Nach HerzstillstandNach genauer Aufklärung: Jede zweite Person sagt Nein zu Wiederbelebung
Wenn Patienten die Chancen und Risiken einer Reanimation kennen, entscheiden sie sich weniger für lebensverlängernde Massnahmen.

In der Schweiz erleiden pro Jahr rund 8000 Menschen einen Herzkreislaufstillstand. Hört das Herz auf zu schlagen, sinkt die Chance zu überleben mit jeder Minute. Im Spital liegen die Überlebenschancen bei 20 Prozent. Ausserhalb überlebt nur jede zehnte Person. Schon nach wenigen Sekunden ohne Herzkreislauf wird das Gehirn irreparabel geschädigt. «Nur etwa 25 Prozent können wieder selbstständig ohne Hilfe zu Hause leben», sagt Sabina Hunziker, Professorin für Psychosomatik am Universitätsspital Basel.
Weshalb ist diese Information wichtig? Vor zwei Jahren zeigte eine Studie der Universität Basel auf, dass die Bevölkerung eine falsche Vorstellung von den Risiken und Erfolgschancen einer Wiederbelebung hat: «Wenn die Leute wüssten, dass ihre Überlebenschancen so gering sind und das Risiko von teilweise schweren Hirnschäden gross ist, würden sich wohl viele gegen eine Wiederbelebung entscheiden», sagte Hunziker damals.
Patientenaufklärung hat grosse Auswirkungen
In einer aktuellen, vom Universitätsspital Basel geleiteten Studie, die in sechs Schweizer Spitälern mit 2663 Patientinnen und Patienten durchgeführt wurde, konnte diese Aussage nun belegt werden. In der Gruppe, die umfassend informiert wurde, entschieden sich 49 Prozent gegen eine Reanimation – in der Kontrollgruppe waren es nur 38 Prozent. Zudem waren sich die informierten Patienten ihrer Entscheidung sicherer als jene in der Kontrollgruppe.
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Das Problem ist: Betroffene eines Herzkreislaufstillstands können nicht mehr gefragt werden. Im Zweifelsfall wird wiederbelebt. «Aber wenn über die nachfolgende Therapie und die weiteren Schritte entschieden werden muss, ist das Wissen, was die Patienten gewollt hätten, beispielsweise in Form einer Patientenverfügung enorm hilfreich», sagt Hunziker. Ausserdem würde es oft die Angehörigen entlasten, die in Vertretung der Patienten mitentscheiden.
Am Basler Universitätsspital werde beim Eintritt der Wunsch für oder gegen eine Wiederbelebung besprochen und dokumentiert. Dabei helfe eine eigens entwickelte Kommunikationscheckliste mit Entscheidungshilfen, die schrittweise durch das Thema führen. Auch andere Krankenhäuser planen, diese Praxis in naher Zukunft umzusetzen.
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