AboAdolf Ogi zu den EWR-Protokollen«Ich bin froh, ist die Wahrheit nun endlich auf dem Tisch»
Neue Dokumente zeigen, dass der Bundesrat vom EWR alles andere als überzeugt war. Adolf Ogi erzählt, wie hinter den Kulissen gekämpft wurde, was bei der epochalen Abstimmung schieflief und wie es zum überhasteten EU-Beitritts-Gesuch kam.
Herr Ogi, die freigegebenen Protokolle von 1991 decken auf, dass sich mehrere Bundesräte intern sehr negativ zum EWR geäussert hatten. Es handle sich um einen «Kolonialvertrag», die Schweiz habe sich von der Europäischen Gemeinschaft «tranchenweise abschlachten» lassen. Wie haben Sie das erlebt?
Diese Aussagen fielen innerhalb der vielen, sehr intensiven Diskussionen. Es war eine sehr schwierige Zeit, die Schweiz stand unter starkem Druck. Wir waren zusammen mit Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen, Island und Liechtenstein in der Efta. Und wir wussten, dass Österreich und Schweden in die EU wollten, damals noch EG. Entsprechend hatten wir Bedenken, plötzlich allein dazustehen, wenn wir beim EWR nicht mitmachen würden. Deshalb waren Mut, Leadership und Visionen gefragt.