Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Auschwitz-Museum auf Social Media
Den anonymen Opfern des Holocaust ein Gesicht geben

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Der X-Account des Auschwitz-Museums ist eine Stimme der digitalen Erinnerungskultur.
  • Täglich werden dort Biografien und Bilder von Holocaustopfern präsentiert.
  • Der Account fördert die Teilnahme und Diskussion über die Schicksale der Ermordeten.
  • Der Journalist Pawel Sawicki verantwortet den Account, um die Schoah-Geschichte lebendig zu halten.

Erinnern will gelernt sein. Vor allem, wenn es um eines der grössten Verbrechen der Menschheitsgeschichte geht. Die industrielle Ermordung von Millionen unschuldiger Menschen – Männern, Frauen, Kindern – ist ein in seinen Dimensionen nicht zu begreifendes Ereignis, das auch in der Erinnerung sein Grauen kaum verliert. Wie verstehen? Wie damit umgehen? Wie erinnern? Wie damit weiterleben?

Wie es gehen könnte, zeigt der offizielle X-Account des Auschwitz-Museums. Erstellt im März 2012, hat er sich seither zu einer wichtigen Stimme in der digitalen Erinnerungskultur entwickelt. Momentan hat der Account 1,4 Millionen Follower. Seine Aktualität ist heute, 80 Jahre nach der Befreiung des Todeslagers, grösser denn je.

Unscheinbare Menschen, grausames Schicksal

Täglich begegnet man dort Geschichten bislang namenloser und gesichtsloser Opfer des Holocaust. Es sind meistens simple Eckdaten zu Biografien zu lesen, in denen das ganze Grauen der Schoah steckt: «Januar 1939 | Das niederländisch-jüdische Mädchen Margaretha Beatrice Swartberg wurde in Groningen geboren. Im Oktober 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter Maria Sara und ihrer jüngeren Schwester Judith Josephine nach #Auschwitz deportiert. Höchstwahrscheinlich wurden sie nach der Selektion gemeinsam in einer Gaskammer ermordet.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Es sind aber nicht nur Namen und Daten auf dem Account zu finden. Gezeigt werden auch die Bilder der Opfer, aufgenommen zu einem Zeitpunkt, als sie nicht ahnen konnten, welches grausame Schicksal sie ereilen würde: Oft sind es schwarzweisse Porträtbilder von Menschen, die diese wohl bei einem Fotografen erstellen liessen. Sie blicken manchmal zuversichtlich, scheu, ernst oder lächelnd in die Kamera.

Manchmal sind es aber auch Bilder, die in Auschwitz selbst aufgenommen wurden. Der Kontrast in den Gesichtern der Opfer könnte nicht grösser sein. Die Nationalsozialisten ermordeten in Auschwitz mehr als 1,1 Millionen Juden sowie 70’000 nicht jüdische Polen, 25’000 Roma und etwa 15’000 sowjetische Kriegsgefangene.

Jene, die ihr Leben opferten

Manchmal gibt es auch Berichte über Widerstandskämpfer, Menschen, die sich auflehnten und dabei starben. Es gibt auch manche, die durch glückliche Fügung davongekommen sind. Auch diese Posts erzählen einen Teil der Geschichte, dass es nämlich Menschen gab, die sich auflehnten, die ihr Leben gaben in der Hoffnung, etwas für die andern verändern zu können.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Der Account bietet aber auch Raum für Anteilnahme oder gar Diskussion. Manchmal twittern Verwandte der Ermordeten, dass sie der verlorenen Menschen nach wie vor gedenken. Es ist eine wichtige Funktion der Seite: zu zeigen, dass die Menschen nicht vergessen sind, dass die Wunden, die dort geschlagen wurden, bis heute schmerzen.

Verantwortlich für den Account ist der Journalist Pawel Sawicki. Der frühere Radiojournalist erfuhr als zehnjähriger Knabe, dass Auschwitz ein Zentrum des nationalsozialistischen Völkermords an den Juden gewesen war. Beim Besuch seiner Grosseltern, die in der nahe bei Auschwitz gelegenen Stadt Oswiecim lebten, las er davon in einem Buch.

Die Erinnerung gegenwärtig halten

Seither hat ihn das Thema nicht mehr losgelassen. Er sammle ständig neue Informationen, sagte er der Zeitung «Jewish Telegraph Agency», seit 2007 arbeitet er für das Auschwitz-Birkenau-Memorial-Museum. Bald erkannte er auch die Möglichkeiten sozialer Medien, um ein Ereignis von dieser Tragweite gegenwärtig zu halten.

Das Hauptziel sei dabei, so Sawicki, über das Ausmass des Verbrechens und die Bedingungen, die es ermöglicht haben, aufzuklären. Gleichzeitig sieht er seine Aufgabe auch darin, den Holocaust gegen seine Instrumentalisierung zu verteidigen: Dazu gehören Verharmlosung und Leugnung der Katastrophe, wie es immer wieder vorkommt. Dann schreitet Sawicki ein und stellt richtig.