Hohe Rabatte auf FanartikelItalien-Trikot zum halben Preis: Wer rechnet, wartet, bis ein Team ausscheidet
Aktionspreise zeigen, dass Einkäufer von einzelnen Teams mehr erwartet haben. Überschüssige Trikots werden zu Schleuderpreisen verkauft. Aber warum eigentlich?
Für Trikots ihrer Mannschaft zahlen Fussballbegeisterte jedes Jahr mehr. Ob nun Fifa-WM oder Uefa-Euro – pro Turnier erscheinen jeweils mindestens zwei neue Trikots pro Mannschaft.
109.90 Franken kostet dieses Jahr ein Trikot bei Ochsner Sport, dem grössten Sportfachhändler der Schweiz. Ein stattlicher Betrag, den sich jedoch viele Fans gern leisten, um bei den Partien im passenden Outfit mitfiebern zu können.
Allerdings verliert ein solches Trikot rasch an Wert. Kaum ist ein Team aus dem Turnier ausgeschieden, halbiert sich der Preis. Das Italien-Trikot beispielsweise kostet jetzt – nach der Niederlage vom Samstag gegen die Schweiz – nur noch 54.95 Franken. Die Trikots von Albanien, Serbien oder Tschechien, die schon in der Vorrunde ausgeschieden waren, gab es letzte Woche bereits zum Schleuderpreis.
Warum die Trikots so rasch und um über 50 Franken rabattiert werden, will Ochsner Sport nicht sagen. Als Familienunternehmen gebe man keine Auskünfte über Umsätze, Verkaufsmengen und Preispolitik, teilt die Firma mit. Sie gehört zur deutschen Deichmann-Gruppe. Klar ist jedoch: Händler wie Ochsner Sport müssen auf einen Grossteil ihrer Marge verzichten, wenn ein Team früher ausscheidet, als sie erwartet haben. Aufs Trikot berechnet, beträgt die Marge nämlich rund 50 Prozent.
Im Einkauf koste ein solches Shirt 40 bis 45 Franken, je nach Menge und zeitlichem Vorlauf der Bestellung, sagt Sport-Marketingexperte Peter Rohlmann. Diesen Betrag (Grosshandelspreis) zahlen die Händler an die Hersteller – also etwa an Puma für das Nati-Trikot oder an Adidas im Falle von Italien. Die Mehrwertsteuer einberechnet, müssten die Händler, so Rohlmann, zwischen 44 und 49 Franken für ein Trikot bekommen, um es ohne Verlust verkaufen zu können.
Rund die Hälfte des Gesamtbetrages von 109.90 Franken, den die Fans an der Ladenkasse zahlen, geht demnach an den Handel. Die Näherinnen hingegen erhalten nur einen Bruchteil. Laut einer Auswertung von Peter Rohlmann beträgt der Lohn, den die Näherinnen etwa in Vietnam erhalten, nicht einmal 1 Prozent des Ladenpreises eines Trikots – also 80 Rappen bis 1 Franken. Das reine Trikotmaterial mache etwa 8 Franken aus. Die restlichen Kosten fallen für Transport, Lizenzgebühren, Vertrieb und Werbung an.
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