicht ausreichend anerkannt, sagte der Weltranglistenzweite.
DPA
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