Luxusimmobilie an der RhôneIm saudischen Königshaus tobt ein Kampf um das Genfer HSBC-Gebäude
Ein ehemaliger saudischer Spionagechef soll den Hauptsitz der Bank illegal erworben haben. Für Mieterin HSBC ist die Sache peinlich.
Es ist eines der prominentesten Monumente des Genfer Finanzzentrums: das Büro der HSBC-Bank. Das Gebäude ist zum Gegenstand eines hässlichen Streits im saudischen Königshaus geworden. Angeblich hat ein Ex-Prinz das Gebäude gar illegal erhalten. Für die HSBC, die das Haus nur mietet, ist die Angelegenheit höchst unangenehm.
Prinz Muhammad bin Salman, kurz MBS, regiert den Wüstenstaat heute mit eiserner Hand. 2017 entmachtete er den früheren Kronprinzen Muhammad bin Nayef und seine ganze Entourage, darunter auch den damaligen Sicherheitsberater Saad al-Jabri.
Jabri soll mit fragwürdigen Methoden und über vertrackte Briefkastenfirmen das Luxusgebäude am Quai des Bergues für den gefallenen Kronprinzen Nayef erworben haben. Laut US-Gerichtsdokumenten hat er dafür Hunderte Millionen aus einem saudischen Fonds zur Terrorismusbekämpfung abgezweigt.
Ob das stimmt, ist unklar. Der aktuelle Kronprinz MBS ist jedenfalls nicht glücklich, dass sein Vorgänger diese Perle in Genf besitzt, und geht mit allen Mitteln gegen ihn und Jabri vor. Der beschuldigte Sicherheitsberater ist inzwischen ins Exil nach Kanada geflüchtet.
Der Streit um das Gebäude bringt Klarheit über dessen Besitzer
Laut dem Grundbuch gehört das HSBC-Gebäude der Genfer Firma Genbergues. Deren Vertreter sagt auf Anfrage, man habe zu den Besitzverhältnissen «nichts zu kommunizieren». Die HSBC selber bekräftigt, sie sei nur Mieterin und habe mit der Sache nichts zu tun. Wer aber hinter Genbergues steckt und das Gebäude tatsächlich kontrolliert, blieb jahrzehntelang unklar. Bis zum Streit unter den Saudis Anfang Jahr.
Ende Januar 2021 ging beim Ontario Superior Court of Justice eine Klage ein. Darin steht, Ex-Sicherheitsberater Jabri habe eine Reihe von dubiosen Geldtransaktionen durchgeführt, um so die Kontrolle zu erlangen über «zwei wertvolle Immobilien in Genf und Wien».
Bei der Genfer Immobilie handelt es sich laut der Klage um «ein Bürogebäude am Quai des Bergues 17, das der Firma Genbergues 6 S.A. gehört, in dem HSBC jetzt Mieter ist». Laut den saudischen Klägern ist das eine betrügerische Übernahme gewesen. Angeblich hat Jabri Geld aus einem Fonds abgezweigt, der eigentlich für die Bekämpfung von al-Qaida vorgesehen war. Mit dem Trick habe er Ex-Kronprinz Nayef das HSBC-Haus zugeschoben.
Die Anwälte von Jabri haben auf Anfragen nicht reagiert. Solange die Verfahren nicht abgeschlossen sind, gilt die Unschuldsvermutung.
Killerkommando in Kanada?
Wie auch immer die Finanzierung zustande kam, dass das Gebäude in der Tat den Saudis gehört, ist dank dem Verfahren nun zum ersten Mal bekannt geworden. Denn die kanadischen Behörden haben bereits angefangen, weltweit Vermögenswerte zu beschlagnahmen. Im Zuge dessen tauchten neue Akten aus Luxemburg auf. Darin steht, dass der gefallene Kronprinz Nayef sowie seine Frau und seine Töchter die Endbegünstigten der Firma Genbergues Luxemburg sind, die über ihre Genfer Tochter das HSBC-Haus besitzt.
Sicherheitsberater Jabri versichert in den Medien, es handle sich bei der Klage um einen Rachefeldzug von MBS. Dieser habe gar ein Killerkommando nach Kanada geschickt, das Jabri eliminieren sollte, ähnlich dem Regimekritiker Jamal Khashoggi, den ein Kommando von MBS in der Türkei ermordete.
Inzwischen laufen in der Sache auch Verfahren in den USA, und es sieht nicht so aus, als komme die Affäre rasch zu einem Ende. Die Aussicht auf eine jahrelange Schlammschlacht der Besitzer dürfte Mieterin HSBC wenig erfreuen.
Mitarbeit: Christian Bernet
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