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Messerattacke von Würzburg
Diesen Iraner feiern deutsche Medien als Helden

«Danke für eure Zivilcourage»: Menschen haben am Tatort in Würzburg Blumen und Kerzen hingestellt.
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Die Messerattacke in Würzburg gibt auch in den sozialen Medien viel zu reden. Schon kurz nach der Tat wurden Videos verbreitet, die zeigen, wie Passanten eingreifen und versuchen, den Täter aufzuhalten. Mittlerweile veröffentlichen deutsche Medien Interviews mit einem Mann, den sie mitunter als Helden bezeichnen.

Es ist ein Asylbewerber aus dem Iran, dem derzeit viele Würzburger dankbar sind. Chia Rabiei stellte sich dem Angreifer entgegen, der mit einem langen Messer bewaffnet war. Videoaufnahmen zeigen, wie Rabiei den Täter mit einer Tasche abwehrt.

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«Ich habe gesehen, wie der Täter auf einen sitzenden Mann eingestochen hat, da musste ich etwas machen», sagte Rabiei der «Welt». Er habe nur einen Rucksack dabeigehabt, sagt Rabiei weiter, doch zum Glück seien auch noch andere dazugekommen.

Angst habe er keine gehabt, sagte Rabiei dem Bayerischen Rundfunk. «Ich hatte überhaupt keine Angst. Und wenn ich Angst hätte, dann wäre ich wie die anderen hinten gestanden oder wäre abgehauen.»

«Seit Freitag kann ich nicht schlafen»

Rabiei beschäftigt auch der Gedanke, wonach er schon früher hätte dem Täter begegnen sollen. Seit Freitag könne er nicht schlafen, weil ihn die furchtbaren Bilder verfolgen würden. Er habe eine blutende Frau gesehen, um die sich Leute gekümmert hatten, noch bevor der Krankenwagen gekommen sei. «Mir tut es leid, dass ich nicht früher gekommen bin», sagte Rabiei – dann «wäre diese Frau vielleicht noch am Leben».

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«Haben nicht auch Bürger mit Migrationshintergrund geholfen?»

Bayerischer Ministerpräsident Markus Söder

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat die Menschen, die sich dem Angreifer entgegengestellt haben, als «echte Helden» bezeichnet. Und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will die couragierten Bürger mit einer «besonderen Ehrung» auszeichnen, wie er am Sonntag bei «Bild live» sagte. Bei seiner Ansprache während der Trauerfeier im Würzburger Dom wies er darauf hin, angesichts der Herkunft des Täters Ausländer nicht zu stigmatisieren.

«Ich lese schon im Internet, dass einige sagen, das war jemand mit Migrationshintergrund», sagte Söder. «Aber haben nicht auch Bürger mit Migrationshintergrund geholfen?» Und weiter: «Wir dürfen eine solch hasserfüllte Tat niemals mit Hass oder Rache beantworten.»

«Hatte das Gefühl, mit einem Taubstummen zu kämpfen»

Der «Frankfurter Allgemeinen» sagte Rabiei, er sei 42-jährig und ein aus dem Iran stammender Kurde. Seit 17 Monaten lebe er in einer Asylunterkunft in Deutschland. Die kampfsportartigen Bewegungen, mit denen er sich dem Attentäter zur Wehr setzte, habe er sich selber beigebracht.

Weil der Angreifer, ein 24-jähriger Somalier, die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt habe, habe er das Gefühl gehabt, mit einem Taubstummen zu kämpfen, sagte Rabiei weiter. Die Menschen um sich herum habe er zunächst gar nicht wahrgenommen – er sei in dem Moment «wie in einem Tunnel» gewesen.

Am Sonntagnachmittag bedankte sich Söder persönlich bei Rabiei für seinen Mut. Nachdem der Ministerpräsident am Tatort einen Kranz hingelegt hatte, ging er auf Rabiei zu und sagte: «Danke, dass Sie den Mut haben, sich zu engagieren, ohne dass sie scheinbar verpflichtet sind.»

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Motiv des Täters weiterhin unklar

Beim Angriff in der Würzburger Innenstadt hatte es am vergangenen Freitag drei Tote und sieben Verletzte gegeben. Der Zustand einer vom Täter schwer verletzten 39-Jährigen hat sich derweil gebessert.

Die Frage, ob der Verdächtige zusätzlich zu einer psychischen Erkrankung auch als Terrorist einzustufen sei, lasse sich «zum gegenwärtigen Zeitpunkt so noch nicht beantworten», sagte Innenminister Herrmann am Montag dem ZDF. (Lesen Sie dazu auch die Analyse: Sie sind extremistisch und verwirrt – und der Albtraum für Ermittler)

Auch ob typische islamistische Ausrufe des Täters während der Tat «von Bedeutung» seien, sei derzeit noch unklar, fügte Herrmann an. «Wir können dazu heute noch kein abschliessendes Urteil abgeben.» Von zentraler Bedeutung für die Rekonstruktion sei nun die Auswertung zweier Handys, die in der Unterkunft des 24-jährigen Somaliers beschlagnahmt wurden. Zu wem der Mann genau Kontakt hatte, könne er jedoch noch nicht sagen.

Mit Material der Nachrichtenagentur AFP.



oli