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Vergeltungsschlag gegen Iran
Israel bombardiert iranische Waffenfabriken – was bislang bekannt ist

epa11683828 A general view of the capital city of Tehran, Iran, early 26 October 2024. Israel Defense Forces (IDF) spokesman Daniel Hagari stated on 25 October that the 'Israel Defense Forces is conducting precise strikes on military targets in Iran'. EPA/ABEDIN TAHERKENAREH
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Israel hat seinen seit Wochen erwarteten Vergeltungsschlag auf den Iran ausgeführt. Die aktuelle Lage im Überblick:

Was ist passiert?

Laut dem israelischen Militär griffen Kampfflugzeuge in der Nacht Anlagen zur Herstellung von Raketen in dem rund 1500 Kilometer entfernten Iran an. Auch Boden-Luft-Raketenstellungen sowie weitere iranische Luftabwehrsysteme seien attackiert worden. Hunderte Kampfflugzeuge und Flugkörper waren laut israelischen Medien beteiligt. Iranische Medien meldeten zunächst «begrenzte Schäden» an Militärstützpunkten. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde die Luftabwehr unter anderem in der Hauptstadt Teheran und den Provinzen Chusestan sowie Ilam aktiviert. Genauere Informationen gab es zunächst nicht. Nach etwa fünf Stunden meldete die israelische Armee am Morgen die «Mission» für beendet. 

Die ersten Detonationen waren gegen 02.15 Uhr (00.45 MESZ) zu hören gewesen. Vom Zentrum Teherans aus waren in der Nacht leuchtende Streifen am Himmel zu sehen gewesen. Iranische Atom- und Ölanlagen waren offenbar nicht betroffen.

Bei dem Angriff sind nach Angaben des iranischen Militärs zwei Soldaten getötet worden. Sie seien im Rahmen der Verteidigung gefallen, berichtete die Agentur Tasnim unter Berufung auf eine Mitteilung der Armee. Weitere Details sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.

Warum hat Israel den Iran angegriffen?

Die iranischen Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Landes, hatten am 1. Oktober rund 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff erfolgte nach einer Reihe von gezielten Tötungen durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure in Irans Netzwerk nichtstaatlicher Verbündeter wie der libanesischen Hisbollah-Miliz und der islamistischen Hamas richteten. Israel kündigte daraufhin Vergeltung an. «Wie jedes andere souveräne Land der Welt hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht zu reagieren», erklärte das israelische Militär. Der Gegenschlag unter dem Namen «Tage der Umkehr» begann in der Nacht zum Samstag während des jüdischen Ruhetags Sabbat. Die hohen jüdischen Feiertage waren am Donnerstagabend zu Ende gegangen. 

Wie wird jetzt der Iran reagieren?

Noch ist unklar, ob und wie die Islamische Republik reagieren wird. Das Militär des Landes ist für einen weiteren Gegenschlag bereit. «Es besteht kein Zweifel daran, dass Israel auf jede Aktion eine angemessene Antwort erhalten wird», zitierte die iranische Nachrichtenagentur Tasnim eine anonyme Quelle aus der Staatsmacht. Tasnim gilt als Sprachrohr der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht. Diese hatte in den vergangenen Tagen immer wieder betont, entschieden auf einen israelischen Angriff reagieren zu wollen.

Der Iran könnte bis zu 1000 ballistische Raketen auf Israel abfeuern, die Angriffe verbündeter Milizen in der Region ausweiten und den Schiffsverkehr im Persischen Golf und der Strasse von Hormus stören. Israels Armeesprecher Daniel Hagari warnte den Iran vor einer weiteren Eskalation. «Sollte das Regime im Iran den Fehler begehen, eine neue Eskalationsrunde einzuleiten, sind wir verpflichtet, darauf zu reagieren», sagte er am Morgen.

In this image taken from video released by the Israel Defense Forces early Saturday, Oct. 26, 2024, Israeli military spokesperson Rear Adm. Daniel Hagari announces that the IDF is conducting strikes on military targets in Iran. (Israel Defense Forces via AP)

War der Verbündete USA beteiligt?

Laut US-Medien waren die amerikanischen Streitkräfte in der Region nicht an dem Angriff beteiligt. Israel habe aber den wichtigsten Verbündeten vorab informiert. Es sei aber nicht bekannt, wie weit im Voraus die USA wussten, dass der Angriff bevorstand. Auch die Frage, ob Israel die beabsichtigten Ziele weitergegeben hatte, sei unklar. Das Kabinett hatte den Vergeltungsschlag israelischen Medienberichten zufolge kurz vor dem Angriff autorisiert.

Wie ist die Lage in Israel?

Laut eines israelischen Armeesprechers gibt es derzeit keine besonderen Anweisungen des Zivilschutzes. Die defensiven und offensiven Fähigkeiten seien voll mobilisiert, erklärte das Militär. «Wir werden alles Notwendige tun, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen.»

Welche Reaktionen gab es auf die Vergeltungsschläge?

Die USA haben Israel angesichts des Vergeltungsschlags auf den Iran ihre Unterstützung zugesichert. Verteidigungsminister Lloyd Austin habe in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant Israels Recht auf Selbstverteidigung und das «eiserne Bekenntnis» der Vereinigten Staaten zu Israels Sicherheit bekräftigt, teilte das Pentagon mit. Der Minister habe betont, dass die USA ihre Streitkräfte verstärkt hätten, um das US-Personal, Israel und die Partner in der Region angesichts der Bedrohung durch den Iran und die vom Iran unterstützten Terrororganisationen zu schützen. Die USA seien entschlossen, «jeden Akteur daran zu hindern, die Spannungen auszunutzen oder den Konflikt in der Region auszuweiten».

Saudi-Arabien hat den israelischen Angriff auf Ziele im Iran überraschend verurteilt. Das Königreich sprach von einer Verletzung der iranischen Souveränität und bezeichnete die Luftangriffe als Verstoss gegen internationale Gesetze, wie die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete. Riad rief alle Parteien zu grösstmöglicher Zurückhaltung und zur Deeskalation auf. Vor mehr als einem Jahr wollte Saudi-Arabien noch seine Beziehungen zu Israel normalisieren. Experten hatten in dem Zusammenhang von einer historischen Entwicklung gesprochen, die den Nahen Osten politisch grundlegend verändern würde. Die Beziehungen zwischen dem Königreich und dem Iran waren jahrelang angespannt und auf Eis gelegt. Irans neuer Aussenminister Abbas Araghtschi hatte erst vor wenigen Tagen zahlreiche arabische Länder besucht und am Golf für Diplomatie geworben.

Die Schweiz verurteilt die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, einschliesslich der israelischen Luftschläge vom Samstag im Iran. Die Feindseligkeiten müssten auf allen Seiten eingestellt werden, um eine Verschärfung der regionalen Eskalation zu vermeiden, teilte das Schweizer Aussendepartement am Samstag über den Kurznachrichtendienst X mit.

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Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief den Iran angesichts der «präzisen» Angriffe Israels ausschliesslich auf militärische Einrichtungen auf: «Es darf nicht immer weitergehen mit massiven Reaktionen der Eskalation. Das muss jetzt ein Ende haben.» Für eine friedliche Entwicklung im Nahen Osten sei auch ein Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung der israelischen Geiseln nötig.

Der britische Regierungschef Keir Starmer rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf, appellierte aber ausdrücklich an den Iran, «auf diese Angriffe nicht zu reagieren». Das französische Aussenministerium rief ebenfalls alle Seiten dazu auf, «auf eine Eskalation zu verzichten und alle Akte zu vermeiden, die die extremen Spannungen in der Region noch verschlimmern können».

Auch Moskau warnte vor einer weiteren «explosiven Eskalation». Es gebe eine «wirkliche Bedrohung der Stabilität und Sicherheit der Region», warnte das russische Aussenministerium und rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf.

DPA/jaw