Angeschlagenes KirchenoberhauptVatikan: Papst Franziskus hat Lungenentzündung
Untersuchungen im Krankenhaus hätten gezeigt, dass beim Kirchenoberhaupt der «Beginn einer beidseitigen Lungenentzündung» zu erkennen sei, wie der Vatikan mitteilte.

Die Diagnose über die gesundheitlichen Probleme von Papst Franziskus hat sich weiter verschlimmert: Das Kirchenoberhaupt leidet an einer Lungenentzündung, wie am Dienstagabend bekannt wurde.
Weitere Untersuchungen im Krankenhaus hätten gezeigt, dass bei dem Oberhaupt der katholischen Kirche der «Beginn einer beidseitigen Lungenentzündung» zu erkennen sei, teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls mit. Dieser Befund erfordere eine weitere medikamentöse Behandlung.
Am Donnerstagmorgen gab der Vatikan bekannt, dass der Papst eine ruhige Nacht im Krankenhaus verbrachte. Vor der Klinik im Westen von Rom haben sich neben zahlreichen Kamerateams und Fotografen auch Gläubige versammelt, um für das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken zu beten.
Zuvor war bekannt geworden, dass eine «polymikrobiellen Infektion der Atemwege», die Behandlung erschwere. Weiter hiess es: «Alle bisher durchgeführten Untersuchungen deuten auf ein komplexes Krankheitsbild hin, das einen entsprechenden Spitalaufenthalt erfordert.»
Feierlichkeiten zum Heiligen Jahr beeinträchtigt
Nach bekannt werden der neueren Diagnosen, wurden Franziskus’ Termine für den Rest der Woche abgesagt. Der Heilige Stuhl teilte am Dienstag mit, dass eine Audienz am Samstag gestrichen worden sei und ein Erzbischof eine Messe mit einer Priesterweihe am Sonntag übernehmen werde.
Die Absage von Terminen des Papsts wirkt sich auf die Feierlichkeiten zum sogenannten Heiligen Jahr in der katholischen Kirche aus. Die Feier des Heiligen Jahres soll Pilger zu einer Reise nach Rom veranlassen. Es wird erwartet, dass rund 30 Millionen Menschen zu dem Anlass in die Stadt kommen. Das ganze Jahr über sind spezielle Audienzen mit dem Papst und Gottesdienste geplant. Einige dieser Veranstaltungen stehen nun aufgrund der Krankheit des katholischen Kirchenoberhaupts auf der Kippe.
Das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken wird seit Freitag im Gemelli-Spital im Westen von Rom stationär behandelt. Bisher hatte es geheissen, Franziskus leide an einer Bronchitis, dann kam die Diagnose einer polymikrobiellen Infektion hinzu.
Verschiedene Krankheitserreger schwer zu behandeln
Unter einer polymikrobiellen Infektion der Atemwege verstehen Mediziner, dass sich verschiedene Krankheitserreger in Nase, Rachen oder Lunge etabliert haben, die schwer zu behandeln sind. Das können neben Bakterien auch Viren, Pilze und Parasiten sein. Wenn eine akute Bronchitis länger dauert, tritt häufig eine Krankheitsveränderung ein, weil eine Infektion durch Bakterien hinzukommt. Das nennt man «Superinfektion».
Der Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, Jens Becker, sagte zu der vom Vatikan verbreiteten Diagnose: «Das ist ein schwammiger Begriff. Das kann von einer oberflächigen Bronchitis bis zu einer schweren Lungeninfektion alles sein.» Zum Schweregrad lasse sich damit überhaupt nichts sagen, so der Mediziner aus Lübeck. Möglich sei zum Beispiel eine Bronchitis, die sich durch weitere Keime kompliziert habe. Auf jeden Fall sei der Papst «von mehreren Keimen erwischt worden».
Im selben Trakt liess sich auch Johannes Paul II. schon behandeln
Anfangs hatte es aus Franziskus’ Umfeld geheissen, dass der Aufenthalt im Spital bis Mitte dieser Woche dauern könnte. Derzeit deutet aber nichts auf eine baldige Entlassung hin. Offiziell äusserte sich der Vatikan noch nie dazu, wie lange der Papst stationär behandelt werden muss. Bei dem gebürtigen Argentinier kommt erschwerend hinzu, dass ihm seit einer Operation in jungen Jahren ein Teil des rechten Lungenflügels fehlt. Die Ärzte haben ihm «absolute Ruhe» verordnet.
Der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni, berichtete nach der Veröffentlichung der neuen Diagnose: «Der Papst ist guter Laune.» Bruni zufolge verbrachte Franziskus wieder eine ruhige Nacht. In der Gemelli-Klinik liegt das Kirchenoberhaupt in einem Trakt im zehnten Stock, der für den Papst reserviert ist. Für Franziskus ist es seit 2021 bereits das vierte Mal. Früher liess sich auch der polnische Papst Johannes Paul II. (1920-2005) dort mehrfach behandeln.
Probleme ziehen sich schon seit Zeit vor Weihnachten hin
Mit seinen 88 Jahren ist Jorge Mario Bergoglio – so der bürgerliche Name – inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte. Als Nachfolger von Benedikt XVI. ist er seit März 2013 im Amt. Seit längerer Zeit ist zu sehen, dass ihm die Gesundheit zunehmend zu schaffen macht. Mehrfach brach ihm bei öffentlichen Terminen die Stimme weg. Seinen Wohnsitz im Vatikan verliess er kaum noch. Inzwischen sitzt er auch bei praktisch allen Terminen im Rollstuhl.
Der Heilige Stuhl ist sichtlich bemüht, keine Sorgen aufkommen zu lassen – weshalb jetzt auch bei Bulletins Vorsicht geboten ist. In früheren Mitteilungen hatte es beispielsweise geheissen, einige Werte hätten sich verbessert, die Befunde seien «unauffällig». Allerdings war in einem früheren Winter auch schon einmal stets nur von Bronchitis die Rede. Später plauderte Franziskus dann aus, dass er eine schwere Lungenentzündung hatte.
Betrieb läuft weiter: Neue Bischöfe ernannt
Mit zunehmendem Alter machen dem Pontifex in den Wintermonaten die Atemwege schwer zu schaffen. Jetzt ziehen sich die Probleme schon seit der Zeit vor Weihnachten hin. Um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, wird Franziskus mit Cortison behandelt – was das Immunsystem gerade in einem so hohen Alter schwächen könnte. Die Ärzte hatten ihm auch schon länger empfohlen, ins Spital zu gehen.
Trotz des Aufenthalts in der Klinik läuft der Betrieb im Vatikan weiter. Der Heilige Stuhl gab auch bekannt, dass Franziskus neue Bischöfe ernannt hat.
DPA/osc
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