Behördliche PanikmacheUS-Polizei warnt zu Unrecht vor neuer iPhone-Funktion
Die neue Funktion zum Austausch von Kontaktinformationen könne dazu verwendet werden, persönliche Informationen von den Handys zu stehlen, und müsse daher dringend abgeschaltet werden, lautet die falsche Behauptung.
In den USA haben mehrere Polizeidienststellen eine Warnung verbreitet, die sich an iPhone-Besitzerinnen und -Besitzer richtet. Seit dem letzten Update sei es möglich, die persönlichen Kontaktinformationen vom Telefon zu stehlen. Dazu müsse der Datendieb lediglich «sein eigenes Gerät in die Nähe Ihres Telefons bringen». Es sei dringend angezeigt, diese Funktion zu deaktivieren. Die Warnung richtet sich auch an Eltern. Sie müssten die fragliche Funktion namens Namedrop auch «bei den Telefonen ihrer Kinder ändern, damit auch sie sicher sind!».
Die Police Departments von mehreren Kleinstädten aus den US-Bundesstaaten Pennsylvania, Alabama und Michigan veröffentlichten die Warnmeldung am Sonntag auf ihren Facebook-Seiten, worauf sie prompt in mehreren Fernsehnachrichten landete. Bei CBS News kam sogar ein Cybersecurity-Experte zu Wort, der behauptete, diese Funktion könne von Pädophilen benützt werden, um potenzielle Opfer auszuspähen.
So einfach klappt der Datenklau nicht
Datenklau ist zwar ein reales Problem – aber so einfach, wie die Police Departments insinuieren, kommen Datendiebe doch nicht an fremde Identitäten heran. Namedrop ist dazu da, den Austausch von Kontaktinformationen zu vereinfachen. Wenn zwei Personen ihre Apple-Telefone mit der oberen Kante aneinanderhalten, dann erscheint ein Dialog, der den Datentransfer anbietet.
Auch per Apple Watch ist Namedrop möglich. Aber ohne explizite Bestätigung findet keine Übermittlung statt – und jeder Beteiligte darf entscheiden, ob er nur empfangen oder auch senden will. Die Konfiguration findet in den Einstellungen bei «Allgemein > Airdrop» statt. Wer «Namedrop» nicht verwenden möchte, schaltet die Option «Geräte aneinanderhalten» ab.
Die Kleinstadt-Polizisten scheinen einem viralen Tiktok-Video mit inzwischen mehr als zwei Millionen Views aufgesessen zu sein. Ein Journalist des Computermediums «Macworld» jedenfalls sparte nicht mit Spott. Er meinte lakonisch, es vergehe schliesslich «kein einziges Halloween ohne atemlose Warnungen vor vergifteten oder mit Drogen versetzten Süssigkeiten», um dann zu kritisieren, dass «diese Polizisten aus irgendwelchen Gründen nicht damit behelligt werden konnten, die Sache selbst auszuprobieren». Nicht zu Unrecht – denn bekanntlich neigen solche Warnungen aus offizieller Quelle zu einer Art Wandersage zu werden und noch Jahre später wieder aufzutauchen.
Schutz vor einer realen Gefahr
Trotzdem eine gute Gelegenheit, die Einstellungen zur Privatsphäre gerade auf Kindertelefonen zu überprüfen. Eine wirksame Methode, den Schutz vor Datenklau zu erhöhen, ist ein alphanumerischer Sperrcode: Verwenden Sie nicht nur Ziffern, um Ihr Telefon zu entsperren, sondern ein Passwort, das auch Buchstaben enthält: Das «Wall Street Journal» berichtete im Februar, wie Betrüger die Eingabe des Zifferncodes mitfilmen, um hinterher das Telefon zu entsperren und an sämtliche Daten zu gelangen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.