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iPhone-Bann und Huawei-Hammer
China schockt die USA doppelt

SHANGHAI, CHINA - SEPTEMBER 4, 2023 - Customers try Huawei's Mate60 Pro mobile phone at the company's flagship store in Shanghai, China, September 4, 2023. Huawei Mate 60 Pro, the world's first mobile phone that supports satellite calls, was officially launched, allowing you to make and receive satellite calls even if there is no ground network signal. At the same time, the Mate 60 Pro also connects to the Pangu AI large model to provide consumers with a more intelligent interactive experience. (Photo credit should read CFOTO/Future Publishing via Getty Images)

Im schwelenden Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA sorgen zwei Meldungen aus der Smartphone-Welt für grosse Nervosität in Nordamerika. Einerseits hat China für seine Staatsangestellten offenbar einen iPhone-Bann verhängt. Und andererseits hat der chinesische Hersteller Huawei mit dem Mate 60 Pro ein neues Gerät präsentiert, das es aus Sicht der Amerikaner aufgrund der Sanktionen gar nicht geben dürfte. Es enthält nämlich einen modernen Chip aus chinesischer Eigenproduktion – und genau das wollte die US-Regierung eigentlich verhindern.

Der 5G-Kirin-9000-Prozessor wurde vom chinesischen Halbleiter-Hersteller SMIC für Huawei produziert. Gegen SMIC haben die USA schon vor Jahren Export-Restriktionen verhängt, welche einen solchen Schritt verhindern sollten. Seit 2019 ist es Chipherstellern verboten, US-Technologie oder Wissen an Huawei oder Partnerfirmen weiterzugeben. Auch die 5G-Technologie wurde für Huawei beschränkt. Den Chinesen gelang der Durchbruch nun trotzdem, mit 5G und allen weiteren Komponenten, die es für einen modernen Prozessorchip benötigt. Erstmals wurde dafür die 7-Nanometer-Technik angewendet.

Sanktionen umgangen? USA untersuchen den Durchbruch

Die USA sind auf höchster Stufe alarmiert, der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte an einer Medienkonferenz im Weissen Haus, dass die Regierung die Angelegenheit untersuche. Man brauche noch mehr Informationen über den Chip, um feststellen zu können, ob Firmen möglicherweise US-Exportbeschränkungen umgangen haben.

Auch US-Experten können derzeit nicht erklären, wie den Chinesen die Produktion mit vielen komplexen Komponenten gelang. Möglicherweise soll das Know-how von ehemaligen Mitarbeitenden des Weltmarktführers TSMC kommen. Fest steht, es ist für China ein grosser technologischer Durchbruch.

epa10830767 People look at smartphones on display in a Huawei store, in Shanghai, China, 31 August 2023. Chinese chip stocks on 30 August experienced a surge in value after Huawei Technologies introduced its latest Mate 60 Pro phone. According to AnTuTu, a Chinese benchmarking website, the phone features a Kirin 9000s CPU designed by HiSilicon that supports 5G. Huawei had not previously disclosed any information about the phone's CPU earlier in the week. EPA/ALEX PLAVEVSKI

Und für Huawei ist das neue Smartphone bereits ein Riesenerfolg. Im Reich der Mitte ist ein regelrechter Hype um das Mate 60 Pro ausgebrochen. Das Gerät ist längst ausverkauft, die Warteliste für das fast 1000 US-Dollar teure Smartphone ist lang. Den Chinesen ist damit kurz vor der Enthüllung des neuen iPhone 15 ein Coup gelungen. Huawei war einst auf dem Weg, die Nummer Eins der Smartphone-Welt zu werden, bevor die US-Restriktionen die Chinesen ausbremsten. Mit dem eigenen Prozessor «Made in China» könnte Huawei sich wieder an die Spitze zurückkämpfen, sagt etwa Experte David McQueen zu CNN.

iPhone-Bann könnte 56 Millionen Menschen treffen

Gleichzeitig melden Wirtschaftsportale wie das Wall Street Journal oder Bloomberg, dass China den Staatsmitarbeitenden die Nutzung von iPhones verbieten will oder dies an gewissen Orten bereits gemacht hat. Die Aktien von Apple haben daraufhin in den letzten Tagen bis zu sieben Prozent verloren. Das entspricht knapp 180 Milliarden Franken Wertverlust. Dem US-Konzern droht mit einem solchen Verbot ein Markt von Millionen Geräten wegzubrechen. Über 56 Millionen Menschen arbeiten in China in staatsnahen Betrieben und sind potentiell vom iPhone-Bann betroffen. Apple macht zudem knapp 20 Prozent seines Umsatzes in China.

Wie weit das Verbot gehen wird, ist noch offen. So könnten auch staatsnahe Firmen betroffen sein. Und ein Bann von höchster Ebene würde auch Apples Ansehen in China schädigen, viele Menschen könnten freiwillig auf iPhones verzichten. Wenn gleichzeitig ein neues Huawei-Aushängeschild mit chinesischem Chip verfügbar ist, könnte das Apple weiter schaden.

Wenn Apple nicht sicher ist, ist es niemand

Wichtiger scheint aber das Signal Chinas im Wirtschaftskonflikt zu sein, wie Analysten schreiben. Apple ist mit Foxconn ein wichtiger Arbeitgeber in China, Millionen schrauben dort iPhones für die ganze Welt zusammen. Und das Reich der Mitte kämpft derzeit mit steigender Arbeitslosigkeit.

Wenn in diesem Umfeld selbst eine für China so wichtige Firma nicht davor gefeit ist, zwischen die Fronten der Regierungen zu geraten, dann ist es keine US-Firma, so wird das Signal gelesen. Entsprechend haben auch andere Unternehmen mit Fabriken in China an der Börse verloren, beispielsweise HP oder Dell.

Von der chinesischen Regierung gibt es noch keine offizielle Stellungnahme zum iPhone-Bann. Schon zuvor setzte die Regierung von Xi Jinping im Handelskrieg aber mehrmals auf eigene Restriktionen, etwa indem der Export von wichtigen Materialien für die Halbleiterproduktion verboten wurde. Gleichzeitig soll die eigene Chip-Industrie mit 40 Milliarden US-Dollar angekurbelt werden.

Offenbar mit Erfolg und auch das Volk macht mit, wie das Mate 60 Pro zeigt. «Ich will lokale Produkte unterstützen», zitiert das Wall Street Journal eine junge Chinesin, die ihr iPhone 12 nun gegen das neue Huawei-Aushängeschild eintauschen wird – oder sich zumindest eines der nächsten verfügbaren reserviert hat.

Wobei ganz chinesisch ist das Mate 60 Pro offenbar doch nicht. So sollen gemäss Bloomberg koreanische Speicher-Chips von SK Hynix im Huawei-Gerät gefunden worden sein. Die Koreaner beteuern, dass sie aufgrund der Sanktionen seit Jahren keine Hardware nach China liefern und haben nun eine Untersuchung eingeleitet, wie ihre Technologie zu Huawei kam.