Kreative KrisenbewältigungIm Kampf gegen die Inflation setzt Zimbabwe auf Goldmünzen
Mit über 190 Prozent Inflation trifft der weltweite Trend Zimbabwe besonders stark. Nun soll das krisenresistente Edelmetall Gold die galoppierende Währungsentwertung stoppen.
Während die Schweizerische Nationalbank im Kampf gegen die steigende Inflation ihren Leitzins erhöht, führt Zimbabwe zusätzlich Goldmünzen als Wertaufbewahrungsmittel ein.
Ab dem 25. Juli gibt es die «Mosi-oa-tunya»-Münze – benannt nach den Victoriafällen – in der Landeswährung, in Dollars und in anderen Fremdwährungen zu kaufen. Der Preis richtet sich nach dem aktuellen internationalen Goldpreis und den Produktionskosten, wie der Zentralbankchef John Mangudya ankündigte. Die Münze kann in Bargeld umgetauscht sowie im In- und Ausland gehandelt werden. Weiter solle sie «auch für Transaktionszwecke verwendet werden», betont Mangudya.
Wie auch der südafrikanische Krügerrand wird die Münze eine Feinunze Gold enthalten. Gekauft werden kann sie bei lokalen Banken.
Der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Berater der Notenbank in Zimbabwe, Prosper Chitambara, ist der Meinung, dass die geldpolitische Intervention kaum etwas an der weiter ansteigenden Inflation ändern wird, wie er dem «Guardian» sagt. «Sie könnte die Inflation beeinflussen, ist aber nicht das Allheilmittel für das Inflationsproblem, da die Inflation weitgehend durch das Wachstum der Geldmenge ausgelöst wird», sagt Chitambara und ergänzt «wenn es ein alternatives Wertaufbewahrungsmittel gibt, wird sich die Abwertung der Landeswährung in Grenzen halten».
Eine gescheiterte Wirtschaft
Gold gilt als eine gute Absicherung in Krisenzeiten. Diese Eigenschaft des Edelmetalls will sich nun die Regierung des afrikanischen Lands zunutze machen. Im Juni erreichte die Inflationsrate in Zimbabwe 192 Prozent – eine Verdreifachung des Januarwerts.
Die derzeit galoppierende Inflation erinnert an die Hyperinflation der 2000er-Jahre, in denen der zimbabwische Dollar dreimal umbenannt wurde. Als Hyperinflation bezeichnet man eine extrem schnelle, unkontrollierbare Geldentwertung, bei der das Preisniveau um mindestens 50 Prozent pro Monat steigt. 2009 schaffte das Land seinen heimischen Dollar ganz ab. Damals gab es Banknoten im Wert von 100’000’000’000’000 (100 Billionen) Zimbabwe-Dollar. Zum damaligen Wechselkurs waren dies rund 34 Franken.
Nach 2009 setzte die Regierung auf ausländische Währungen, vor allem auf den US-Dollar. Bis sie 2019 die Landeswährung wieder einführte, welche jedoch erneut rasch an Wert verlor. Nun plant die Zentralbank, in den nächsten fünf Jahren den US-Dollar zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen. Damit wollen sie das Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes stärken. Letzte Woche erhöhte die Notenbank den Leitzins von 80 auf 200 Prozent. Dies, weil die Lebenshaltungskosten im Land enorm ansteigen.
Unter Präsident Emmerson Mnangagwa, der Robert Mugabe 2017 durch einen Militärputsch ablöste, hat Zimbabwe eine wirtschaftliche Talfahrt erlebt. Verschärft wurde diese durch eine Hungerkrise nach zu wenig Regen.
Misstrauen gegenüber der Zentralbank
«Ich kann der Zentralbank nicht vertrauen, dass sie mir eine Münze gibt, während sie mein Bargeld behält», sagte Evans Mupachikwa, ein Devisenhändler, dem «Guardian». «Zimbabwe ist für seine widersprüchliche Politik bekannt. Was ist, wenn sie aufwachen und sagen, die Münzen seien nicht mehr handelbar?»
Ein anderer Devisenhändler sieht in der Entscheidung, mit Goldmünzen gegen die Inflation anzukämpfen, «einen weiteren misslungenen Schritt» der Regierung. «Gold ist teuer. Ich glaube nicht, dass sich viele von uns den Kauf der Münzen leisten werden. Viele werden ihr Geld weiterhin zu Hause aufbewahren», sagte Munesu Mandiopera der britischen Zeitung.
Durch den Absturz der Währung verloren viele Zimbabwer und Zimbabwerinnen ihre Ersparnisse und Renten. Was das Misstrauen gegenüber der Zentralbank verstärkte. Heute bewahren viele ihr Geld lieber zu Hause als auf einer Bank auf.
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