Millionen für neue HeizungenHausbesitzer investieren wie nie zuvor ins Energiesparen
Über das Gebäudeprogramm fördert der Bund energetische Sanierungen von Immobilien. Neue Zahlen zeigen nun: 2020 kam es zu einem Boom, und 2021 geht es ähnlich weiter.
Wer eine Heizung ersetzen will, die Fassade neu machen lässt oder andere Sanierungen vornimmt, um Energie zu sparen, kann dafür Gelder vom Bund abholen. 2 Milliarden Franken flossen seit dem Start 2010 bis 2019 in Projekte, die das sogenannte Gebäudeprogramm mitfinanzierte. Dessen Ziel: Energiesparen. Lange Zeit wurde viel Geld aus dem Fördertopf nicht abgeholt. Doch bisher unveröffentlichte Zahlen zeigen nun: Seit 2019 hat sich einiges getan.
Roger Nufer ist beim Bundesamt für Energie zuständig für das Gebäudeprogramm. Er sagt: «Bis anhin standen mehr Mittel aus der CO₂-Abgabe für das Gebäudeprogramm zur Verfügung, als von den Kantonen tatsächlich abgeholt wurden. Das ist nun nicht mehr der Fall». Ein regelrechter Sanierungsboom habe 2020 stattgefunden.
Das hat mit der Methodik der Vergabe der Mittel an die Kantone zu tun. Jeder Kanton erhält einen Teil der verfügbaren Mittel aus der CO₂-Abgabe direkt für seine Förderprogramme. Wenn die Kantone eigene, kantonale Budgets für die Förderprogramme beisteuern, werden die Mittel erhöht. Pro Franken, den die Kantone selber budgetieren, erhalten sie maximal zwei Franken zusätzlich vom Bund.
Das heisst: Die kantonalen Budgets in diesem Bereich haben bisher nicht ausgereicht, um das zur Verfügung stehende Geld aus dem Fördertopf abzuholen. 2020 hat sich dies nun geändert: Viele Kantone konnten vergangenes Jahr alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel verpflichten, und die Kantonsparlamente haben höhere Budgets für 2021 gesprochen.
Millionen an CO₂-Tonnen eingespart
Gerade die Kantone Tessin, Waadt, Bern gingen voraus. Weil andere Kantone nachgezogen haben, können sie 2021 die gesamten für das Gebäudeprogramm vorgesehenen Mittel aus der CO₂-Abgabe abholen. «Die höheren kantonalen Budgets haben zur Folge, dass nicht mehr alle Kantone das Doppelte ihres Budgets erhalten. Diese Entwicklung werte ich aber positiv, da dadurch insgesamt mehr Mittel für die Förderung zur Verfügung stehen», sagt Nufer.
Der Gebäudepark ist einer der Hebel, wo CO₂ eingespart werden kann. 1,2 Millionen Tonnen CO₂ über den gesamten Lebenszyklus: So viel CO₂ sparen die Massnahmen, die 2019 finanziert wurden. Zum Vergleich: Pro Kopf liegen die CO₂-Emissionen in der Schweiz bei 4,3 Tonnen pro Jahr. Ein wichtiger Beitrag also, um den Zielen des Pariser Klimaabkommens näher zu kommen.
Warum der Boom stattgefunden habe, sei nicht gänzlich geklärt, sagt Nufer. Aber es gibt Ansatzpunkte. Einerseits haben die Kantone ihre Programme angepasst und höhere Förderbeiträge gewährt. Der Kanton Bern etwa hat eine Abwrackprämie von 10’000 Franken pro ersetzter Heizung bezahlt.
Andererseits habe es in den letzten Jahren Änderungen in der politischen Zusammensetzung bei den Kantonsregierungen gegeben. Dies zum Vorteil der jeweiligen Programme. Und: Grundsätzlich sei im Markt und bei der Bevölkerung angekommen, dass fossile Heizungen nicht mehr zukunftsfähig seien und wirtschaftliche erneuerbare Systeme wie Luft-Wasser-Wärmepumpen etc. zur Verfügung stünden, sagt Nufer.
Die endgültigen Zahlen werden erst im September veröffentlicht. Aber: Nufer spricht von 440 Millionen Franken, die 2020 verpflichtet worden seien für konkrete Projekte. Davon seien rund 100 Millionen Franken von den Kantonen, der Rest aus der CO₂-Abgabe. 2021 könnte dieser Betrag laut Nufer noch einmal steigen.
Es gibt mehr Geld für den Topf
Ab 2022 ist das Gebäudeprogramm noch stärker alimentiert. Dann nämlich steigen die CO₂-Abgaben für eine Tonne CO₂ von 96 auf 120 Franken. Nufer geht von rund 540 Millionen Franken aus, die dann jährlich verpflichtet werden könnten.
In den vergangenen Jahren wurde vor allem in Sanierungen von Gebäudehüllen bezüglich Wärmedämmung investiert. Der Treiber für den derzeitigen Boom sei nun aber der Heizungsersatz, wie Nufer sagt. Hier scheinen die Programme in den Kantonen zu funktionieren. Aber auch bei der Wärmedämmung sei weiterhin grosses Potenzial vorhanden, um eine CO₂-Reduktion zu erreichen, sagt Nufer.
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