100 Tage in Isolation Dieser Italiener musste dreimal in Quarantäne
Der 22-jährige Lorenzo Di Berardino ist unfreiwillig zum Quarantäne-Spezialisten geworden. Angefangen hatte alles bei einem Austausch in Wuhan.
Ein Italiener ist während der Corona-Pandemie unfreiwillig zum regelrechten Quarantäneprofi geworden. Dreimal sei er wegen des Virus mittlerweile isoliert worden, erzählt Lorenzo Di Berardino der Deutschen Presse-Agentur am Telefon – zunächst im chinesischen Wuhan, als Rückkehrer in Italien und anschliessend in seiner besonders von der Ausbreitung betroffenen Heimat. «Ich nehme an, ich hatte wohl irgendwie Pech», kommentiert der 22-Jährige.
Ausgerechnet in Wuhan, von wo sich das Virus Sars-CoV-2 weltweit ausbreitete, hielt sich der Student Anfang des Jahres für ein mehrmonatiges Austauschprogramm auf. Wenige Tage vor seiner geplanten Abreise wurde die Millionenstadt abgeriegelt. «Wuhan wurde komplett abgeschottet, mit Armee und Strassensperren. Die Leute nahmen das sehr ernst, viel ernster als hier in Italien, zumindest anfangs», sagt er. Ohne zu ahnen, dass dem eigenen Land Ähnliches bevorstand, interviewten italienische Medien Ende Januar den Landsmann zur Lage im Sperrgebiet.
Anfang Februar flog die italienische Luftwaffe ihn und andere Staatsbürger aus der Region aus. Als Rückkehrer musste er für 17 Tage in Armeebaracken nahe Rom in Quarantäne. Als er am 20. Februar in seine Heimat im Zentrum des Landes zurückkehrte, hätten einige Anwohner argwöhnisch geschaut, erzählt Di Berardino. Am selben Tag wurde Italiens erster lokal übertragener Corona-Fall in der Stadt Codogno gemeldet. Am 10. März ordnete die Regierung Schliessungen und Ausgangssperren für das ganze Land an.
Eine «unglaubliche» Erfahrung
Es sei eine «unglaubliche» Erfahrung gewesen, schrieb der 22-Jährige zum 100. Tag seiner Quarantäne Anfang Mai auf Facebook. «Niemals in meinem (relativ kurzen) Leben hätte ich erwartet, mich inmitten einer der grössten und gefährlichsten Epidemien der gesamten Menschheitsgeschichte wiederzufinden, aber es ist geschehen, und man muss lernen, sich an die Situation, in der man lebt, anzupassen.»
Seither führt Di Berardino sein Rechtsstudium online von zu Hause fort. Die ersten Lockerungen Anfang Mai haben nicht viel daran geändert. Seine Sicht auf die angeordneten Sperren, die ihn praktisch rund um den Globus verfolgt haben? «Wir müssen das einfach machen, ob wir das mögen oder nicht.»
sho/sda
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