Kommt jetzt ein Impfschub?Schweiz lässt dritten Impfstoff zu und hat AstraZeneca in Sicht
Johnson&Johnson hat von Swissmedic die Zulassung erhalten, Dosen wurden aber keine bestellt. Positive, neue Studiendaten von AstraZeneca machen trotzdem Hoffnung, dass die Impfungen rascher vorangehen.
Die Arzneimittelbehörde Swissmedic hat einen dritten Covid-Impfstoff zugelassen: Neu darf Johnson&Johnson gespritzt werden, allerdings hat die Schweiz keine Dosen bei dem US-Konzern bestellt. Dagegen könnte der Impfstoff von AstraZeneca in Kürze einen Impfschub bescheren: Der Bund hat ihn geordert, und positive Daten der klinischen Studie machen nun seine Zulassung durch Swissmedic absehbar.
Der Bund hat 5,3 Millionen Dosen bei AstraZeneca bestellt, die ersten werden «sehr zeitnah nach der Zulassung» hier eintreffen, wie die Sprecherin von AstraZeneca Schweiz sagt. Offen allerdings ist die Frage: Ist das Vertrauen zurück, und wollen sich die Menschen mit ihm impfen lassen? Das Bundesamt für Gesundheit hatte bei der Planung der Impfaktion AstraZeneca schon fallen gelassen und voll auf andere Hersteller gesetzt.
100 Prozent Schutz vor schwerem Covid-Verlauf
Eine klinische Studie von AstraZeneca in Nord- und Südamerika zeigt nun, dass der Corona-Impfstoff sicher ist sowie auch bei älteren Menschen wirkt. Er schütze zu 100 Prozent vor einem schweren Verlauf mit Spitalaufenthalt, teilte das britisch-schwedische Pharmaunternehmen mit. Vor einer Corona-Infektion mit leichten Symptomen schützt die Impfung zu 79 Prozent. Ein erhöhtes Thrombose-Risiko wurde bei den 21’583 Probanden, die mindestens eine Impfdosis erhielten, nicht festgestellt.
In Deutschland und anderen EU-Staaten war die Covid-Impfung mit AstraZeneca wegen bislang fehlender Studiendaten zu seiner Wirkung bei älteren Menschen zunächst nur für jüngere empfohlen worden. Letzte Woche kam es wegen Meldungen von Thrombose-Fällen nach der Impfung in vielen EU-Staaten zum Impfstopp. Die europäische Zulassungsbehörde untersuchte die Fälle und gab dann Entwarnung. Im Zuge der Turbulenzen ist das Vertrauen in AstraZeneca in mehreren europäischen Ländern aber deutlich gesunken.
Nicht ohne besondere Querelen geht es auch bei den Auslieferungen der ersten Dosen zu: Die Schweiz hängt bei der Bestellung von AstraZeneca mit der EU zusammen und steht gegen die USA und Grossbritannien im Streit. Der EU-Vorwurf: Die Angelsachsen haben ein faktisches Exportverbot der bei ihnen produzierten Dosen verhängt. Die EU und der Rest der Welt ist damit nur auf die in Europa produzierten Dosen angewiesen. (Lesen Sie dazu: Die EU droht Grossbritannien mit einem Impfkrieg)
Die Schweiz bezieht AstraZeneca, vermittelt durch Schweden, über die EU. Diese hat 300 Millionen Dosen geordert, darin ist auch die Schweizer Bestellung mitgerechnet. Zu einer Lieferflut ist es in der EU bislang nicht gekommen. Wegen Problemen bei der Produktion in Europa hat AstraZeneca aktuell der EU im ersten Halbjahr 100 Millionen Dosen zugesichert.
Testreihe mit gut 32’000 Freiwilligen
An der klinischen Studie der Phase III von AstraZeneca nahmen gemäss den Angaben 32’449 Probanden teil, von denen zwei Drittel geimpft wurden. Die anderen erhielten ein Placebo. Rund 20 Prozent der Teilnehmer waren 65 Jahre oder älter, und rund 60 Prozent hatten Vorerkrankungen wie Diabetes, die das Risiko eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung erhöhen. In vorhergehenden Studien waren kaum Ältere sowie kaum Menschen mit Vorerkrankungen getestet worden. Swissmedic wartete deshalb noch auf belastbare Daten der neuen Studie.
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