Im «Kriegsgebiet» zwischen Mehl und WC-Papier
In dieser Kolumne berichtet ZSZ-Redaktor Nicola Ryser, wieso der Wocheneinkauf im Migros Hombrechtikon für ihn eine Art «Krieg» bedeutet.
Und täglich grüsst das Murmeltier. So komme ich mir vor, wenn ich jeden Samstag meinen Wocheneinkauf im Migros Hombrechtikon tätige. Mit einer langen Liste mache ich mich jeweils auf den Weg. Das Problem: Es gibt ein bestimmtes Zeitfenster am Morgen, das man für einen Einkauf nicht wählen sollte. Denn zwischen 9.30 Uhr und 13 Uhr haben in Hombrechtikon alle die Absicht, ihren Wocheneinkauf im Migros zu tätigen. Da ich aber selbst an meinem freien Tag weder früh aufstehen noch meine Pflicht auf später hinausschieben will, füge ich mich jeweils meinem Schicksal.
Es mag makaber klingen, aber für mich ist dieser Einkauf eine Art «Krieg». Ich rücke in die Migros ein, um mir Lebensmittel zu sichern – und das mit Hunderten anderen Menschen. Das ist Stress pur. Eigentlich will ich nur meine Liste schnell durchbringen. Heisst: Ich haste von Regal zu Regal, stehe mit den Massen vor dem Metzger oder achte mit meinem Wägeli auf den Rechtsvortritt in Gang vier. Nur: Je mehr Leute es hat, desto länger dauert mein Einkauf – sprich mein Leiden im «Kriegsgebiet».
Das waren für mich die Samstage im Normalzustand. Damals vor drei Wochen, als ein gewisses Virus aus China noch weit weg war. Doch nun, in Zeiten von Corona-Panik, ist nichts mehr normal – auch nicht meine Samstage im Migros. Wenn dann die Leute vor der Filiale stehen, weil nur eine gewisse Anzahl Kunden pro Quadratmeter reingelassen wird. Wenn die Einkaufswägeli mit so vielen Waren gefüllt sind, dass diese fast wieder hinausfallen. Wenn die Regale von WC-Papier, Weissmehl und Konservenravioli leer stehen. Dann beschleicht mich tatsächlich das Gefühl, dass wir in Kriegszeiten leben. Und ich sehne mich nach meinem «Krieg», einem eigentlich harmlosen in Friedenszeiten.
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