Frucht als KunstwerkEssbare Kunst – diese Banane klebt im Museum
Die an die Wand geklebte Frucht ist zu einem Statement geworden, ebenso ihr performancehafter Verzehr. Ein Gericht muss nun festlegen: Wer war zuerst mit der Idee?
Knapp 60 Sekunden brauchte Noh Huyn-soo am Wochenende, um internationale Berühmtheit in der Kunstwelt zu erlangen. Der koreanische Kunststudent brachte zwar einen ihn plötzlich überkommenden Hunger als Erklärung vor, warum er Maurizio Cattelans Werk mit dem Namen «Comedian» im Leeum Kunstmuseum in Seoul mir nichts, dir nichts von der Wand gegessen habe. Insgeheim aber war wohl die Aktion selber eine Art Performance.
Natürlich dokumentierte Noh Huyn-soo sein Zvieri branchengerecht bei Instagram und schrieb unter das Video, er habe eben die «teuerste Banane der Welt» gegessen. Die erste Ausgabe von Cattelans Kunstwerk – eine mit grauem Tape an die Wand geklebte Banane – wurde 2019 an der Art Basel in Miami für aufsehenerregende 120’000 Dollar verkauft, in einer weiteren Edition gar für 150’000 Dollar.
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Cattelans Werk «Comedian» wurde in der Folge zu einem kleinen Viralhit und mehrfach reproduziert. Krypto-Enthusiasten ritzten ihren Bitcoin-Key in Bananenhülsen, Essen wurde als zynische Botschaft gegen die ungerecht verteilte Nahrung in der Welt an die Wand geklebt, und natürlich dauerte es nicht lange, bis auch der Verzehr des berühmten Kunstwerks selbst als avantgardistisches Statement begriffen wurde.
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Als Ersten überkam den georgischen Künstler David Datuna ein plötzlicher Hunger, als er, ebenso auf der Art Basel in Miami vor vier Jahren, die zuvor als so wertvoll deklarierte Banane von der Wand nahm und verzehrte. «Ich mag diese Installation, sie ist wirklich lecker», liess er sich damals zitieren. Der Stunt brachte ihm später einen Deal mit dem Bananenvertreiber Dole ein, der mit ihm einen Bananen-NFT entwickelte und Geld für Nahrungsmittelknappheit in den USA sammelte.
Insofern steht die Aktion des Koreaners Noh in einer gewissen Tradition. Das Werk selber sei ja bereits als eine gewisse Rebellion gegen Konformitäten in der Kunstwelt zu verstehen, sagte Noh einem koreanischen Newssender. Er selbst wollte nun gegen diese Rebellion rebellieren. «Hängt die Banane nicht eigentlich an der Wand, um gegessen zu werden?»
Ist es ein Plagiat?
Die krumme Frucht als Kunstobjekt beschäftigt derzeit auch Anwälte vor Gericht. Vor einem Jahr klagte der kalifornische Künstler Joe Morford, dass Cattelans Banane sein eigenes Kunstwerk «Banana&Orange» aus dem Jahr 2000 plagiiere. Morford klebte die beiden Früchte damals auf einen grünen Hintergrund, ebenso mit dem stilprägenden grauen Duct-Tape, und liess das Kunstwerk auch unter Urheberrecht stellen. Cattelans Anwälte argumentieren, dass eine an die Wand geklebte Banane kein valides Copyright haben könne. Das Verfahren läuft.
Unabhängig davon wird Cattelans Kunstwerk auf seiner Tournee durch diverse Kunstschauen nur noch ausgestellt und ist nicht mehr käuflich zu erwerben. Die Banane wird alle paar Tage ausgewechselt. Für die Ausstellung in Seoul hatte Nohs Verzehr keine direkten Folgen. «Es geschah sehr plötzlich. Der Künstler wurde informiert, reagierte jedoch nicht darauf», informierte das Museum.
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