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Helikopter-Unglück
Washington kondoliert Teheran – USA «nicht an Raisis Tod beteiligt»

epa11354958 A view shows the wreckage of the crashed Iranian President helicopter, in the area of Varzaghan, Tabriz province, southwestern Iran, 20 May 2024. According to Iranian state media, President Raisi, Foreign Minister Hossein Amir-Abdollahian and several others were killed in a helicopter crash in the mountainous Varzaghan area on 19 May, during their return to Tehran, after an inauguration ceremony of the joint Iran-Azerbaijan constructed Qiz-Qalasi dam at the Aras river. Iran's first Vice President Mohammad Mokhber was appointed as the country's interim president following the death of Raisi, Iranian supreme leader Ayatollah Ali Khamenei announced in a condolence message on 20 May 2024. Mokhber will serve as caretaker president for a maximum period of 50 days before a presidential election must be held in Iran, the statement added.  EPA/AZIN HAGHIGHI/MOJ NEWS

Was ist passiert?

Ein Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord ist am Sonntag in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Nordwesten des Landes verunglückt. Alle neun Insassen verloren beim Unglück ihr Leben, wie iranische Staatsmedien am frühen Montagmorgen berichteten. Neben Raisi sollen unter anderem auch Irans Aussenminister Amirabdollahian Hossein, der Gouverneur der Provinz sowie der wichtigste Imam der Region mit an Bord gewesen sein.

A handout picture provided by the Iranian presidency shows Iran's President Ebrahim Raisi (C) at the site of Qiz Qalasi, the third dam jointly built by Iran and Azerbaijan on the Aras River, ahead of its inauguration ceremony on May 19, 2024. A helicopter in the convoy of the Iranian president was involved in "an accident" in East Azerbaijan province on May 19, state televsion reported, without specifying if the president was on board. (Photo by Iranian Presidency / AFP) / === RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / HO / IRANIAN PRESIDENCY" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS ===

Warum ist die Maschine abgestürzt?

Die Gründe für den Absturz sind noch unklar. Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran. Viele der Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Immer wieder kommt es zu folgenschweren Unfällen und Abstürzen.

Israel hat sich bislang nicht offiziell geäussert – israelische Medien berichteten am Montag jedoch unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsvertreter, dass Israel nichts mit dem Vorfall im Land seines Erzfeindes zu tun habe.

Wie verlief die Rettungsaktion?

Die Maschine verschwand am Sonntag bei dichtem Nebel vom Radar. Mehr als 63 Rettungsteams suchten danach stundenlang nach dem Helikopter, ehe das Wrack am frühen Morgen entdeckt wurde.

Strömender Regen und Wind erschwerten die Suche in der bergigen Region. Auch eine türkische Drohne flog zur Unterstützung der Suchaktion in den iranischen Luftraum.

This grab taken from handout video footage released by the IRINN Iranian state television network on May 19, 2024 shows Iran's President Ebrahim Raisi on board a helicopter in the Jolfa region of the western province of East Azerbaijan. A helicopter in the convoy of the Iranian president was involved in "an accident" in East Azerbaijan province on May 19, state televsion reported, without specifying if the president was on board. (Photo by IRINN / AFP) / - Israel OUT / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT - AFP PHOTO / HO / IRINN" NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS FROM ALTERNATIVE SOURCES, AFP IS NOT RESPONSIBLE FOR ANY DIGITAL ALTERATIONS TO THE PICTURE'S EDITORIAL CONTENT, DATE AND LOCATION WHICH CANNOT BE INDEPENDENTLY VERIFIED  - NO RESALE - NO ACCESS ISRAEL MEDIA/PERSIAN LANGUAGE TV STATIONS/ OUTSIDE IRAN/ STRICTLY NI ACCESS BBC PERSIAN/ VOA PERSIAN/ MANOTO-1 TV/ IRAN INTERNATIONAL /

Warum war Raisi in der Region unterwegs?

Der iranische Präsident war mit Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan, Ilham Aliyev. Gemeinsam hatten sie einen Staudamm eingeweiht. Es sollte ein Zeichen der Kooperation sein, nachdem die Beziehung der Nachbarländer zuletzt angespannt war.

Wie geht es jetzt weiter?

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat nach dem Tod von Präsident Ebrahim Raisi fünf Tage Staatstrauer angeordnet. Dies ging aus einer Mitteilung vom Montag hervor. Chamenei bezeichnete Raisi als «unermüdlich». Das iranische Volk habe einen «wertvollen und aufrichtigen Menschen verloren», wurde Chamenei weiter zitiert.

Gleichzeitig übertrug der Religionsführer die Amtsgeschäfte an Raisis ersten Vize Mohammed Mochber und beauftragte ihn, gemeinsam mit der Spitze der Justiz und des Parlaments, innerhalb von 50 Tagen Neuwahlen zu organisieren. Die Wahl Raisis erfolgte im Jahr 2021. Nach offiziellen Angaben lag die Wahlbeteiligung damals bei nur 48,8 Prozent und war damit so tief wie nie zuvor.

Der bisherige Atom-Chefunterhändler Ali Bagheri wurde zum neuen Chefdiplomaten des Landes ernannt. Bagheri werde den Posten des Aussenministers vorübergehend übernehmen, teilte Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi am Montag im Staatsfernsehen mit. Unter Amir-Abdollahian hatte Bagheri als Vize-Aussenminister gedient.

Der oberste geistliche Führer des Landes hatte die Bevölkerung bereits im Vorfeld dazu aufgerufen, sich «keine Sorgen» zu machen. «Es wird keine Unterbrechung im Handeln des Landes geben», sagte Ayatollah Ali Chamenei in einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede vor Familien von Revolutionsgardisten.

Das Unglück dürfte die Islamische Republik in eine politische Krise stürzen. Mangels Alternativen dürfte sich die Suche nach einem langfristigen Nachfolger für Raisi schwierig gestalten. Und insbesondere Amirabdollahian war als Aussenminister seit Beginn des Gaza-Kriegs verstärkt in die Öffentlichkeit gerückt und hatte zahlreiche Reisen zu Verbündeten unternommen.

Irans Kabinett hatte sich am Montagmorgen bereits zum zweiten Mal zu einer Dringlichkeitssitzung getroffen, wie iranische Medien berichteten.

Wann findet die Beisetzung statt?

Im Iran sind Trauerfeierlichkeiten für Präsident Ebrahim Raisi und Aussenminister Hussein Amirabdollahian für Dienstag vorgesehen. Zunächst sei am Morgen eine Zeremonie im Nordwesten in der Provinzhauptstadt Tabris geplant, danach in der religiösen Hochburg und Pilgerstadt Ghom, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Das Datum für die Beerdigung der beiden Staatsmänner ist noch nicht bekannt. Raisi soll in seiner Heimatstadt Maschhad begraben werden.

Wie ist die Stimmung im Iran?

Anhänger riefen die Öffentlichkeit auf, für Raisi zu beten. Das Staatsfernsehen strahlte Bilder von Gläubigen aus, die am Imam-Resa-Schrein, einer der heiligsten Stätte im schiitischen Islam, in der Stadt Maschhad beteten. Auch in anderen Landesteilen, wie der religiösen Hochburg Ghom, strömten Anhänger in die Moscheen.

Während Regierungsanhänger um die Staatsmänner trauerten, brachten zahlreiche Iranerinnen und Iraner in sozialen Medien ihre Schadenfreude über das Unglück zum Ausdruck. Raisis Regierung steht seit Jahren wegen ihrer erzkonservativen Wertevorstellungen, der Unterdrückung von Bürgerrechten und der schweren Wirtschaftskrise im Iran in der Kritik.

Einordnung nach Tod des Präsidenten: Steht der Iran vor einer grossen Krise?

epa11354321 Iranian people pray at the Vali-Asr square for Iranian president following his helicopter accident, Tehran, Iran, 19 May 2024. According to Iranian state media, a helicopter carrying Iranian President Ebrahim Raisi has suffered a 'hard landing', giving no further information about the incident. Raisi was returning after an inauguration ceremony of the joint Iran-Azerbaijan-constructed Qiz-Qalasi dam at the Aras River at the Iran and Azerbaijan shared border in north-western Iran.  EPA/ABEDIN TAHERKENAREH

Wie reagieren die USA?

Die US-Regierung kondoliert Teheran – und stellt klar, nichts mit Raisis Tod zu tun zu haben. US-Aussenminister Antony Blinken teilte am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme mit, die Vereinigten Staaten bekundeten ihr «offizielles Beileid» zum Tod des iranischen Präsidenten und weiterer Regierungsmitglieder. «Während der Iran einen neuen Präsidenten wählt, bekräftigen wir unsere Unterstützung für das iranische Volk und seinen Kampf für Menschenrechte und Grundfreiheiten», hiess es weiter in der Mitteilung.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, die amerikanische Regierung habe keine eigenen Erkenntnisse zu den Hintergründen des Absturzes. «Es könnte eine Reihe von Dingen sein, mechanisches Versagen, Pilotenfehler, was auch immer», sagte Austin. «Ich denke, wir werden mehr erfahren, wenn die Iraner den Vorfall untersucht haben.» Der Pentagon-Chef betonte zugleich: «Die Vereinigten Staaten hatten keinen Anteil an diesem Absturz. Das ist eine Tatsache, ganz einfach.» Auf die Frage, ob die USA befürchteten, dass Teheran seinen Erzfeind Israel für den Absturz verantwortlich machen könnte, sagte der Minister: «Ich werde nicht darüber spekulieren, was sie für den Absturz verantwortlich machen werden.»

Die iranische Führung hat die USA nach Darstellung des US-Aussenministeriums nach dem Helikopterabsturz um Unterstützung gebeten. «Wir wurden von der iranischen Regierung um Hilfe gebeten», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Montag auf die Frage einer Journalistin, ob etwa für die Bergungsarbeiten um Hilfe gebeten worden sei.

«Wir haben ihnen deutlich gemacht, dass wir Hilfe ermöglichen würden, wie wir es bei jedem Ersuchen einer ausländischen Regierung in einer solchen Situation tun würden, und letztendlich waren wir nicht in der Lage, diese Hilfe zu leisten», sagte Miller weiter. Er machte keine Angaben dazu, wonach die iranische Führung genau gefragt habe und in welcher Form. Man habe weitgehend wegen logistischer Gründe entsprechende Unterstützung nicht leisten können, so Miller.

Wie fallen die internationalen Reaktionen aus?

Zahlreiche Länder haben Teheran ihr Beileid bekundet. Darunter auch die Schweiz. Man habe «den Familien aller Opfer und den betroffenen iranischen Bürgern kondoliert», schreibt Aussenminister Ignazio Cassis auf X.

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Auch der EU-Ratsvorsitzende Charles Michel hat das «aufrichtige Beileid» der Europäischen Union zum Ausdruck gebracht. «Die EU drückt ihr aufrichtiges Beileid zum Tod von Präsident Raisi und Aussenminister Abdollahian sowie weiteren Mitgliedern ihrer Delegation und der Besatzung bei einem Hubschrauberabsturz aus», erklärte Michel am Montag im Onlinedienst X. «Unsere Gedanken sind bei ihren Familien.»

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Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat ebenfalls ihr Beileid ausgesprochen. «Ich möchte meine Solidarität und die Solidarität Italiens mit der iranischen Regierung und dem iranischen Volk zum Ausdruck bringen», sagte Meloni am Montag beim privaten Sender Canale 5. Angesichts des Vorfalls sei sie in ständigem Kontakt mit europäischen Partnern sowie den Verbündeten der G7-Gruppe.

Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif rief einen Tag der Trauer für sein Land aus. Auf der Plattform X schrieb Sharif am Montag, Raisi und der ebenfalls bei dem Absturz ums Leben gekommene iranische Aussenminister Hossein Amirabdollahian seien enge Freunde Pakistans gewesen. Auch der pakistanische Staatspräsident Asif Ali Zardari äusserte sich in einer Erklärung bestürzt über den Tod Raisis.

Ägypten trauere um Präsident Raisi und die weiteren Opfer des Unfalls, hiess es in einer Erklärung des Regierungssprechers. Der jordanische König, König Abdullah II., bekundete seine Solidarität mit dem iranischen Volk. Sein «tiefstes Beileid gelte den Brüdern, der Führung, der Regierung und dem Volk der Islamischen Republik Iran zum Tod von Bruder Präsident Ebrahim Raisi».

Der indische Premierminister Narendra Modi erklärte bei X, er habe die Nachricht vom Tod Raisis mit tiefer Trauer aufgenommen. Indien stehe «in dieser Zeit des Schmerzes» an der Seite des Irans.

Der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani, dessen Regierungskoalition Teheran nahe steht, äusserte in einer Erklärung «grosse Trauer» über den Tod Raisis und von dessen Begleitern. Er sprach dem Obersten geistlichen Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, und «dem brüderlichen iranischen Volk» sein Mitgefühl aus.

Ähnlich äusserte sich ein Führer der Huthi-Miliz im Jemen, die in ihrem seit Jahren andauernden Kampf gegen die international anerkannte jemenitische Regierung vom Iran unterstützt wird.

Chinas Präsident Xi Jinping hat dem Iran ebenfalls kondoliert. Der chinesische Staats- und Parteichef habe in einer Botschaft seine «tiefe Trauer über den Tod» zum Ausdruck gebracht und der Regierung und dem Volk sein «aufrichtiges Beileid» ausgesprochen, teilte ein Sprecher des Pekinger Aussenministeriums am Montag mit.

Xi habe betont, dass Präsident Raisi seit seinem Amtsantritt «einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Stabilität Irans, zur Förderung der nationalen Entwicklung und des Wohlstands sowie zu positiven Bemühungen um die Festigung und den Ausbau der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen China und Iran» geleistet habe. «Sein bedauerlicher Tod ist ein grosser Verlust für das iranische Volk und auch das chinesische Volk hat einen guten Freund verloren», so der Sprecher weiter.

Mehrere Länder, darunter Aserbaidschan, die Türkei, Saudi-Arabien und Russland, hatten dem Iran zuvor ihre Hilfe bei der Suche angeboten. Zudem aktivierte die Europäische Union laut eigenen Angaben nach einem iranischen Hilfeersuchen ihren Satellitenkartendienst, um die Sucharbeiten zu unterstützen. Auch der irakische Ministerpräsident Mohammed Shia’ al-Sudani sagte dem iranischen Volk und der iranischen Führung seine Unterstützung zu.

In einer früheren Fassung wurde ein Bild einer Fotoagentur verwendet, das statt dem Helikopter- ein Flugzeug-Wrack zeigte. Die Agentur hat das Bild zurückgezogen.

DPA/pash