Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Interview mit Amazon-Cheftechnologe
«In der Schweiz ist das Sicherheitsbewusstsein hoch»

«Wenn Amazon Web Services in die Schweiz kommt, wird das auch bei den Banken einen Schub in die Cloud geben», sagt Werner Vogels.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Werner Vogels ist einer der mächtigsten Männer im weltweiten Cloud-Geschäft. 1958 in den Niederlanden geboren, hat er Informatik studiert und stieg 2004 beim Onlinehändler Amazon ein. Nach einem Jahr wurde er zum Cheftechnologen und Vizepräsidenten ernannt. Er war wesentlich an der Entstehung und Entwicklung  von Amazons Cloud-Computing-Plattform beteiligt. Aus dieser ist die heute wichtige Geschäftssparte Amazon Web Services – kurz AWS – geworden. Vogels ist mit einer Musikerin verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Er lebt in Seattle im US-Bundesstaat Washington, wo Amazon den Hauptsitz hat.

Was macht eigentlich ein Cheftechnologe bei Amazon?

Am Anfang bei Amazon, als es AWS noch nicht gab, hatte ich eher die Rolle eines grossen Denkers, der entscheiden musste, welche Art von Technologie wir aufbauen sollen. Heute sind wir ein Technologieanbieter, und meine Arbeit richtet sich mehr nach aussen. Ich stehe häufig auf der Bühne und nutze Events, um mit Kunden zu sprechen. Wenn ich immer wieder von demselben Problem höre, überlege ich, wie wir es lösen könnten. 

Amazon eröffnet nun auch in der Schweiz eigene Datenzentren. Warum gerade jetzt?

Wir haben weltweit 27 sogenannte AWS-Regionen, also Standorte mit mehreren Rechenzentren. Viele unserer Kunden in der Schweiz haben bisher andere Regionen verwendet, zum Beispiel Frankfurt, um AWS-Cloud-Dienste zu nutzen. Die Schweiz wird höchstwahrscheinlich die Region Nummer 28 werden. Damit erfüllen wir den Kunden hier einen grossen Wunsch.

Die Schweiz gehört nicht zu den ersten Ländern, wo Sie Datenzentren eröffnen. Wie wichtig ist unser Land für Sie?

Wir haben seit mehr als 15 Jahren Kunden hier. Insgesamt nutzen heute mehr als 10’000 Unternehmen unsere Dienste. Und eine Reihe davon gehört zur absoluten Weltspitze, zum Beispiel Richemont. Ihnen fühle ich mich verbunden, weil ich eine IWC-Uhr trage. Oder der Pharmakonzern Roche, der Gesundheitsdaten bei AWS verwaltet. Auch Swisscom ist langjähriger Partner und Kunde.

Wie nehmen hiesige Unternehmen die Möglichkeit an, ihre Informatikinfrastruktur in die Cloud zu verlegen?

Wie Sie sehen können, sind die sehr enthusiastisch. Es sind 3000 Leute an den Swiss Cloud Day gekommen.

Die Finanzbranche zögert, ihre Daten in die Cloud zu hieven. Welche Branchen gehören ebenfalls zu den Bremsern?

Zum Beispiel das Gesundheitswesen. Wie die Finanzunternehmen unterliegt es als hoch regulierte Branche starken Anforderungen, was den Standort der Datenlagerung anbelangt. Aber mit der Einführung der AWS-Region Schweiz sind unsere Kunden nun in der Lage, diese Daten auf lokalen Rechnern zu speichern und Schweizer Anforderungen bezüglich der Datenresidenz zu erfüllen. Das wird auch bei den Banken einen Schub geben.

«In den letzten zwei Jahren war die Zahl der Datenschutzverletzungen, die wir weltweit bei Unternehmen mit eigenen Rechenzentren erlebt haben, enorm.»

Sind Schweizer Unternehmen bewusster in puncto Datensicherheit als jene in anderen Ländern?

Hier ist das Sicherheitsbewusstsein sicher sehr hoch. Aber ich möchte es nicht mit anderen Ländern vergleichen. Jeder sollte sich um die Sicherheit kümmern, sonst kann man kein Geschäft betreiben.

Viele haben Mühe, ihre Daten auf die Server von ausländischen Anbietern zu geben. Können Sie das verstehen?

Wir beobachten, dass Unternehmen heutzutage aus anderen Gründen in die Cloud gehen als noch vor ein paar Jahren. In den letzten zwei Jahren war die Zahl der Datenschutzverletzungen, die wir weltweit bei Unternehmen mit eigenen Rechenzentren erlebt haben, enorm. Darum wollen jetzt viele in die Cloud wechseln, weil sie dort eine Sicherheit erhalten, die sie sonst nirgendwo bekommen können.

Was sind die nächsten Entwicklungsschritte von AWS?

Bisher konnten unsere Kunden viele einzelne Bausteine nach einem Baukastenprinzip selbst zusammenstellen. Jetzt sind sie zunehmend daran interessiert, dass wir das für sie übernehmen. Sie wollen Lösungen statt nur Cloud-Dienste.

Können Sie ein Beispiel geben?

Eine Lösung kann zum Beispiel im Gesundheitswesen eine grosse Datensammlung sein, in der Gesundheitsunternehmen oder Krankenhäuser ihre Daten sicher speichern und analysieren können. Oder wir haben Amazon Finspace, das eine ganze Reihe von Analytics-Diensten speziell für Finanzdienstleistungen liefert. Ein weiterer Bereich, der explodiert, ist Machine-Learning. Unternehmen haben immer mehr Daten und wollen daraus Erkenntnisse gewinnen.

«Die Stromversorgungssysteme unserer Rechenzentren sind so konzipiert, dass sie vollständig redundant sind.»

Bereitet Ihnen der drohende Strommangel Kopfzerbrechen?

Die Stromversorgungssysteme unserer Rechenzentren sind so konzipiert, dass sie vollständig redundant sind und 24 Stunden am Tag gewartet werden können. AWS stellt sicher, dass die Rechenzentren mit einer Back-up-Stromversorgung ausgestattet sind, damit die Stromversorgung im Falle eines Stromausfalls aufrechterhalten werden kann. Unser Ziel ist es, ausschliesslich erneuerbare Energie zu nutzen, und wir sind auf gutem Weg, dies bis 2025 zu erreichen.