Fussball-Nationalspielerin Iman BeneyKreuzbandriss mit 16, Tränen, Reha – nun ist sie zurück mit einem Lächeln
Die Stürmerin ist nach über einem Jahr wieder im Nationalteam, wo sie mit anderen Jungen für Stimmung sorgt. Wichtig auf dem Weg zum Comeback: ein Geschenk ihres Vaters.
- Iman Beney gehörte zum Aufgebot für die WM 2023, erlitt dann aber einen Kreuzbandriss.
- Ein Jahr musste sie pausieren, nun erzählt sie, wie es ihr dabei ging.
- Zusammen mit ihr rückt auch Kindheitsfreundin Naomi Luyet ins Nationalteam ein.
- Rekordnationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic ist begeistert vom frischen Wind, den die Jungen ins Team bringen.
Iman Beney hatte den Sommer ihres jungen Lebens vor sich. Erstmals war sie im Juni 2023 beim Schweizer Nationalteam, sie war die grosse Überraschung im Kader – und dann riss im Training das Kreuzband, Schreie und Tränen wegen der Schmerzen statt WM-Bühne. Es blieben die vielen Mitleidsbekundungen und beim letzten Testspiel vor dem Abflug eine Ehrenrunde auf dem Rücken von Mitspielerin Meriame Terchoun.
Gewiss, auch schön und sowieso «süss» von Terchoun, wie Beney heute sagt, ein berührender Moment in einer schwierigen Phase. Aber da war halt dieser geplatzte Traum: Neuseeland, WM, die grosse Fussballbühne. Und das mit 16.
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Beney galt und gilt immer noch als grosses Talent im Schweizer Fussball. Die WM aber verfolgte sie von zu Hause aus. Sie habe sich immer mit Kolleginnen ausgetauscht und sich als Teil des Teams gefühlt, sagt sie. In ihrer Entwicklung aber wurde sie gebremst.
Nach der Verletzung wurde in der Szene auch Kritik laut, es hiess, man habe Beney mit ihren 16 Jahren zu sehr belastet. Sie selbst sagt, es sei einfach Pech gewesen, ein gewöhnlicher Zweikampf habe gereicht.
Die Saison 2023/24 verpasste Beney komplett. Der Anfang sei sehr schwierig gewesen, sagt sie, nach der Operation aber habe sie nicht mehr an die Verletzung gedacht. «Ich konnte es ja nicht ändern.» Ganz abgeklärt für eine, die erstmals eine solch schwerwiegende Verletzung erlitt. Das liege auch ein wenig in ihrem Naturell, sagt Beney.
Die ersten drei Monate nach der Verletzung verbrachte die flinke Stürmerin noch zu Hause im Wallis. Ihr Vater, der ehemalige Super-League-Goalie Nicolas Beney, drückte ihr ein Heft in die Hand, in das die Tochter jeden Abend schrieb, was ihr half und was nicht. «Das war wichtig, als ich danach für die Reha in Bern war.»
Beney hat Jahrgang 2006 und gehört zu den Jüngsten im Nationalteam, das am Freitag gegen Australien und am Dienstag gegen Frankreich spielt. Andere sind Sydney Schertenleib, noch ein Jahr jünger, oder Naomi Luyet, Jahrgang 2005. Vor allem Beneys Geschichte mit Luyet ist speziell, die Walliserinnen kennen sich, seit sie acht Jahre alt waren. Im aktuellen Aufgebot bilden sie mit den Genferinnen Sandrine Mauron und Smilla Vallotto die welsche Minderheit.
Crnogorcevic weiss nun mehr über Tiktok
In der Women’s Super League setzen Beney und Luyet gerade die Massstäbe. Mit den YB-Frauen führen sie die Tabelle an, das ist an sich schon speziell, weil Servette und der FC Zürich die Liga in den letzten Jahren dominierten. Dann aber noch diese Statistiken nach neun Spieltagen: Beney, nach ihrer Verletzung teilweise noch Einwechselspielerin, kommt auf vier Tore und einen Assist. Luyet ist mit ihren acht Toren und vier Assists die überragende Figur der Liga.
Nun stehen sie erstmals zusammen im Aufgebot des Nationalteams. Für sie eine spezielle Sache, weil sie sich schon so lange kennen. Und wie ist es für die anderen? Ist mit Beney, Luyet, Schertenleib und all den anderen Jungen ein frischer Wind in dieses Team gekommen?
Die Frage geht an Ana-Maria Crnogorcevic, als Schweizer Rekordnationalspielerin am anderen Ende der Erfahrungsskala. «Definitiv. Ich weiss jetzt ein paar Dinge mehr, was Tiktok betrifft, und bei vielen neuen Wörtern merke ich, wie alt ich bin», antwortet die 34-Jährige.
Dann setzt sie doch noch zur Lobrede auf die Jungen an. Und als sie das tut, sitzt Schertenleib wenige Meter von ihr entfernt. «Sie kann schon zuhören, die Jungen machen ja eh, was sie wollen», sagt Crnogorcevic. Sie lacht laut über ihren Witz, und vielleicht zeigt diese Episode, was im Nationalteam gerade vor sich geht.
Crnogorcevic erlebte nach der WM 2023 ein kompliziertes Jahr. Von Pia Sundhages Vorgängerin Inka Grings wurde sie teilweise nicht aufgeboten, der Konflikt fand den Weg an die Öffentlichkeit. Dann wurde sie bei Atlético Madrid nicht glücklich und war wegen eines Virus im Frühling mehrere Wochen ohne Spielpraxis.
Nun spielt die Bernerin in den USA für Seattle Reign. Sie ist Stammspielerin. In den letzten zwei Partien für die Schweiz schoss sie je ein Tor, einmal auf Assist von Luyet. Und dann bereitete sie Schertenleibs erstes Tor für die Schweiz vor.
So sieht er aus, der Umbruch in diesem Nationalteam. Crnogorcevic nimmt ihn an. «Diese Spielerinnen haben wirklich Talent», sagt sie, «ihre Unbeschwertheit ist genau das, was wir brauchten.» Dieses Gefühl scheint sich auch auf Crnogorcevic selbst zu übertragen, so gelöst und gut gelaunt tritt sie in diesen Tagen auf.
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