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Schockdiagnose kurz vor der WM
Ein Knacksen, ein Riss – jetzt weint das Riesentalent bittere Tränen

Bei Iman Beney weicht das Lachen den Tränen.

Die YB-Trainerin Imke Wübbenhorst war am Telefon und schwärmte. Es ging um Iman Beney, ihre Spielerin bei den YB-Frauen. Die 16-jährige Senkrechtstarterin hatte sich am Montag das WM-Ticket gesichert, als mit Abstand Jüngste im Schweizer Team. Die Teenagerin aus dem Wallis, die einen Aufstieg hinlegte, steil wie die majestätischen Berge in ihrem Heimatkanton – eine Wohlfühlgeschichte. Es war Dienstagnachmittag, die Welt war da scheinbar noch in Ordnung.

Dann klingelte Wübbenhorsts Handy.

Inka Grings, die Schweizer Nationaltrainerin, rief an. Wübbenhorst sagte, sie nehme rasch ab. Als sie sich zehn Minuten später wieder meldete, war ihre Stimmung bedrückt. Grings habe ihr mitgeteilt, dass sich Beney im Training schwer verletzt habe, eine Diagnose stehe zwar aus, aber es müsse vom Schlimmsten ausgegangen werden. Die Mitspielerinnen hörten ein Knacksen, Beney weinte. Sie wird da schon gespürt haben, dass ihr Traum von der WM-Teilnahme in Neuseeland geplatzt ist.

Am späten Abend folgt dann die bittere Gewissheit. Ihr Kreuzband ist gerissen, sie wird wohl mindestens ein halbes Jahr lang ausfallen. Ihren Platz im Kader nimmt Amira Arfaoui von Bayer Leverkusen ein. Beneys Aufstieg endet wegen einer Ruptur abrupt.

Die sportverrückte Familie Beney

Vor einem Jahr war sie eine Schülerin, die seit dem 12. Lebensjahr in Biel wohnt, weil sich dort das Ausbildungszentrum des Schweizerischen Fussballverbands befindet, fern der Familie daheim in Savièse, einem Nachbarort von Sion. Vater Nicolas Beney war der Goalie der Schweizer U-21 gewesen, die an der Heim-EM 2002 sensationell den Sprung in den Halbfinal geschafft hatte, 2010 beendete er beim FC Sion die Karriere. Imans Bruder Roméo ist ebenfalls ein grosses Talent, er gehört dem Nachwuchs des FC Basel und dem U-18-Nationalteam an. Ihre Tante Noémi spielte 45-mal für die Schweiz. Eine sportverrückte Familie, mit Kindern, die bereit waren, für ihren Traum das Daheim schon früh zu verlassen.

Der enorme Wille ist eine herausragende Eigenschaft Beneys. Das sagen alle, die sie kennen. Wübbenhorst erinnert sich, wie Beney einmal an einem freien Abend im Trainingslager sich als Erste vom Team verabschiedete, noch bevor es in die Karaokebar ging, weil sie sich regenerieren wollte. «Sie weiss, worauf es ankommt. Und ist enorm ehrgeizig», sagt die 34-jährige Deutsche.

Bei YB war Beney in der vergangenen Saison die grosse Aufsteigerin, dabei hatte sie vor einem Jahr nur probeweise mittrainiert. Aber nach wenigen Trainings wusste Wübbenhorst, dass sie die Walliserin unbedingt in ihrem Team haben wollte.

Iman Beney (r.) im Training mit Alisha Lehmann.

Ähnlich verhielt es sich nun im Nationalteam, Grings wollte Beney erst gar nicht für die WM-Vorbereitung aufbieten. Als sie es doch tat, war die Absicht, die Teenagerin eine Woche dabei zu haben. Für mehr würde es kaum reichen. Und dann eroberte Beney mit ihrer Physis und ihrer Unerschrockenheit im Sturm die Zuneigung ihrer Trainerin.

Bizarr sei es, plötzlich mit Spielerinnen die Kabine zu teilen, die sie vorher nur aus dem Fernseher gekannt habe, sagte Beney kürzlich. In ihrem Zimmer hängt ein Trikot von Ana Maria Crnogorcevic, der Schweizer Rekordnationalspielerin, die nun plötzlich ihre Teamkollegin war. Ein Traum sei für sie in Erfüllung gegangen, sagte Beney noch.

Dann kam das Training am Dienstag und der Schock kurz vor der WM. Bei Beney fliessen nun die Tränen.