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Tipps bei Heuschnupfen
Achtung, die Birkenpollen fliegen wieder

Horizontal close-up picture of cloud of pollen grain from birch tree catkin, flying in the air in spring season for the pollination process. Photography with a human hand shaking and rubbing catkin to scatter the pollen grains. Catkins on branch are shaken by the wind, which disperses the pollen from the tree all over the air.
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Jeder fünfte Mensch leidet hierzulande an einer Pollenallergie. Derzeit sind Birken- und Eschenpollen unterwegs – früher als normal. Gerade Birkenpollen lösen bei Allergikern besonders heftige Symptome aus, da sie sehr starke Allergie auslösende Eiweisse (Allergene) enthalten. Diese Saison könnte für die Betroffenen besonders unangenehm werden, weil die Bäume mehr Pollen als üblich freisetzen. Man nennt das ein Mastjahr.

Wie merke ich, ob ich allergisch gegen Pollen bin?

«Typische Symptome für Heuschnupfen sind eine laufende Nase mit durchsichtigem Sekret, Niesattacken, juckende und tränende Augen sowie Juckreiz in der Nase, am Gaumen und in den Ohren», nennt Nadia Ramseier vom Allergiezentrum Schweiz aha! einige der häufigsten Symptome. Wenn sich diese Symptome mehr im Freien und weniger in geschlossenen Räumen zeigen, dann könnte es eine Pollenallergie sein. Wer eine Pollenallergie vermutet, sollte zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen, um frühzeitig die Symptome behandeln zu können.

In welchem Alter tritt eine Pollenallergie auf?

Allergien kommen familiär gehäuft vor. Kinder müssen aber erst mit Pollen in Kontakt gekommen sein, um eine Allergie zu zeigen. «Insofern wird ein Neugeborenes in der ersten Saison noch nichts spüren», sagt Ramseier. In der Mehrzahl der Fälle treten Pollenallergien das erste Mal bis etwa zum 30. Lebensjahr auf. Dabei werden die Diagnosen am häufigsten bei Kindern im Schulalter gestellt. Generell sei man aber nie geschützt, sagt Marie-Charlotte Brüggen vom Unispital Zürich. «Eine Pollenallergie kann in jedem Alter erstmals auftreten», sagt die Allergologin. «Mein ältester Patient war über 80 Jahre alt, als er eine Gräserallergie entwickelte.» Das sei aber sehr selten. Es kann umgekehrt auch einmal vorkommen, dass Pollenallergien von allein wieder verschwinden. Das ist aber nicht die Regel.

Wie stelle ich fest, gegen welche Pollen ich allergisch bin?

Man solle beobachten, wann genau die Symptome auftreten, sagt Ramseier. Dabei überschneiden sich manche Pollenarten wie gerade jetzt, wo neben den Birken auch Eschen blühen. Letztlich kann nur eine Fachperson abklären, wogegen genau jemand reagiert. Das geht über einen Hauttest und einen Bluttest. Beim Hauttest werden Allergenlösungen mithilfe von winzigen Nadeln in die obere Hautschicht eingeführt (Prick-Test). «Nach ungefähr 15 Minuten sehen wir, auf welches Allergen die Haut reagiert, indem sie rot wird, und eine Quaddel bildet», sagt Marie-Charlotte Brüggen. Der Bluttest zeigt bestimmte Antikörper an, die sich gegen die Pollenallergene richten. Ein positives Testresultat heisst in beiden Fällen noch nicht, dass tatsächlich eine Allergie vorliegt. Das ist erst der Fall, wenn die charakteristischen Symptome passend dazu auftreten.

Skin prick allergy to find out kind of allergy

Welche Pollen sind am schlimmsten?

Birkenpollen! Sie lösen bei Allergikern besonders heftige Symptome aus, da sie sehr starke Allergene enthalten. Es reichen bereits 70 Birkenpollenkörner pro Kubikmeter Luft, um allergische Symptome auszulösen, wie Roxane Guillod, Co-Leiterin Fachdienstleistungen von aha! auf der Website schreibt. «Birken- und Gräserpollen rufen auch deshalb besonders heftige Symptome hervor, weil die Pollen sehr klein sind und damit tief in die Atemwege und die Nasenschleimhaut eindringen können», fügt Ramseier an. Am häufigsten reagieren Pollenallergiker hierzulande auf Gräserpollen (etwa 70 Prozent), gefolgt von Birkenpollen (etwa 40 Prozent). Wobei Betroffene gegen mehrere Arten von Pollen reagieren können. Die Saison für Gräserpollen dauert am längsten von Mai bis zum Spätsommer.

Kann es zu Kreuzreaktionen bei Birkenpollenallergien kommen?

«Ja», sagt Marie-Charlotte Brüggen. Das bedeutet, dass Baumpollenallergiker noch zusätzlich gegen bestimmte Nahrungsmittel reagieren können, Äpfel oder Nüsse zum Beispiel. Das betrifft 70 Prozent der Baumpollenallergiker. Sie spüren dann vor allem ein Kribbeln oder Jucken im Mund oder die Lippen schwellen etwas an. «Der Grund dafür sind bestimmte Proteine in den Nahrungsmitteln, die denen der Pollen ähneln», sagt die Allergologin. Das Gute sei aber, dass viele dieser Proteine bei Hitze zerstört werden, gebackene oder gekochte Äpfel und Nüsse vertragen die Pollenallergiker meist. «Diese Kreuzreaktionen sind in der Regel sehr viel schwächer als Lebensmittelallergien, die von anderen Allergenen ausgelöst werden», sagt die Ärztin. Ein allergischer Schock, wie er zum Beispiel bei Erdnussallergikern selten vorkommen kann, ist bei derartigen Kreuzreaktionen unwahrscheinlich.

Wie gefährlich ist der gelbe Pollenstaub?

Das sind Pollen von Nadelbäumen, beispielsweise von Fichten. Die Pollen fliegen im Mai durch die Luft und legen sich als gelber Staub auf Oberflächen oder sind an den Rändern von Wasserflächen zu sehen. Diese Pollen sind für Allergiker meist unbedenklich. Sie sind so gross, dass man sie mit dem blossen Auge sehen kann, und sie dringen kaum in den Körper ein. Die grossen Pollen können lediglich mechanisch im Hals oder den Augen kratzen wie andere Staubpartikel auch. Von den rund 3500 Pflanzen in der Schweiz sind gemäss aha! nur etwa 20 für Pollenallergiker von Bedeutung.

Der Urner Foehn sorgt an den Rottannen bei Erstfeld im Urner Reusstal fuer einen Pollensturm, am Freitag, 27. April 2018. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Was kann ich gegen die Pollenallergie tun?

Die Fachleute empfehlen drei Massnahmen:

Allergene meiden

Nicht rausgehen, wenn viele Pollen fliegen. Dazu empfiehlt aha! die Pollen-News-App von Meteo Schweiz, die in Echtzeit den Pollenflug anzeigt und eine Zweitagesvorhersage liefert. Dort können Betroffene individuelle Informationen bekommen, je nachdem, gegen welche Pollen sie allergisch sind (weitere Pollenvorhersagen finden Sie hier).

Wer dennoch raus muss, sollte eine Sonnenbrille tragen und gegebenenfalls eine (chirurgische) Maske und vorher Medikamente einnehmen (zum Beispiel Antihistaminika).

Zu Hause sollte man die Kleider wechseln und nicht im Schlafzimmer aufbewahren und vor dem Zubettgehen die Haare waschen.

Man sollte tagsüber die Fenster nicht gekippt lassen, sondern kurz stosslüften.

Ratsam ist zudem, Pollenfilter an den Fenstern anzubringen, einen Luftfilter für die Wohnung zu nutzen sowie häufig zu staubsaugen.

Die Wäsche nicht draussen trocknen lassen.

Symptome lindern

«Die Betroffenen sollten nicht versuchen, den Helden zu spielen», sagt Ramseier. Es ist wichtig, die Symptome zu behandeln, damit die Allergie nicht schlimmer wird. Gefürchtet sei der «Etagenwechsel», sagt Brüggen. Das heisst, wenn zum Schnupfen und Niesen Asthma hinzukommt. Bei einer Allergie sind die Atemwege immer wieder entzündet. Wenn sich diese chronische Entzündung immer weiter auf die Lunge absenkt, kann dadurch ein allergisches Asthma entstehen.

Von den Pollenallergikern hat ein Drittel ein chronisches allergisches Asthma. «Wenn es beim Einatmen pfeift oder man nachts mit Atemnot aufwacht, sind das Anzeichen für Asthma», sagt Brüggen.

Bei Allergikern reagiert das Immunsystem überschiessend auf die Pollen, obwohl diese eigentlich harmlose Umweltstoffe sind. «Bestimmte Immunzellen schütten deshalb den Botenstoff Histamin aus. Das löst Sofortreaktionen aus wie die laufende Nase und tränende Augen», sagt Brüggen. Danach führen weitere Botenstoffe zu Entzündungsreaktionen, die die Symptome verstärken und verlängern, was zu Asthma führen kann.

Brüggen empfiehlt, zunächst das Histamin zu blockieren mit Nasenspray, Tropfen oder Tabletten. Um die Entzündungen einzudämmen, wird Kortison zum Inhalieren oder als Nasenspray eingesetzt. Neben Kortison und Antihistaminika gibt es noch andere Wirkstoffe, die eingesetzt werden können.

Ursache behandeln

Die Fachleute empfehlen eine Desensibilisierung. Dabei wird das Immunsystem mit einer sehr kleinen Dosis an Pollenallergenen an die Allergieauslöser gewöhnt. Früher bekamen die Patienten jeweils in der pollenfreien Saison wöchentlich eine Spritze mit dem Allergen verabreicht. Inzwischen gibt es – zum Beispiel für Birkenpollenallergiker – auch Tabletten oder Tropfen zum Einnehmen.

Die Dosis der Allergene wird über einen längeren Zeitraum ganz langsam erhöht. «So kann das Immunsystem umgepolt werden und lernen, die Pollen zu tolerieren», sagt Brüggen. Die Prozedur dauert allerdings drei bis fünf Jahre. Dabei profitieren 70 bis 85 Prozent der Behandelten von dieser ursächlichen Therapie. «Bei den behandelten Patienten verbessert sich die Lebensqualität deutlich und bei manchen verschwinden die Symptome sogar komplett», sagt die Ärztin. Sinnvoll sei es, bereits in der Pollensaison die Therapie für eine Desensibilisierung in den Wintermonaten zu planen, fügt Ramseier an.

Allgemeine Informationen beim Allergiezentrum Schweiz, Unispital Zürich