Tödlicher HelikopterabsturzLeiche von Irans Präsident Raisi geborgen
Ein Helikopter mit Ebrahim Raisi an Bord ist im Nordwesten des Landes abgestürzt. Alle Insassen kamen ums Leben. Irans Kabinett hat sich bereits zum zweiten Mal zu einer Sondersitzung getroffen.
Bei dem Absturz des Präsidenten-Hubschraubers im Iran sind Staatsmedien zufolge alle Insassen ums Leben gekommen. Die Leichen von Raisi und weiteren Opfer konnten inzwischen am Unglücksort geborgen werden. Unter den neun Toten sind Präsident Ebrahim Raisi und Aussenminister Hussein Amirabdollahian, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna und das Staatsfernsehen am Montag berichteten.
Rettungsteams im Iran waren zuvor an der mutmasslichen Absturzstelle des Präsidenten-Helikopters eingetroffen. Die Einsatzkräfte suchten nach Überlebenden, sagte ein Nachrichtensprecher am Montagmorgen live im iranischen Staatsfernsehen. Es gab «kein Lebenszeichen» von den Passagieren des Hubschraubers, der neben Raisi auch den iranischen Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian und weitere Beamte an Bord hatte. Zum Zeitpunkt, als der Hubschrauber gefunden wurde, «gab es keine Anzeichen dafür, dass die Passagiere noch am Leben sind», berichtete das Staatsfernsehen weiter.
Die staatliche Nachrichtenagentur Irna veröffentlichte von einer Drohne aufgenommene Bilder, die Trümmerteile eines völlig zerstörten Helikopters an einem Hang zeigen. Die Rettungskräfte verschafften sich mit einer kleinen Kameradrohne zunächst einen Überblick. In einem Video beschrieben sie die Kabine des Hubschraubers als «völlig ausgebrannt».
Irans Kabinett kommt zu Sondersitzung zusammen
Irans Kabinett ist erneut zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen. Darüber berichteten iranische Medien am Montagmorgen übereinstimmend. Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, hatte bereits am späten Abend eine Sitzung geleitet. Er würde gemäss Protokoll im Todesfall Raisis die Regierungsgeschäfte übernehmen. Innerhalb von 50 Tagen müssen Neuwahlen stattfinden.
Das Unglück dürfte die Islamische Republik in eine politische Krise stürzen. Mangels Alternativen dürfte sich die Suche nach einem langfristigen Nachfolger für Raisi schwierig gestalten. Und insbesondere Amirabdollahian war als Aussenminister seit Beginn des Gaza-Kriegs verstärkt in die Öffentlichkeit gerückt und hatte zahlreiche Reisen zu Verbündeten unternommen.
Türkische Drohne lokalisierte die Absturzstelle
Die türkische Luftwaffe hatte zuvor den mutmasslichen Absturzort des Hubschraubers mithilfe einer Drohne ausgemacht. Eine vom Verteidigungsministerium für die Suche nach dem Helikopter bereitgestellte Drohne habe am Montagmorgen Aufnahmen von der Stelle geliefert, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Die Koordinaten seien den iranischen Behörden übermittelt worden. Dazu veröffentlichte Anadolu ein Luftbild mit einem schwarzen Fleck, der sich deutlich von seiner Umgebung abhebt.
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Auch Stunden nach dem mutmasslichen Absturz eines Helikopters mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi und Aussenminister Hussein Amirabdollahian an Bord gab es in der Nacht auf Montag kein Lebenszeichen von ihnen. Laut Staatsmedien waren in der Nacht 65 Rettungsteams in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Nordwesten des Landes im Einsatz, wo der Hubschrauber zuletzt geortet worden war.
Strömender Regen und Wind erschwerten die Suche in der bergigen Region. Auch eine türkische Drohne flog zur Unterstützung der Suchaktion in den iranischen Luftraum. An Bord des Hubschraubers waren neun Menschen, darunter auch der Gouverneur sowie der Freitagsprediger aus der Provinzhauptstadt Tabris. Die iranische Regierung hielt sich mit offiziellen Angaben zurück und warnte davor, unbestätigte Informationen zu verbreiten.
Retter hatten offenbar Kontakt zu zwei Passagieren
Auf der Suche nach der Unglücksstelle des Hubschraubers mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord haben Retter Kontakt zu zwei Insassen herstellen können. In einem Interview des Staatsfernsehens sagte der Vizepräsident für Exekutivangelegenheiten, Mohsen Mansuri, dass mehrfach bereits mit der Besatzung Kontakt aufgenommen worden sei. Nähere Details gab der Politiker am späten Sonntagabend nicht preis.
Stundenlang fanden die Helfer keine Spur des Helikopters, der nach Berichten staatlicher Medien im Westen des Landes im Waldgebiet von Dismar in der Nähe der Stadt Warsaghan heruntergehen musste. Unterstützung kam aus der Türkei: Ein Team von 32 Bergrettungs-Spezialisten sowie sechs Fahrzeuge würden in den Iran gebracht.
Russland erklärte am Montagmorgen, «auf Bitte der iranischen Seite» Rettungskräfte des russischen Notfall-Ministeriums zu entsenden. Das Team aus 47 Spezialisten mit der notwendigen Ausrüstung, geländegängigen Fahrzeugen und einem Hubschrauber, werde sich nach Täbris begeben, hiess es aus dem Ministerium.
Regen, Nebel und Dunkelheit erschwerten die Suche
Irans Innenminister Ahmad Wahidi zufolge hatten die Rettungskräfte wegen des Wetters und der Beschaffenheit des Geländes keinen einfachen Zugang zum Unglücksort. Daher gebe es keine genauen Informationen über die Lage vor Ort. Ein Reporter im Staatsfernsehen stand während einer Live-Schalte aus der Provinz im dichten Nebel. Mit Anbruch der Dunkelheit fürchteten die Retter, dass die Suche erschwert werde. Bei der Suche wurden auch Spürhunde und Drohnen eingesetzt.
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Die Nachrichtenagentur Irna berichtete, Raisi sei gemeinsam mit dem iranischen Aussenminister Hossein Amirabdollahian, dem Gouverneur der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan und anderen Behördenvertretern unterwegs gewesen.
Ob es sich um einen Absturz oder eine Notlandung oder etwas dazwischen handelte, war zunächst unklar. Zuerst war von einer «harten Landung» die Rede. Ein namentlich nicht genannter iranischer Beamter sagte hingegen Reuters, dass das Leben des Präsidenten und seines Aussenministers nach einem Absturz «in Gefahr» sei. Er wurde mit dem Satz zitiert: «Wir sind immer noch voller Hoffnung, aber die Informationen von der Absturzstelle sind sehr beunruhigend.»
Chamenei: «Macht euch keine Sorgen»
Der oberste geistliche Führer des Landes hat die Bevölkerung derweil aufgerufen, sich «keine Sorgen» zu machen. «Es wird keine Unterbrechung im Handeln des Landes geben», sagte Ayatollah Ali Chamenei in einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede vor Familien von Revolutionsgardisten. Er hoffe, «dass Gott den Präsidenten und seine Begleiter in die Arme der Nation zurückbringt». Irans Kabinett kam am Abend zu einer Notsitzung zusammen. Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, leitete die Sitzung. Mochber wäre gemäss Protokoll im Todesfall Raisis der Regierungschef.
Der 63-jährige Raisi war am Sonntagmorgen in Aserbaidschan, um gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew einen Staudamm einzuweihen. Der Damm ist der dritte, den die beiden Staaten am Fluss Aras gebaut haben.
Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran. Viele der Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979 als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt.
Gebete für den Präsidenten
Hardliner riefen die Öffentlichkeit auf, für Raisi zu beten. Das Staatsfernsehen strahlte Bilder von Gläubigen aus, die am Imam-Resa-Schrein, einer der heiligsten Stätte im schiitischen Islam, in der Stadt Maschhad beteten. Auch in anderen Landesteilen, wie der religiösen Hochburg Ghom, strömten Anhänger in die Moscheen.
Während Regierungsanhänger um die Staatsmänner trauerten, brachten zahlreiche Iranerinnen und Iraner in sozialen Medien ihre Schadenfreude über den Hubschrauberabsturz zum Ausdruck. Raisis Regierung steht seit Jahren wegen ihrer erzkonservativen Wertevorstellungen, der Unterdrückung von Bürgerrechten und der schweren Wirtschaftskrise im Iran in der Kritik.
DPA/AFP/wy/nlu/pash
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