Erfahrungsberichte von LesendenHuhn, Tauben, Fledermäuse – was Katzen alles erbeuten
Wir haben Sie gefragt, was Ihre Stubentiger an Beute nach Hause bringen. Hier lesen Sie die sechs skurrilsten Anekdoten – und einen Tipp.
Geschätzte zwei Millionen Katzen leben in der Schweiz. Weil ihr Jagdverhalten Vögel, Reptilien und Amphibien belastet, wird in Tierschutzkreisen ein Katzen-Moratorium diskutiert.
Wir haben Ihre Geschichte zu jagenden Stubentigern gesucht, und Sie – werte Leserin, werter Leser – haben uns rege geschrieben. Offenbar enden nicht nur Mäuse und Vögel in den Krallen der Hauskatzen, sondern auch Hühner und sogar Fledermäuse. Die besten Anekdoten aus unserer Leserschaft:
Tauben und Fledermäuse
Hanna Imboden aus der Region Winterthur: «Am liebsten mag unser Hauskater Melnitz Vögel und Mäuse, aber auch Libellen und Heupferde. Versucht er diese zu essen, bekommt er allerdings Husten. Das Verrückteste, was er uns nach Hause gebracht hat, waren eine ausgewachsene Taube und eine sehr grosse Ratte.»
Thomas Bürglin aus der Region Basel: «Eines Abends vor fast fünfzehn Jahren sprang unsere Katze durchs Fenster und legte ihre Beute im Wohnzimmer ab. Zuerst dachten wir, es sei eine Maus, aber beim genaueren Hinsehen stellte sich heraus, dass es eine Fledermaus mit eingefalteten Flügeln war. Kaum war die Katze weg, bewegte sich die Fledermaus und flog im Zimmer im Kreis. Sie hatte sich nur tot gestellt. Wir fragten uns, wie wir sie einfangen könnten. Zum Glück kamen wir auf die Idee, das Licht zu löschen und das Fenster aufzumachen. Und weg war sie – mithilfe ihres Sonars.»
Unbekömmliche Taubenschwänze
Marius Furrer aus Zürich: «Unser einäugiger Wohnungskater darf nur auf unsere Terrasse, dort kann er keine Vögel oder Mäuse fangen. Spannend findet er Taubenschwänzchen, die er beobachtet und zu erwischen versucht, aber sie sind zu schnell. Zu seiner Unterhaltung züchte ich solche Schmetterlinge. Eines Morgens waren fünf Raupen verschwunden. Sie waren nicht geschlüpft, sondern schlimmer: Unser Kater hat sie verspeist. Bei Nummer 4 wurde ihm schlecht, die Nummer 5 hat er dann nur noch getötet. Genau das ist ein weiteres Charaktermerkmal von ihm: Ungeduld. Hätte er etwas gewartet, hätte er fünf schöne Taubenschwänzchen zum Spielen gehabt.»
Schlaue Komplizen
Alois Stark: «Unser kastrierter Kater Jimmy war ein passionierter und sehr erfolgreicher Mäusejäger. Wenn er mit einer fetten Maus im Maul über die Wiese nach Hause rannte, beobachteten wir immer wieder, wie ihm jeweils zwei Krähen folgten; in gebührendem Abstand wohlverstanden. Sie hatten erkannt, dass sie die Überreste der Maus ergattern konnten, oft sogar die ganze Beute.»
Geglückte und missglückte Rettung
Nico Müller aus Wangen bei Olten: «Eines Tages hörte ich im Treppenhaus ein Gackern. Ich bildete mir das wohl ein, sah aber zur Sicherheit im Keller nach. Was entdeckte ich in der hintersten Ecke? Ein weisses, fast ausgewachsenes Huhn. Und unseren Kater Elvis. Er musste das Huhn durchs Kellerfenster hereingeschleppt haben, hatte es aber offenbar nicht verletzt, auch wenn überall Federn lagen. Der nächste Bauernhof war zweihundert Meter entfernt. Es ist möglich, dass dieses Huhn selbst geflohen und in unseren Garten gekommen war, wo es von Elvis lediglich durchs offene Fenster bugsiert wurde. Wir konnten uns nicht sicher sein.»
«Eines war uns aber klar: Wir liefern dieses Huhn sicher nicht zurück an einen Ort, wo es für den Schlachthof bestimmt ist. Nach wenigen Telefonaten fanden wir einen Lebenshof, der dem Huhn ein Zuhause bieten konnte. Unser Elvis wurde so zum unverhofften Tierbefreier – für eines der rund achtzig Millionen Hühner im Jahr, die nicht von Katzen, sondern von Menschen getötet werden.»
Diven jagen nicht
Niklaus Ballmer aus Basel: «Unser ukrainische Kater hat einen ausgeprägten Jagdtrieb für Spitzmäuse. Phasenweise, dafür beinahe jede Nacht erlegt er eine und legt sie nach dem Spiel auf den Fussabtreter hin. Anders die Katze – eine Maine Coon mit Stammbaum, eine ehemalige Zuchtkatze –, die nach sieben Würfen sterilisiert und vom Züchter an uns verkauft wurde. Sie jagt nur Insekten und Spinnen, mit wenig Erfolg und Durchhaltewillen. Wir vermuten, dass schon allein wegen der unterschiedlichen Herkunft das Verhalten so anders ist. So werden Vögel von der Katzendame nur angesungen, wenn sie vor dem Fenster sitzen.»
Schluss mit dem Vogelsterben
Monica Sievi aus Zürich schreibt: «Jeweils ab März lebt meine Katze nur draussen. Als sie jünger war, brachte sie mir viele Vögel. Da ich eine grosse Tierliebhaberin bin und mir Vögel wahnsinnig am Herzen liegen, hat mich das gestresst. Weil Lele aber sehr intelligent ist und sie mein Unbehagen wohl gespürt hat, kommt sie seit zwei Jahren nicht mehr mit der Beute rein. Ich habe mein ganzes Leben mit Katzen verbracht, aber nach Lele kommt höchstens eine alte Katze aus dem Tierheim infrage, die nicht mehr jagen wird. Ich kann das Vogelsterben und dieses sinnlose Töten moralisch nicht mehr vertreten.»
Ein ultimativer Tipp
Beatrice Schuppli aus Bürglen OW hat einen Ratschlag: «Unsere Milou ist eine erfolgreiche Mäusejägerin. Ich liebe die Katze, aber eben auch Vögel, Blindschleichen, Ringelnattern und Wildbienen. In der Brutzeit bekommt die Katze tagsüber Hausarrest, und seit ich von einer Studie mit der Katzenhalskrause gelesen habe, trägt Milou eine solche (nach längerem anfänglichem Theater). Die Krause verhindert erfolgreich, dass Katzen jagen können. Unsere Katze trägt allerdings kein Glöckchen, weil das Mäuse verscheuchen würde.
Schläft Milou im Haus, nehme ich ihr die Halskrause ab, damit sie ihr Fell besser putzen kann. Zweimal hat Milou die Krause verloren, weil sie an Ästen hängen geblieben ist, aber der Sicherheitsverschluss funktioniert gut. Seit sie die Krause trägt, hat sie nie mehr einen Vogel nach Hause gebracht.»
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