Baselbieter BiotechunternehmenIdorsia streicht bis zu 500 Stellen
Das Biotechunternehmen in Allschwil muss den Rotstift ansetzen. Aufgrund von Kosteneinsparungen könnten bis zu 500 Arbeitsplätze wegfallen.
Das Biotechunternehmen Idorsia muss wegen seiner klammen Finanzlage rigoros sparen. Bis zu 500 Stellen will das Baselbieter Unternehmen streichen, und auch bei den laufenden Forschungsprojekten werden nur die wichtigsten fortgesetzt. Da die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sowie die Supportfunktionen in Allschwil zu Hause sind, wird auch dort gekürzt.
Wegen der schwierigen finanziellen Situation hat Idorsia eine Kostensenkungsinitiative gestartet, mit der der Cash-Verbrauch am Hauptsitz um etwa 50 Prozent gesenkt werden soll, wie es in einem Communiqué vom Freitag heisst. «Die Umsätze wachsen weniger schnell als erwartet und die Erlöse aus den Verkäufen des Schlafmittels Quviviq in den USA treffen verzögert ein», sagt Mediensprecher Andrew C. Weiss. «Erschwerend kommt hinzu, dass der Kapitalmarkt derzeit nicht gewillt ist, Geld zu sprechen, was die Refinanzierung erschwert.»
Die Folge ist, dass Idorsia den Rotstift ansetzen muss. So werden die Investitionen in Forschung und Entwicklung erheblich reduziert und das Biotechunternehmen wird sich auf jene Aktivitäten konzentrieren, die schnell und mit vertretbarem finanziellem Aufwand vorangebracht werden können. Die Projekte, die nicht den Prioritäten des Unternehmens entsprechen, werden entweder gestoppt oder für eine Partnerschaft oder Auslizenzierung vorbereitet.
Firmenchef: «Bedaure Initiative zutiefst»
Weniger Forschungsprojekte bedeutet auch weniger Bedarf an Mitarbeitenden. Entsprechend könnten dem Programm bis zu 500 Stellen zum Opfer fallen. In der Mitteilung heisst es, dass Idorsia aktuell über mehr als 1200 Mitarbeitende verfügt.
Die Stellen werden den Angaben zufolge vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung und den damit verbundenen Unterstützungsfunktionen wegfallen. Das Unternehmen sei bestrebt, die Zahl der potenziellen Entlassungen durch natürliche Fluktuation, Pensionierungen und andere Massnahmen zu minimieren. Ein Konsultationsverfahren mit den Arbeitnehmervertretern am Hauptsitz sei eingeleitet worden.
Nach Abschluss des Konsultationsverfahrens beabsichtigt Idorsia, die Initiative vor Ende 2023 abzuschliessen. Die Kostenreduzierung soll dann Anfang 2024 vollständig wirksam werden. «Ich bedaure zutiefst, eine solche Initiative einleiten zu müssen, aber wir können das derzeitige Investitionsniveau einfach nicht aufrechterhalten», wird Firmenchef Jean-Paul Clozel in der Mitteilung zitiert.
Länger anhaltende Probleme
Tatsächlich steckt Idorsia bereits seit einiger Zeit in dem Dilemma, frische Gelder zu brauchen, um den Forschungsaufwand weiter finanzieren zu können. Zuletzt war immer wieder über eine mögliche Kapitalerhöhung spekuliert worden.
Erst am gestrigen Donnerstag hatte das Biotechunternehmen mitgeteilt, sein Asiengeschäft für 400 Millionen Franken zu verkaufen. Damit trennte sich das Unternehmen auch von dem Medikament Pivlaz gegen Hirnblutungen, das sich in letzter Zeit sehr gut entwickelt hatte. Die Gelder aus dem Verkauf sollen gemäss Weiss bald eintreffen. Experten hatten diesen Schritt zwar grundsätzlich begrüsst, gleichzeitig aber betont, dass diese Mittel nicht ausreichten, um den Kapitalbedarf weit über das laufende Jahr hinaus zu decken.
Idorsia wird am Dienstag der kommenden Woche die Halbjahreszahlen präsentieren. Vor allem werden Investoren wissen wollen, was aus den Zielen für das Jahr 2025 wird. Im April noch hatte CEO Clozel bekräftigt, dass Idorsia 2025 die Profitabilität erreichen wolle bei einem Jahresnettoumsatz von mehr als 1 Milliarde Franken.
SDA/lif/Dorothea Gängel
Fehler gefunden?Jetzt melden.