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Nach Protest in Genf
Iranerin gibt erstes Lebenszeichen per Videobotschaft

Lebenszeichen auf Instagram: Die Iranerin Raziyeh Jalili meldete sich erstmals nach ihrem Auftritt in Genf. 
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Über eine Woche lang blieb Raziyeh Jalili, Gewinnerin der Berufsweltmeisterschaften in Genf, von der Bildfläche verschwunden. Die junge Iranerin gewann an den World Skills in der Kategorie Jewellery die Goldmedaille und nutzte die Preisverleihung für ein Statement zur Lage in ihrer Heimat.

Sie nahm ihre Goldmedaille ab und sagte, sie widme ihren Sieg dem iranischen Volk und den Frauen dort. Iranische Oppositionelle und Menschenrechtsaktivisten deuteten ihre Worte als klares Zeichen für ihre Unterstützung der Proteste im Iran und sorgten sich um die Sicherheit von Jalili. Weil sie nach der Preisverleihung überstürzt in ihr Hotel zurückkehrte und sogar der Verdacht des Kidnappings geäussert wurde, schaltete sich die Kantonspolizei Genf ein und suchte sie in ihrem Hotel auf. Dort klärten die Polizisten sie über die Möglichkeit auf, in der Schweiz ein Asylgesuch einzureichen. Doch schon einen Tag später sagte die iranische Delegation den Schweizer Veranstaltern von Swiss Skills, Jalili sei wie geplant in ihre Heimat zurückgekehrt. Von ihr fehlte seither jede Spur. Auch auf ihrem Instagram-Profil äusserte sie sich weder zu ihrem Sieg in Genf noch zu ihrer Protestaktion oder zu den Demonstrationen allgemein.

«Es geht uns allen nicht gut»

Am Dienstag nun gab sie ein erstes Lebenszeichen von sich. In zwei Instagram-Storys ist zu sehen, wie sie in einem Park unter einem Baum steht. Auf dem Video, das sie selber aufgenommen hat, trägt sie eine dunkle Wollmütze und wirkt bedrückt: «Es geht uns in diesen Tagen allen nicht gut», sagt sie. «Es tut mir leid, dass sich so viele Menschen Sorgen um mich machen müssen», hält sie in ihrem knapp einminütigen Video fest. Zu den Ereignissen wolle sie im Moment keine Stellung nehmen und bittet um Verständnis dafür. Zuletzt fügt sie noch hinzu: «Ihr versteht das bestimmt alle.»

Menschenrechtsaktivisten machten sich nach dem Protest in Genf Sorgen um die Sicherheit von Jalili. Sie fürchteten, dass das Regime mit aller Härte auf das Statement reagieren und sie zumindest massiv unter Druck setzen werde. Gegenüber der Polizei in Genf sagte sie jedoch, sie könne sich frei bewegen und werde nicht bedroht. Was danach geschah, weiss niemand. Auf dem Video, das sie nun auf Instagram postete, wirkt sie bedrückt und übernächtigt. Ob sie sich in Freiheit befindet, geht daraus jedoch nicht hervor.

Der Fall von Jalili erinnert an die iranische Klettermeisterin Elnaz Rekabi, die vor zwei Wochen bei den Asienmeisterschaften in Seoul ohne Kopftuch kletterte. Sie entschuldigte sich später auf Instagram für «das Versehen» und «die Besorgnis», die sie verursacht habe – auch bei ihr wird politischer Druck als Motiv für ihren plötzlichen Sinneswandel vermutet. Rekabi flog nach ihrem Protest und dem Statement am letzten Mittwoch in den Iran zurück und wurde bei ihrer Ankunft in Teheran von Menschen bejubelt. Laut BBC befindet sich die Sportlerin zurzeit im Hausarrest.

Mitarbeit: Nina Fargahi